Widmann: Es gilt genau zu überlegen, bei welchen Projekten eine Bundesländer übergreifende
Abwicklung einen Mehrwert für die Nationalparkidee bringt
Matrei in Osttirol (hohetauern.at) - Der mit 185.000 ha größte Nationalpark des Alpenraumes
und ganz Mitteleuropas erstreckt sich über drei Österreichische Bundesländer, 44.000 ha in Kärnten,
61.000 ha in Tirol und 80.000 ha in Salzburg. Zum Vergleich: die anderen 5 Nationalparks in Österreich
sind 1.500 bis 20.000 ha groß, der Nationalpark Berchtesgaden oder der Schweizer Nationalpark rund 20.000
ha. "Diese enorme Größe ist ökologisch gesehen eine optimale Basis für einen effektiven
Schutz, stellt das Schutzgebietsmanagement aber sowohl ökonomisch als auch organisatorisch vor oft schwierige
Herausforderungen", so Nationalpark Landesrätin Tina Widmann. Ganz klar überwiegen für Widmann
aber die Vorteile und Chancen, "die Herausforderungen gilt es anzunehmen und zu meistern."
Widmann führt 2012 und 2013 den Vorsitz im Nationalparkrat, ein Bundesländer übergreifendes Entscheidungsgremium
aus dem Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft DI Niki Berlakovich, und
den drei in den Landesregierungen von Kärnten, Salzburg und Tirol ressortzuständigen Mitgliedern, neben
Widmann (Salzburg), LHStv DI Uwe Scheuch (Kärnten) und LHStv Hannes Gschwentner (Tirol). Für 1. Februar
2012 lud Widmann ihre Kollegen in die 'Nationalparkhauptstadt' Mittersill, um über die gemeinsamen Initiativen
2012 zu beraten.
Scheuch, der 2010 und 2011 den Ratsvorsitz inne hatte, ist überzeugt, dass "die weiten alpinen Urlandschaften,
Gletscher, Felswände, die saftigen Almen und die unberührte Natur sowie eine jahrhundertelang mühevoll
gepflegte Kulturlandschaft unseren Nationalpark Hohe Tauern zu dem macht, was er ist: Ein kostbares Juwel und ein
Paradies, das wir schützen müssen. Der Nationalpark Hohe Tauern ist eine Institution deren Wichtigkeit
sich auch im Bestehen einer länderübergreifenden Dachorganisation manifestiert. Weil eine erfolgreiche
Weiterentwicklung des Parks nur über die politischen Grenzen hinaus sinnvoll betrieben werden kann, müssen
wir uns im Nationalparkrat das Grundverständnis für eine länderübergreifende Zusammenarbeit
bewahren und uns ständig vor Augen halten, was unser Auftrag und unser Ziel ist und wie wir dieses gemeinsam
erreichen können."
"Wir tragen Verantwortung nicht nur für den Schutz unberührter Natur vor menschlichen Einflüssen,
sondern haben auch wichtige Aufgaben in den Bereichen Forschung, Bildung und Erholung. Diese Verantwortung können
wir nur dann ausreichend und nachhaltig wahrnehmen, wenn wir über den Tellerrand hinausblicken und gemeinsam
für unsere Ziele eintreten. In diesem Sinne wünsche ich dem neuen Vorsitzland zwei interessante spannende
Jahre und uns allen viel Erfolg in der Zusammenarbeit. Als Nationalparkreferent freue ich mich auf die gemeinsame
Umsetzung unserer ambitionierten länderübergreifenden Projekte!", so Scheuch weiter.
Mit einem Budgetvolumen von rund Euro 790.000,--, Euro 436.000 aus den jährlichen Zuwendungen der drei Nationalparkverwaltungen
und des Bundes plus Euro 140.000,-- über Projekte lukrierbare EU-Mittel, Euro 175.000,-- Übertrag aus
den Vorjahren und einem kleinen Teil aus Sponsor- und Onlineshop, werden länderübergreifende Kooperationen
in den Bereichen Natur- und Artenschutz, Wissenschaft und Forschung, Bildung und Besucherinformation, sowie Öffentlichkeitsarbeit
abgedeckt, berichtet NP-Dir Wolfgang Urban, der - analog zum politischen Vorsitz Salzburgs - im Direktorium die
turnusmäßige Geschäftsführung übernommen hat.
Was sind die länderübergreifenden Initiativen und wie werden sie ausgewählt? "Länderübergreifend
soll das gemacht werden, das dadurch einen Mehrwert bringt, was im eigenen Land effizienter und effektiver zu bewerkstelligen
ist, soll auch dort bleiben", nennt Widmann das 'Subsidiaritätsprinzip', an dem sich auch die internationale
Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten in der Europäischen Union orientiert. So besteht zB eine gemeinsame Homepage
'hohetauern.at', die nicht nur aktuell zu halten und zu warten ist. "Den Entwicklungen im 'social media' Bereich
zu folgen erfordert immer mehr Ressourcen, die sich aber lohnen. Facebook, Youtube, Handy Apps, Tourenportale,
da gibt es vieles, was wie geschaffen ist für die moderne Kommunikation der Nationalparkidee", ist Widmann
überzeugt.
Ganz eindeutig länderübergreifende Zusammenarbeit erfordert auch das Geschäftsfeld Wissenschaft
und Forschung. Viele der ganz großen und langfristigen wissenschaftlichen Projekte sind länderübergreifend
ausgerichtet, wie die Biodiversitätsdatenbank, Luftbildinterpretationen, die Monitoringprojekte zu den Gewässern,
zum Steinadler, Bartgeier oder Steinwild. Auch ein wissenschaftlicher Beirat mit internationaler Zusammensetzung
besteht ausschließlich länderübergreifend. "Ist einmal die Entscheidung für ein länderübergreifendes
Projekt gefallen, heißt es, sich voll und ganz dazu zu bekennen. Hier müssen wir schon noch daran arbeiten,
auch im Management und nicht nur in den Projektplänen Grenzen abzubauen", erzählt Urban aus dem
Alltag, der dann auf die hären politischen Zielvorgaben folgt. "Wenn die Wissenschaft sagt, die Suche
nach 'Hotspots' der Biodiversität im Rahmen des 'Tages der Artenvielfalt' macht Sinn, wenn ein jährlicher
Rhythmus zwischen Nord- und Südabdachung der Hohen Tauern stattfindet und dann wird im Direktorium vom 'Zwievierteltakt'
auf den 'Dreivierteltakt' gewechselt, dann kann ich nur sagen, es gibt noch viel Arbeit - auch an der Kultur der
Zusammenarbeit".
Einen guten Vorsatz zum Vorsitz Salzburgs hat Widmann sich als 'Minimalziel' gesetzt. "Ich möchte zumindest
die in der Artikel 15a Vereinbarung zwischen Bund und den drei Ländern geforderten 2 Ratssitzungen abhalten.
Allein das wäre schon eine Verbesserung, die letzte Ratssitzung war im April 2010, 2009 und 2008 hat es keine
einzige gegeben. Denn mit einer guten gegenseitigen Information und Kommunikation beginnt jede erfolgreiche Kooperation."
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