Im Jahr 2010 waren 23% der Bevölkerung von Armut oder sozialer
Ausgrenzung bedroht und 27% der Kinder unter 18 Jahren
Luxemburg (eurostat) - Im Jahr 2010 waren 115 Millionen Personen bzw. 23,4% der Bevölkerung
in der EU27 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass sie von mindestens einer der folgenden
drei Lebensbedingungen betroffen waren: von Armut bedroht, unter erheblicher materieller Entbehrung leiden oder
in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben. Die Verringerung der Anzahl der Personen in der
EU, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen sind, ist ein Leitindikator der Europa 2020 Strategie.
Im Jahr 2010 wurden die höchsten Anteile von Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet
waren, in Bulgarien (42%), Rumänien (41%), Lettland (38%), Litauen (33%) und Ungarn (30%) verzeichnet und
die niedrigsten Anteile in der Tschechischen Republik (14%), Schweden und den Niederlanden (je 15%), Österreich,
Finnland und Luxemburg (je 17%).
Diese Daten stammen aus einem Bericht3, der von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, herausgegeben
wird. Diese Veröffentlichung basiert auf Daten der EU-SILC Erhebung4.
16% der Bevölkerung in der EU27 waren armutsgefährdet…
Bei der Betrachtung der drei einzelnen Komponenten, die Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung ausmachen,
zeigt sich, dass 16% der Bevölkerung in der EU27, nach Zahlung von Sozialleistungen, von Armut gefährdet
waren. Das bedeutet, dass ihr verfügbares Einkommen unter der nationalen Armutsgefährdungsschwelle1 liegt.
Lettland, Rumänien, Bulgarien und Spanien (je 21%) hatten die höchsten Armutsgefährdungsquoten und
die Tschechische Republik (9%), die Niederlande (10%), die Slowakei, Österreich und Ungarn (je 12%) die niedrigsten.
…8% litten unter erheblicher materieller Entbehrung…
In der EU27 litten 8% der Bevölkerung unter erheblicher materieller Entbehrung. Dies bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen
auf Grund von fehlenden Mitteln eingeschränkt waren, bspw. dass sie nicht in der Lage waren ihre Rechnungen
zu bezahlen, ihre Wohnung angemessen zu beheizen oder einen einwöchigen Jahresurlaub weg von zu Hause zu finanzieren1.
Die Anteile derjenigen, die unter erheblicher materieller Entbehrung leiden, unterschieden sich deutlich zwischen
den Mitgliedstaaten und reichten von 1% in Luxemburg und Schweden bis 35% in Bulgarien und 31% in Rumänien.
…und 10% lebten in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit
Mit Hinblick auf den Indikator zur niedrigen Erwerbstätigkeit, lebten 10% der Bevölkerung unter 60 Jahren
in der EU27 in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% ihres Erwerbspotentials
ausgeschöpft haben1. Das Vereinigte Königreich und Belgien (je 13%) wiesen die höchsten Anteile
derjenigen auf, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben, und Luxemburg, Schweden und
die Tschechische Republik (je 6%) die niedrigsten.
Kinder sind stärker von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht als der Rest der Bevölkerung
In der EU27 waren im Jahr 2010 27% der Kinder unter 18 Jahren von mindestens einer der drei Formen der Armut oder
der sozialen Ausgrenzung betroffen, gegenüber 23% der Erwerbsbevölkerung (im Alter von 18-64 Jahren)
und 20% der älteren Bevölkerung (im Alter von 65 Jahren und älter). In 20 Mitgliedstaaten waren
Kinder am häufigsten betroffen, während in Bulgarien, Slowenien, Finnland und Schweden ältere Personen
am häufigsten gefährdet waren. In Dänemark war die Erwerbsbevölkerung am häufigsten betroffen.
- Personen, die von Armut gefährdet sind, sind diejenigen, die in einem Haushalt mit einem verfügbaren
Äquivalenzeinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben, welche auf 60% des nationalen verfügbaren
Median-Äquivalenzeinkommens (nach Sozialleistungen) festgelegt ist. Das Äquivalenzeinkommen wird berechnet,
indem das Gesamteinkommen des Haushalts durch seine, durch Anwendung folgender Gewichte, bestimmte Größe
geteilt wird: 1,0 auf den ersten Erwachsenen, 0,5 auf die übrigen Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren und 0,3
auf jedes Haushaltsmitglied unter 14 Jahren.
- Personen, die unter erheblicher materieller Entbehrung leiden, leben unter Bedingungen, die durch fehlende
Mittel eingeschränkt sind und sind von mindestens 4 der folgenden 9 Entbehrungskategorien betroffen: Sie sind
nicht in der Lage 1) die Miete/Rechnungen für Versorgungsleistungen/Ratenzahlungen für Mietkauf pünktlich
zu bezahlen, 2) die Wohnung ausreichend zu heizen, 3) unerwartete Ausgaben zu tätigen, 4) jeden zweiten Tag
eine fleisch- oder fischhaltige Mahlzeit (bzw. vegetarische Entsprechung) zu haben, 5) einen einwöchigen Jahresurlaub
weg von zu Hause zu finanzieren, sich 6) ein Auto, 7) eine Waschmaschine, 8) einen Farbfernseher oder 9) ein Telefon
(einschl. Mobiltelefon) leisten zu können.
- Personen, die in Haushalten mit sehr geringer Erwerbstätigkeit leben, sind diejenigen im Alter von 0-59
Jahren, in denen die Erwachsenen (18-59 Jahre) im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% der Zeit gearbeitet
haben. Studenten sind nicht miteinbezogen.
Die Gesamtzahl der Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, ist geringer als die Summe der
Personen in jeder der drei einzelnen Komponenten von Armut und sozialer Ausgrenzung, da einige Personen gleichzeitig
von mehr als einer dieser Konditionen betroffen sind.
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