stadt_potenziale 2012   

erstellt am
10. 02. 12

Innsbruck hat neun Kulturprojekte ausgewählt
Innsbruck (rms) - 70.000 Euro werden auch heuer wieder aus dem städtischen Fördertopf „stadt_potenziale“ an Kunstschaffende verteilt: Am 1. Februar entschied eine überregional besetzte Fachjury, nominiert von der „baettlegroup for art“, über die Vergabe. Von 42 Einreichungen wurden neun innovative Kulturprojekte ausgewählt, die im Laufe von zwei Jahren umgesetzt werden müssen. Am 09.02. gratulierten Kulturstadträtin Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser, Kulturamtsleiter Horst Burmann und Andrei Siclodi (Künstlerhaus Büchsenhausen) von der „baettlegroup for art“ den PreisträgerInnen.

„Die „stadt_potenziale“ ist eine gelungene städtische Einrichtung, die sich inhaltlich an Kunst- und Kulturprojekte wendet, welche sich mit Urbanität bzw. Stadt als kulturellen Raum und Innsbruck im Speziellen auseinandersetzt. Insgesamt neun äußerst interessante Projekte wurden nun von einer Fachjury ausgewählt.“

Fördertopf seit 2007
Entwickelt wurde der Fördertopf „stadt_potenziale“ von der „baettlegroup for art“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Innsbruck und wird seit 2007 jährlich vergeben. Die Ausschreibung wendet sich an Kunst- und Kulturprojekte, die sich mit Urbanität bzw. Stadt als kulturellem Raum und Innsbruck im Speziellen auseinandersetzen.

Die Projekte 2012
Die neun Siegerprojekte 2012 wurden von der Fachjury, bestehend aus Maria-Therese Harnoncourt, Thomas Philipp und Ernst Trawöger, ausgewählt. Sie sind in ihren Ansätzen sehr unterschiedlich und verweisen dabei auf die facettenreiche Kulturarbeit von Kulturschaffenden in Innsbruck.
     
Die Preisträger-Projekte
provInnsbruck.at - digitales Stadtgeflüster
Der Web-Blog prov.innsbruck.at hat sich den Schwerpunkt der Lokalberichterstattung gesetzt: kulturelle, politische und wissenschaftliche Themen der Landeshauptstadt werden beleuchtet. Es soll ein "digitales Stadtgeflüster" entstehen, bei dem sowohl Kulturschaffende zu Wort kommen können als auch Interessierte über Kulturveranstaltungen, Initiativen und Angebote informiert werden. Heuer werden aktiv in den verschiedenen Stadtteilen Innsbrucks Aktionen stattfinden, bei denen PassantInnen selbst Themen vorschlagen können. Die Themen werden anschließend Ausgangspunkt für neue Artikel auf der Internetplattform sein, die Innsbruck als Lebensraum reflektieren. In einer "Bloglesung" werden am Ende des Jahres die kritischsten, witzigsten, originellsten und außergewöhnlichsten Beiträge und Postings öffentlich vorgetragen und diskutiert.

Raum. Macht. Struktur. Eine visuelle Recherche in Flüchtlingsunterkünften in Tirol
(CORTEX. Verein zur Förderung visueller Forschung, Robert Gander)
Die Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden wird in Österreich breit und emotional diskutiert. Die Wohnsituation der Flüchtlinge ist ein weitgehend unbekanntes Thema. Flüchtlingsheime in Tirol sollen binnen eines Jahres untersucht werden. Mittels Fotografie und Video wird der Frage nachgegangen, inwiefern die räumliche Verortung in Zentrum, Rand oder Peripherie, die bauliche Beschaffenheit und die ursprüngliche Nutzung und Funktion der Gebäude das Leben der BewohnerInnen strukturiert oder gegebenenfalls diszipliniert. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Recherchen in nachhaltiger Form der Öffentlichkeit vorgestellt.

Strassentauglich. Die Ausstellung. Eine Spurensuche in den Gassen von Innsbruck
(Z6 -Streetwork, Erika Dekitsch)
Das Z6-Streetwork feiert 2012 sein 20-jähriges Jubiläum und wird am 29. Juni 2012 die Ausstellung "strassentauglich" eröffnen. Thematisch zeigt die multimediale Ausstellung (Fotografie, Film, Ton, Text, sowie Ausstellungsbroschüre mit CD) die Veränderungen öffentlicher Räume in Innsbruck in den letzten 20 Jahren und die Auswirkungen auf deren Nutzungsmöglichkeiten - im Speziellen für Jugendliche. Ziel ist die Sichtbarmachung der städtebaulichen Veränderungen der Stadt Innsbruck und der Veränderungen der Lebens- und Nutzungsbedingungen für Jugendliche.

Voices: Hör / Spiel
(Carolina und Ralph Schutti)
Die Stadt Innsbruck mit ihren typischen Sprachformen ergibt eine einzigartige Mischung aus Umgangssprache, Dialekten, Akzenten, Fremdsprachen, aus "altem" Innsbruckerisch und "neuer" Jugendsprache. Jede Stadt hat ihr eigenes Klangbild, das in einem ersten Schritt aufgespürt und festgehalten wird. Wobei es um die Frage geht, wie weit eine sprachliche Landkarte den typischen Charakter einer Stadt wiedergeben kann. Ausgehend von Gesprächsstimmungen, Sprachmustern oder auch einzelnen Wörtern werden in weiterer Folge literarische Texte entstehen, als würde man die Gedanken von Vorbeigehenden hören. Das gesammelte Material wird auch musikalisch interpretiert und in einem Hörspiel mit den literarischen Texten zusammengefügt.

Die postdramatische Stadt
(Columbosnext & Friends, Ekehardt Rainalter)
Es gibt nicht viele Orte an denen sich Menschen verschiedener Klassen und kultureller Determinationen begegnen und wo etablierte Grenzen durchbrochen werden. Die postdramatische Stadt möchte diese Grenzen aufweichen und ein Möglichkeitskontinuum herstellen. Für zwei Wochen wird in Innsbruck ein offenes Opernhaus installiert, wo ein aus Profis und Laien zusammengestelltes Ensemble proben und aufführen wird. Das Buch "Ahktamar" (2008, columbosnext) soll die Basis dieses Projektes sein. Der Inhalt des Buches beschäftigt sich mit dem Missverständnis als inhärentem Bestandteil jeder Kommunikation und mit theoretischen Anweisungen für eine damals fiktive Aufführung einer Oper. "Ahktamar" ist ein prozesshaftes Gesamtkunstwerk ohne absehbares Ende. Durch das gemeinsame Experimentieren und Agieren sollen mögliche Perspektiven für diese Stadt erarbeitet und analysiert werden.

Endzeitstimmung. Die literarische Konservendose von Cognac & Biskotten
(Verein Cognac & Biskotten, Thomas Schafferer)
Das Thema "Endzeitstimmung" wird von unbekannteren (Tiroler) SchriftstellerInnen und bekannteren AutorInnen in kurzen literarischen Texten beleuchtet und in einer verschweißten Konservendose aufbewahrt. Diese "literarische Konservendose" wird anschließend als Jubiläumsausgabe des Tiroler Literaturmagazins in einem der 22 Innsbrucker Luftschutzstollen präsentiert werden. Unkonventionell und spartenübergreifend erleben die BesucherInnen einen Spaziergang durch einen Bunker: Literarische, musikalische Zwischenstopps unterstreichen die Atmosphäre und "Endzeitstimmung". Ein eigentlich anwesender Ort wird der alltäglichen Wahrnehmung und Schein-Abwesenheit entrissen.

Vom O-Dorf zum Go-Dorf
(Georg Rainalter)
Ein Film zu den Hintergründen der positiven Entwicklung eines problematischen Stadtteils, der durch den dokumentarischen, künstlerischen Stil anhand von Aussagen ehemaliger und heutiger BewohnerInnen, Archivaufnahmen und Medienberichten, sowie durch die Mitarbeit von HistorikerInnen und StadtplanerInnen die Entwicklung des Stadtteiles Olympisches Dorf nachzeichnet. Der Film wird abschließend im Olympischen Dorf präsentiert und bei Filmfestivals gezeigt.

Rotate Festival
(KV.AUT.ARK, Martin Huber und Lucas Norer)
"Rotate" ist ein mehrtägiges elektronisches Musik- und Kunstfestival im Riesenrundgemälde. Im Vordergrund steht die kritische Hinterfragung der Ausübung von Macht über einen Ort. Dabei wird ein temporärer Raum konstruiert, der sich öffnet für Kritik, Imagination, Reflexion und Neubearbeitung.

M - Eine Stadt braucht ihre Superhelden
(Peanutz Architekten, Markus Blösl)
Gräfin Margarete kehrt nach Tirol zurück, möchte sich ein Denkmal in Innsbruck bauen und ihren Beinamen "Maultasch" endgültig abstreifen. In einem Gespräch mit Rudolf IV. wird ihr klar, dass die Denkmäler von ihren Sockeln herabsteigen müssen, um mit den Leuten auf gleicher Augenhöhe zu kommunizieren. So wird also "M" als Pappfigur durch Innsbruck wandeln und im Kreise der historischen SuperheldInnen mit InnsbruckerInnen über Raum als Bedeutungsträger diskutieren.
     
Informationen: http://www.innsbruck.gv.at    
     
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