Jahresbeginn 2012 brachte die Konjunkturwende   

erstellt am
14. 02. 12

Bank Austria Konjunkturindikator steigt im Jänner aus dem Minusbereich – Geringes Wachstum im ersten Quartal 2012 nach Stagnation zum Jahresende 2011 erwartet
Wien (bank austria) - Die Anzeichen für den Beginn der Trendumkehr der in der zweiten Jahreshälfte 2011 eingesetzten Konjunkturabkühlung haben sich in den vergangenen Wochen weiter verdichtet. „Nach der Stabilisierung im Vormonat ist der Bank Austria Konjunkturindikator im Jänner erstmals seit mehr als einem halben Jahr wieder gestiegen. Zudem hat er erstmals seit drei Monaten den negativen Wertebereich verlassen“, erklärt Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer die aktuelle Entwicklung des verlässlichen Frühindikators. „Mit dem Anstieg auf neutrale 0,0 Punkte weist unser Indikator allerdings darauf hin, dass die österreichische Wirtschaft nach dem Jahreswechsel noch kaum in Schwung gekommen ist“. In den ersten Monaten des Jahres 2012 ist daher keine spürbare Belebung der heimischen Konjunktur in Sicht.

„Der Aufwärtsbewegung des Konjunkturindikators wurde maßgeblich von dem zu Jahresbeginn 2012 leicht verbesserten Konjunkturklima in Österreich getragen. Während sich die Stimmung in der Industrie stabilisiert hat, kommen die Verbraucher mit etwas mehr Zuversicht aus dem Jahreswechsel“, meint Bruckbauer. Die aktuelle Stimmung in der heimischen Industrie hat sich im Jänner ziemlich genau auf dem langjährigen Durchschnittswert stabilisiert. Dabei sind die österreichischen Betriebe etwas optimistischer als die europäischen. Die Stimmung unter Österreichs Konsumenten hat sich im Jänner sogar etwas verbessert. Zwar liegt sie unter dem langjährigen Durchschnitt, aber weiterhin deutlich über den Vergleichswerten in den meisten anderen europäischen Ländern.

Die bisher eingelangten Wirtschaftsdaten machen deutlich, dass sich die Wachstumsdynamik in Österreich im Schlussquartal 2011 abermals eingebremst hat. Die Abkühlung der Konjunktur hielt sich jedoch in Grenzen. „Wir gehen davon aus, dass gegen Jahresende 2011 nicht der befürchtete Absturz ins Minus erfolgt ist, sondern die österreichische Wirtschaft im Vergleich zum Vorquartal zumindest nur stagniert hat. Für das Gesamtjahr 2011 errechnet sich damit ein Anstieg des BIP um 3,3 Prozent“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Damit war Österreich im vergangenen Jahr eines der am stärksten wachsenden Länder der Eurozone. Die Wirtschaft der gesamten Eurozone ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria im 4. Quartal 2011 um 0,3 Prozent zum Vorquartal geschrumpft. Für das Jahr 2011 ergibt sich somit ein Wirtschaftswachstum um 1,6 Prozent.

Das vierte Quartal 2011 sollte den Tiefpunkt der Konjunkturabkühlung markiert haben. Relativ günstige Arbeitsmarktdaten und Unternehmensumfragen aus der Industrie zeigen den Beginn der konjunkturellen Wende an. „Im ersten Quartal wird die österreichische Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden, aber ein nur sehr moderates Plus erreichen. Eine schwächelnde Auslandsnachfrage und starke Zurückhaltung beim Konsum und bei den Investitionen wird die Wirtschaft dämpfen“, so Pudschedl. Ab der Jahresmitte sollten positive Impulse aus den asiatischen Schwellenländern vorrangig indirekt über Österreichs wichtigsten Handelspartner Deutschland auf die heimische Industrie ausstrahlen und damit der heimischen Wirtschaft wieder mehr Schwung verleihen. Die Aufschiebung von Investitions- und Konsumentscheidungen wird in der Folge nachlassen. „Trotz eines Auflebens der Konjunktur im Jahresverlauf wird das Wirtschaftswachstum 2012 mit 0,8 Prozent nur moderat ausfallen. Nach den jüngsten Daten halten wir sogar eine positive Überraschung für nicht mehr ausgeschlossen“, meint Bruckbauer.

2013 bringt stärkeres Wachstum trotz Sparpaket
„Für das kommende Jahr gehen wir von einem höheren Anstieg des BIP um 2 Prozent aus. Zwar setzten die Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung 2013 voll ein, doch werden diese nach unserer Einschätzung die Wirtschaftsdynamik in Österreich nur wenig dämpfen. Nach ersten Berechnungen gehen wir von einem direkten Dämpfungseffekt für 2013 von rund ¼ Prozentpunkt aus, der durch die sich belebende globale Konjunktur mehr als aufgewogen werden wird“, so Bruckbauer. Risikofaktoren für dieses Szenario sind neben der Stärke der Erholung der Weltwirtschaft, von der Österreich profitieren sollte, auch die Erwartung, dass die europäische Vertrauenskrise weiter abklingt. Weiterhin moderat gedämpft durch die Budgetkonsolidierung und die europaweit gestiegene Fiskaldisziplin ist auch über 2013 hinaus nur von einer begrenzten Wachstumsdynamik in Österreich auszugehen. Wachstumsraten über der 2-Prozent-Marke werden mittelfristig zur Ausnahme.

Niedrige Zinsen – keine Kreditklemme
Die Haushaltskonsolidierung in Österreich wird von einem anhaltend niedrigen Zinsniveau bis auf weiteres unterstützt. „Der Leitzinssatz wird nach unserer Einschätzung auch zum Jahresende 2012 bei nur 1 Prozent liegen. Somit gehen wir davon aus, dass im Jahresverlauf 2012 aber auch keine Zinsschritte nach unten erfolgen. Zwar wird die EZB vorerst ihre Lockerungsneigung beibehalten, dürfte aber eine etwas positivere Tonart anschlagen“, meint Bruckbauer. Aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung des Finanz- und Makroumfelds, der jüngsten Bodenbildung der Stimmungsindikatoren und der aggressiven unkonventionellen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank besteht nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria derzeit auch keine Gefahr einer Kreditklemme, die der österreichischen Wirtschaft an Schwung nehmen sollte.
     
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