Klagenfurt (stadt) - Klagenfurt ist Kärntens Bildungsstandort Nr. 1 und will das auch bleiben. Mit
der angekündigten Abwanderung der technischen Studienlehrgänge würde in Klagenfurt ein in über
15 Jahren aufgebautes Know-How verloren gehen. Daher will die Stadt in jedem Fall erhalten, was im Hochschulbereich
bisher aufgebaut wurde. Wie etwa die vielversprechenden Synergien und Netzwerkeffekte zwischen FH, HTL, Klinikum
und auch Universität.
Welche Kooperationen es in der Vergangenheit gegeben hat bzw. welche auch gerade am Laufen sind, darüber
informierten nun Bürgermeister Christian Scheider, Bildungsreferentin Mag. Andrea Wulz und Dipl.-Ing. Walter
Auernig, Abteilungsvorstand an der HTL Mössingerstraße.
"Die Kooperationen zwischen HTL und FH sind bereits sehr weit gereift. Das Zusammenspiel von Wissenschaftern,
Studierenden, Schülern und Lehrpersonal funktioniert. In Klagenfurt zeigt sich ein erfolgreiches Beispiel,
wie Theorie und Praxis miteinander verbunden werden können und ineinander greifen. In Villach wären diese
engen Synergien aufgrund nicht vorhandener Rahmenbedingungen und anderer Strukturen gar nicht möglich",
sagte Bürgermeister Scheider. Für den Klagenfurter Bürgermeister steht auch außer Zweifel,
dass bei Abwanderung der technischen Studiengänge der Unterkärntner Raum und Klagenfurt viele Studierende
nach Graz oder Wien verlieren würden.
Stadträtin Mag. Andrea Wulz hob die bisherige gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und FH hervor. "Auch
die Kooperationen der beiden Höheren Technischen Lehranstalten mit der FH sind wichtig, denn dort werden die
Techniker der Zukunft ausgebildet", so Wulz, für die die gesamte Standortdiskussion eine Imageschädigung
für Klagenfurt bedeutet.
Für die Schule ist es wichtig, technische Studienlehrgänge vor Ort zu haben. Das hob Dipl.-Ing. Auernig
hervor, der auch betonte, dass über 50 Prozent der FH-Studierenden aus den beiden Klagenfurter HTLs kommen.
Trotzdem hat sich die HTL Mössingerstraße aber bereits nach Alternativen umgesehen. Dieser Tage wurde
ein Kooperationsvertrag mit der FH Mittweida in Ostdeutschland unterzeichnet, an der HTL wird ein entsprechendes
Fernstudium angeboten.
"Wir werden nun alle Möglichkeiten ausnutzen, damit von der Fachhochschule nicht der falsche Weg eingeschlagen
wird", gibt sich Bürgermeister Scheider kämpferisch. So gab es vor wenigen Tagen auch ein Gespräch
mit dem Aufsichtsratvorsitzenden Jörg Freunschlag, bei dem vereinbart wurde, die Absiedelungsgespräche
auf Eis zu legen, bis alle Synergieeffekte und Standortvorteile von Klagenfurt auf dem Tisch liegen. Weiters erinnert
Scheider auch an den Beschluss der Landesregierung, dass Verlegungen von Studienlehrgängen nur mit Zustimmung
der jeweiligen Standortgemeinde zulässig sind. Außerdem hat Wissenschaftsreferentin Mag. Wulz die Zahlungen
der Stadt an die FH bis auf weiteres eingestellt.
Erfolgreiche Projekte zwischen FH und HTL
In den letzten Jahren gab es einige erfolgreiche Projekte zwischen der FH Klagenfurt und der HTL. Drei
davon wurden von Dipl.-Ing. Auernig näher vorgestellt.
Mein Handy, Du und ich
Dabei handelt es sich um ein Berufsorientierungsprojekt mit dem eigenen Handy. Welche Berufe stecken eigentlich
in einem Handy und was muss ich machen, um einen dieser Berufe zu erlernen.
In vier Unterrichtseinheiten wurde den Jugendlichen in einem Workshop von kidsmobil, dem fahrenden Museum, die
Entwicklung des Handy vom ersten Kommunikationsmittel bis zum Hightech-Gerät der Gegenwart näher gebracht.
Vorhandene Ängste vor der Technik wurden abgebaut und das Interesse der Mädchen und Buben (7. und 8.
Schulstufe) für andere Berufsfelder (Mechatronik, Elektronik, Kunststofftechnik, Design u.v.m.) geweckt.
Sparkling Science
Dabei handelt es sich um ein vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gefördertes Projekt
der FH Kärnten (Studienzweig Medizintechnik) und der Abeilung für "Biomedizin und Gesundheitstechnik"
der HTL Mössingerstraße. Dabei geht es konkret um eine gemeinsame Forschungsarbeit im Bereich der
Sensorik für Medizintechnik. Derzeit läuft noch die Evaluierungsphase, im heurigen Juni soll der Start
erfolgen. Beispiele der Zusammenarbeit können etwa gemeinsam konzipierte Maturaprojekte sein. Ziel der Kooperation
ist es, den Jugendlichen möglichst früh den Zugang zu Wissenschaft und Forschung zu ermöglichen.
Ironman Athletes Analyzer
Dieses Projekt befasst sich mit der Auswertung von Hochleistungssportdaten für die Ironman-Wettbewerbe
weltweit. Die Distanzen des Ironman sind, verglichen zu den einzelnen Veranstaltungen, etwas unterschiedlich.
In Kärnten sind 3.8 km zu schwimmen, 180 km Rad zu fahren und 42,2 km zu laufen. Am Beginn des Wettkampfes
wird jeder Teilnehmer mit einem Chip ausgestattet, welcher am Bein befestigt wird. Dieser dient dazu, bei jeder
Zeitmessstation die jeweiligen Splits aufzunehmen. Splits sind die sogenannten Zwischenzeiten, von denen je nach
Ironman- Veranstaltung 15 - 30 pro Wettbewerb erfasst werden.
Mit geeigneten Grafiken lassen sich nun die einzelnen Athleten sehr gut zueinander vergleichen. Diese Auswertungen
der drei Triathlon-Teilbereiche erfolgen über eine spezielle Software.
Ziel dieses Projektes ist es, Fragestellungen wie
- Abhängigkeit zwischen Schwimmen und Radfahren auf den ersten 30 km. Sind langsamere Schwimmer die besseren
Radfahrer?
- Radfahrer, welche in den letzen 30km nochmals Gas geben, sind beim Laufen auf den ersten 10km dann langsamer?
- Wo brechen die meisten Athleten ein?
zu klären.
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