Das Lachen der anderen   

erstellt am
15. 02. 12

PsychologInnen der Uni Graz beschäftigen sich mit dem Symptom „Auslachen“ und seinen Folgen
Graz (universität) - Gemeinsames Lachen hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden, sagen ExpertInnen. Die fünfte Jahreszeit, der Fasching, bietet sich für das Lachen in der Gruppe besonders an. „Das Lachen wird zu dieser Zeit in der Gesellschaft besonders toleriert“, weiß die Ao.Univ.-Prof. Dr. Ilona Papousek vom Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz. „Aber es gibt auch die dunkle Seite des Lachens: die so genannte Gelotophobie. Die Angst, ausgelacht zu werden.“ Was in der Faschingszeit vielleicht leichter weggesteckt wird, kann während des Jahres durchaus zu einem Problem werden. Denn sogenannte GelotophobikerInnen – von „gelos“, griechisch für „lachen“ – bewerten Lächeln und Lachen anderer als negativ. Rund sieben Prozent der ÖsterreicherInnen sind in einem gewissen Ausmaß davon betroffen. Gelotophobie zeigt sich vor allem dadurch, dass die Betroffenen vor feindselig-zynischem Humor große Angst haben. Gemeinsam mit ihren KollegInnen Univ. Prof. DDr. Elisabeth Weiss und Ao.Univ.-Prof. Dr. Harald Freudenthaler widmet sich Papousek der genauen Erforschung dieses Symptoms und Persönlichkeitsmerkmals bei Jugendlichen, die panische Angst davor haben, in der Schule von anderen ausgelacht und verspottet zu werden. Die WissenschafterInnen erarbeiten neue Ansätze eines gezielten Trainings für die betroffene Zielgruppe.

„Es gibt Menschen, die fürchten sich von anderen ausgelacht zu werden. Hier reicht meist eine bestimmte Mimik und sie sind verunsichert. Sehr stark kann dieses Symptom bei pubertierenden Jugendlichen ausfallen“, erklärt Papousek. Laut dem „Nationalen Bildungsbericht 2009“ berichten 19 Prozent der österreichischen Schulkinder von neun bis zehn Jahren und elf Prozent der 15 bis 16-Jährigen SchülerInnen Opfer von verbaler oder psychischer Aggression zu sein. In praktisch jeder Klasse ist zumindest ein Kind, das von anderen verbal oder psychisch schikaniert wird. Das Gefühl, ausgelacht zu werden, spielt dabei eine große Rolle. „Bekannt ist auch, dass jugendliche AmokläuferInnen in Schulen sich oft dafür rächen wollen, ausgelacht oder verspottet worden zu sein“, betont sie.

In einem Projekt wollen die Grazer LachforscherInnen nun eruieren, wie sich Gelotophobie bei SchülerInnen auswirkt. Dazu wird die ExpertInnenkompetenz aus den Neurowissenschaften, der Psychiatrie und der Forschung zu emotionsbezogenen Fähigkeiten miteinander verbunden. Ziel ist, Probleme mit dem Umgang mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer zu eruieren, die die Entwicklung von Gelotophobie begünstigen und gleichzeitig Risikofaktoren für Aggression und Gewalt in der Schule darstellen. In weiterer Folge können Programme entwickelt werden, die die mangelnden emotionsbezogenen Fähigkeiten trainieren und damit die Angst vor dem Auslachen nehmen.
     
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