Energiepolitisch sensationelles Untersuchungsergebnis des Landes
Innsbruck (lk) - Kann aus einem bestehenden Kleinwasserkraftwerk mehr Energie in Form von Strom herausgeholt
werden? Diese Frage stellen sich nicht nur die Kleinwasserkraftwerks- betreiber in Tirol, sondern auch das Land
Tirol, das bereits im April des Vorjahres eigens eine Förderung auferlegt hat, um gemeinsam mit den Betreibern
das Effizienzpotenzial festzustellen. Im Zuge der Förderung zur Revitalisierung der Kleinwasserkraftwerke
konnten von der Wasser Tirol GmbH, die im Auftrag des Landes Tirol die notwendigen Erhebungen für die Betreiber
durchführt, bereits 56 Kleinwasserkraftwerke hinsichtlich ihrer Energieeffizienzpotenziale analysiert werden.
Und das Ergebnis der Untersuchung ist gleichsam überraschend wie energiepolitisch sensationell:
Bei den 56 untersuchten Kleinwasserkraftwerken könnte durch eine wasserwirtschaftliche und technische Optimierung
eine zusätzliche Strommenge zur Versorgung von 5.000 Haushalten gewonnen werden, ohne dass ein neues Gewässer
verbaut werden müsste.
Strom für Stadt der Größe Halls ohne zusätzliches Kraftwerk
„Im Schnitt wäre es möglich, dass die 56 bereits untersuchten Kleinwasserkraftwerke um über ein
Drittel mehr Strom erzeugen. Diese Größenordnung entspricht etwa dem Stromverbrauch einer Stadt in der
Größe von Hall. Das wäre ein weiterer, bedeutender Schritt auf unserem Weg hin zur Energieautonomie“,
ortet LHStv Anton Steixner erhebliches theoretisches Potenzial. „Auch wenn möglichst viele Kleinwasserkraftwerksbetreiber
ihre Anlagen revitalisieren, müssen wir neben der Sonne, der Biomasse, der Umwelt- und Abwärme auch die
Wasserkraft weiter ausbauen, um unser Ziel der Energieautonomie in Zukunft zu erreichen“, beugt der Energiereferent
möglichen Missverständnissen vor. „Mit Hilfe des Kriterienkatalogs wollen wir die richtigen Kraftwerke
an den richtigen Standorten errichten und dabei auf die Natur möglichst Rücksicht nehmen.“ Die Revitalisierung
von Kleinwasserkraftwerken ist ein wichtiger Part in dem vom Energiereferenten präsentierten Zehn-Punkte-Programm
für die Energieautonomie Tirols.
LHStv Steixner über die außerordentlichen Ergebnisse dieser Untersuchung: „Wenn wir die Kleinwasserkraftwerke
in Tirol wasserwirtschaftlich und technisch verbessern, können wir beträchtlich mehr Energie in Form
von Strom gewinnen, ohne dabei zusätzliche Gewässer verbauen zu müssen. So können unberührte
Gewässer in ihrer ökologischen Funktion weiterhin voll erhalten werden.“
„Derzeit erzeugen die von uns untersuchten 56 Kleinwasserkraftwerke 45 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Nach einer
wasserwirtschaftlichen und technischen Optimierung könnte diese Produktivitätsleistung bei rund 64 Gigawattstunden
pro Jahr liegen“, sieht Ernst Fleischhacker, Geschäftsführer der Wasser Tirol, hier ein Steigerungspotenzial
von mehr als ein Drittel.
Großer Erfolg der Landesförderaktion
„Das Interesse der Kleinwasserkraftwerksbetreiber an der Förderaktion des Landes Tirol ist ungebrochen groß.
Mit den geförderten Untersuchungen zeigen wir den Betreibern auf, welche Maßnahmen zu treffen sind,
um noch mehr Energie aus ihren Anlagen herausholen zu können“, betont LHStv Anton Steixner und kündigt
eine nochmalige Erweiterung der Aktion an: „Wegen des durchschlagenden Erfolgs haben wir das Förderkontingent
bereits Mitte letzten Jahres erhöht. Da das Kontingent nun aber schon wieder erschöpft ist, erweitern
wir die Förderung zur Effizienzsteigerung von Kleinwasserkraftwerken nochmals und stocken die kostenlose Erstberatung
von 60 auf 100 Beratungen auf. In einer zweiten Stufe können sich die Kraftwerksbetreiber vor Ort noch detaillierter
beraten lassen. Auch diese Detailberatungen, im Zuge derer die Betreiber einen schriftlichen Bericht über
Empfehlungen zu Effizienzsteigerungen der Anlagen erhalten, werden wir von 30 auf 50 aufstocken.“
Die Beratungsinitiative wird von der Wasser Tirol GmbH abgewickelt. Sie kümmert sich mit ihrem multidisziplinären
Team gesamthaft um die Fragen einer optimalen Ressourcenbewirtschaftung.
Grundlagen der „Tiroler Energiestrategie 2020“
Die ‚Tiroler Energiestrategie 2020’ bildet die Grundlage zur Ausrichtung des energiepolitischen Handelns auf Landesebene.
„Wesentliche Handlungsstrategien sind dabei vielschichtige Bemühungen im Bereich des Energiesparens, aber
auch die weitere Erschließung heimischer Energieressourcen, wie zum Beispiel Wasserkraft, Biomasse, Biogas,
Solarenergie, Umweltwärme oder Abwärme aus Industrieprozessen“, betont Stephan Oblasser, Energiebeauftragter
des Landes Tirol. |