Bildung, Kinderbetreuung, Vereinsleben an einem Standort integriert
Salzburg (stadt) - Mit Volksschule, Kindergarten, Hort, städtischem Wohnhaus und Vereinsheim
besitzt die Stadt Salzburg links und rechts der Minnesheimstrasse in Gnigl gleich mehrere bautechnische „Sorgenkinder“.
„Vor diesem Hintergrund sind wir uns in der Stadtregierung einig geworden, dass es wenig Sinn hat, an den bestehenden
Bauten herumzudoktern. Stattdessen wird die Stadt für Gnigl einen Bildungscampus, der dem aktuellen Trend
zum Zusammenrücken von Kindergarten, Volksschule und ganztägiger Betreuung entspricht und in den auch
die Einrichtungen des Vereinsheims integriert werden, errichten“ – so präsentiert Salzburgs Bürgermeister
Heinz Schaden am 08.02. die Pläne für den Campus Gnigl.
Campus Gnigl für Drei- bis Zehnjährige: Bildung „aus einem Guss“
Die Bedeutung an vorschulischer Bildungsarbeit ist auch in Österreich längst unumstritten, die
Zeiten von Kindergärten als bloße Betreuungs- oder gar „Aufbewahrungs“-Stätten sind vorbei. Kindergärten
werden als Bildungseinrichtungen verstanden, die die Eltern auch in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Von
großer Bedeutung sind auch der geregelte Übergang und die „Verzahnung“ zwischen elementaren Bildungseinrichtungen
und Volksschule. Die PädagogInnen der beteiligten Institutionen sollen diesen Übergangsprozess gemeinsam
mit den Eltern begleiten und moderieren. Diese Integration der Kindergarten in ein pädagogisches Gesamtkonzept
hat die Stadt Salzburg auf Verwaltungsebene bereits abgebildet: Im Zuge der jüngsten Strukturreform wurden
die Kindergärten ja bekanntlich in der Abteilung „Kultur, Bildung und Wissen“ konzentriert.
Aus dem genannten Trend ergeben für den „Campus Gnigl“ die wesentlichen Eckpunkte:
- Beim Campus werden Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik an einem Standort zusammengefasst.
- Die Kooperation zielt auf die optimale Nutzung aller Ressourcen ab.
- In der Bildungsarbeit stehen die Räume des Gebäudes allen zur Verfügung.
- Gemeinsame Projekte ermöglichen es, miteinander und voneinander zu lernen.
- Leichterte Übergänge zwischen den einzelnen Altersstufen und die Kombination von Lernen und Freizeit
sind Vorteile des Modells.
- Das Projekt soll die neuen Standards für Bildungsbauten auch in Salzburg umsetzen und durch ein aufeinander
abgestimmtes Handeln der unterschiedlichen Professionen größtmögliche Unterstützung für
Eltern und Kinder bieten.
- Die Entwicklung hin zu gemeinsamen Begegnungsräumen und weg von isolierten Bereichen, wo gemeinsames Lernen
und Erleben nur zufällig oder personenabhängig passiert.
- Lernen und Freizeit werden in idealer Weise miteinander kombiniert.
- Die Infrastruktur (ob Innen – vom Speisesaal bis hin zur Bibliothek - oder im Gartenbereich) können von
den Kindergarten- und Schulkindern gemeinsam genutzt werden.
- Der mit der geplanten Einbindung des Bauplatzes des Vereinsheims Gnigl angedachte Veranstaltungssaal ergänzt
die Multifunktionalität des Konzeptes.
- Herzstück des Campus sollen nach Wiener Vorbild sogenannte "Marktplätze" sein, die von
den Kindern gemeinsam genutzt werden. Sie sollen als Bewegungs-, Gruppenarbeits- und Aufenthaltsräume, als
Räume für offene Unterrichtsformen (Lerninsel) sowie Versammlungsräume für alle dienen. Die
übrigen Räume werden auf die "Marktplätze" ausgerichtet.
- In Kindergarten und Volksschule befindet sich auch der Speisebereich am "Marktplatz".
- Die Räume müssen diesen Wechsel ermöglichen und Arbeits- und Erholungsbereiche anbieten, die
Einteilung in "Unterrichtsräume" und "Freizeiträume" soll aufgehoben werden.
Schule, Kindergarten, Hort, Wohnhaus, Vereinsheim: Allesamt bautechnische Sorgenkinder
Derzeit führt die Stadtgemeinde Salzburg im Stadtteil Gnigl einen 4-gruppigen Kindergarten und einen 2-gruppigen
Hort. Der Kindergarten ist südlich der Minnesheimstraße im Gnigler Park und der Hort ist auf der gegenüberliegenden
Straßenseite im Keller der Volksschule untergebracht. Der Kindergarten wurde im Jahr 1955 errichtet und in
den 70-iger Jahren durch einen Anbau ergänzt. Für die gesamte Bausubstanz des Kindergartens besteht nicht
nur ein dringender Sanierungsbedarf, sondern kann sowohl Kindergarten als auch Hort nur mit einem eingeschränkten
Angebot betrieben werden. Untersuchungen über den Ausbau des bestehenden Standortes des Kindergartens ergaben,
dass der vorhandene Standort aus mehreren Gründen nachteilig ist:
- Verkehrliche Situation zur Bringung und Abholung der Kinder ist unzureichend
- Hortbetreuung auf der anderen Seite der Minnesheimstraße nachteilig
- Ungünstige Grundstückskonfiguration, um Kindergarten zu erweitern
- Starke Lärmbelästigung im Gartenbereich durch Minnesheimstraße
- Bauliche Substanz schlecht
- Schlechte Grundrissstruktur des bestehenden Kindergartens
Die bestehende Volksschule aus dem Jahr 1927 ist mit 18 Klassen die größte Pflichtschule der Stadt Salzburg.
Die pädagogischen und bautechnischen Erfordernisse entsprechen längst nicht mehr den Erfordernissen der
heutigen Zeit. Es wäre in den Brandschutz zu investieren, ferner ist eine thermische Sanierung erforderlich,
das Dach zu erneuern und die Haustechnik auf den Stand der Technik zu bringen.
Die städtischen Wohnhäuser aus dem Jahr 1927 sind weder barrierefrei noch thermisch saniert. Die Grundrisse
entsprechen nicht dem heutigen Wohnstandard.
Das mittlerweile 25 Jahre alte Vereinsheim weist diverse Mängel auf, welche die Nutzung als Kulturzentrum
beeinträchtigen. Nach heutigen Maßstäben ist das Gebäude optisch und funktionell nicht mehr
zeitgemäß, eine thermische Sanierung und Investitionen in die Barrierefreiheit wären zu schaffen.
Aus heutiger Sicht kann das Vereinsheim Gnigl im derzeitigen Bauzustand nicht mehr lange erfolgreich betrieben
werden und ist entweder eine aufwändige Generalsanierung mit organisatorischer Verbesserung oder eine bauliche
Neuorientierung notwendig.
Der Projektsablauf
In der ersten Bauetappe wird im Gnigler Park unmittelbar angrenzend an den bestehenden Kindergarten eine
Containeranlage aufgestellt und der Kindergarten dorthin übersiedelt.
In der zweiten Bauetappe wird der Kindergarten abgerissen und im straßenseitigen Bereich des Kindergartenareals
ein Wohnbau als Ersatzbau für die Schulstraße 9 und 11 errichtet. Erste Vorgespräche mit den Bewohnern
sind bereits geführt und grundsätzlich positiv verlaufen.
In der dritten Bauetappe wird das städtische Wohnhaus Schulstraße 9 und 11 abgerissen und es erfolgt
in diesem Bereich die Errichtung der neuen Volksschule und des Veranstaltungsbereiches. Nach der Neuerrichtung
der Volksschule wird diese übersiedelt.
In der vierten Bauetappe erfolgen der Abriss des bestehenden Volksschulgebäudes und die Errichtung des
neuen Kindergartens. Nach Fertigstellung kann der Kindergarten aus den Containern in den Neubau übersiedeln.
Die exakte Konfiguration der einzelnen Baukörper nördlich (stadtauswärts links) der Minnesheimstrasse
wird in einem städtebaulichen Verfahren festgelegt.
Die Gesamtherstellungskosten belaufen sich auf ca. € 20 Millionen ohne Wohnbau; der könnte im Baurecht an
einen gemeinnützigen Wohnbauträger vergeben werden.
Als Zeitplan wird angedacht, dass der Wohnbau mit Mitte 2014 bezogen werden kann und der Bildungscampus mit Ende
2016 fertig gestellt wird.
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