Darmstadt (technische universität/idw) - Wer über Satellit Fernsehbilder
empfangen oder eine stabile Internetverbindung aufbauen möchte, braucht für seine Antenne bislang einen
festen Standort. Ein Doktorand der Technischen Universität Darmstadt hat nun eine Platz sparende, kostengünstige
und sehr schnell elektronisch schwenkbare Antenne entwickelt. Sie soll auch Autos, Schiffen und Flugzeugen eine
stabile Funkverbindung zu Satelliten ermöglichen.
Wenn ein Auto fährt oder ein Flugzeug fliegt, ändert sich permanent die Richtung zu dem Satelliten, von
dem es Signale empfangen soll. Um eine stabile Verbindung zum Satelliten aufrecht zu erhalten, muss sich die Antenne
während der Fahrt ständig zum Satelliten ausrichten. Solche elektronisch schwenkbaren Antennen, sogenannte
Phased-Array-Antennen, waren bislang sehr teuer oder stellten sich nur sehr langsam auf den Satelliten ein. Eine
Idee des TU-Doktoranden Onur Hamza Karabey könnte der Phased-Array-Antenne nun breite Anwendungsgebiete öffnen:
Auf Basis der LCD-Technologie hat Karabey eine Antenne entwickelt, die sich ohne bewegliche Teile auf eine Funkquelle
ausrichten, sie verfolgen und ihre Signale verstärken kann.
Die von Karabey zusammen mit Prof. Dr. Rolf Jakoby und Dr. Felix Goelden am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
der TU Darmstadt entwickelte LCD-Matrix besteht aus regelmäßig angeordneten Flüssigkristallmodulationselementen.
Jedes Element kann mithilfe elektrischer Spannung das Auftreffen einer Radiowelle auf der Antenne individuell verzögern;
wie lange die Verzögerung dauert, hängt von der Größe der Spannung ab. So lässt sich
erreichen, dass Funkwellen aus einer bestimmten Richtung verstärkt werden und die Matrix gewissermaßen
die Funkintensität einsammelt, die auf seine gesamte Fläche auftrifft. Um das Funktionsprinzip seiner
Antenne zu demonstrieren, hat Karabey zusammen mit Atsutaka Manabe von der Darmstädter Merck KGaA einen Prototypen
aus vier LCD-Zellen hergestellt, derzeit entwickelt und baut er mit einem neuen Kooperationspartner eine größere
Matrix, die auf einer Gesamtfläche von etwa zehn Quadratzentimetern 16 mal 16 Zellen besitzt.
Binnen Millisekunden ausrichtbar und günstig herzustellen
"Unser Ziel ist es, eine möglichst günstige Phased-Array-Antenne zu entwickeln, deren Leistung für
den Satellitenempfang ausreicht", sagt Karabey. Der große Vorteil sei, dass sich die LCD-Antenne auf
die gleiche Weise herstellen lasse wie ein LCD-Bildschirm, so der Elektroingenieur. Er erwartet daher einen Preis
für die Antenne von unter 600 Euro. Ein weiterer Vorteil sei, dass sich die Antenne ohne bewegliche Teile
und damit binnen Millisekunden ausrichten lasse, so der 28-jährige. Außerdem ist die Antenne nur etwa
einen halben Zentimeter dick und ließe sich daher leicht in ein Autodach integrieren, ohne sichtbar zu sein.
"Die Antenne könnte sogar teilweise transparent gestaltet werden, was Produktdesignern einen erheblichen
Spielraum gibt", ergänzt Rolf Jakoby.
Das ideale Anwendungsgebiet der Antenne sieht Karabey, der mit seiner Entwicklung den Ideenwettbewerb der TU Darmstadt
2011 gewonnen hat, im stabilen Empfang von Fernseh-, Internet- und Kommunikationsdiensten in Autos, Schiffen, Flugzeugen
und anderen Fortbewegungsmitteln. Das nächste Ziel der Darmstädter Forscher um Karabey ist die Gründung
eines Konsortiums, das einen Anbieter von Satellitendiensten, Institute oder Firmen zur Optimierung der Antennentechnik
sowie zum Design der Elektronik, einen Hersteller von Flüssigkristallen und einen Endnutzer, zum Beispiel
einen Autohersteller, |