Unfallambulanz Frauenkirchen: Neues Versorgungsmodell startet am 1. März 2012
Eisenstadt (blms) - Seit knapp 30 Jahren übernimmt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
Eisenstadt zwei wesentliche Aufgaben in der Gesundheitsversorgung des Seewinkels und des nordöstlichen Burgenlandes.
Dies ist einerseits der Betrieb einer unfallchirurgischen Ambulanz inklusive Nachbehandlungen in Frauenkirchen,
und andererseits, in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Burgenland, die notärztliche Versorgung dieser Region.
Nun tritt mit 1. März in der Unfallambulanz Frauenkirchen ein neues Versorgungsmodell in Kraft. Die Neuorganisation
sieht eine Ausweitung des medizinischen Personals vor. In Zukunft werden zwei Mediziner – ein Unfallchirurg und
ein Notarzt – in Frauenkirchen stationiert. Für beide Aufgaben stand in der Vergangenheit oft nur ein Arzt
zur Verfügung. „Durch die Aufstockung des medizinischen Personals in der Unfallambulanz Frauenkirchen werden
die Behandlungsmöglichkeiten ausgebaut, wodurch die Versorgungssicherheit im Seewinkel verbessert wird. Wir
haben uns intensiv mit der geplanten Umorganisation und Neustrukturierung der Unfallambulanz Frauenkirchen beschäftigt
und sind überzeugt, dass das vorliegende neue Modell die richtige Antwort auf bisherige Herausforderungen
ist“, erklärten Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar, Dir. Horst Jany, Gesamtleiter des Eisenstädter
Krankenhauses der Barmherzigen Brüder sowie leitende Mediziner des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder
Eisenstadt und Dr. Milan Kornfeind, Vizepräsident der Ärztekammer Burgenland, im Rahmen eines gemeinsamen
Pressegespräches.
Um die Unfallchirurgen in Zukunft für ihre Aufgaben in der Ambulanz frei zu halten, wird ab 1. März 2012
zusätzlich an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr ein Notarzt anwesend sein und entsprechende notärztliche
Aufgaben übernehmen. „Der Unfallchirurg bleibt weiterhin in Frauenkirchen und wird sieben Tage die Woche von
8.00 bis 19.00 Uhr Dienst in der Unfallambulanz versehen. Ab 19.00 Uhr ist die Ambulanz geschlossen“, erklärt
Jany. Der Unfallchirurg steht ausschließlich für den unfallchirurgischen Ambulanzbetrieb zur Verfügung,
wodurch die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten vor Ort und auch die Nachbehandlungszeiten ausgeweitet werden.
„Damit wird eine qualitative Verbesserung der medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten erreicht“,
so Rezar. Auch Prim. Dr. Günther Frank, Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin
des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, sieht in der Trennung zwischen unfallchirurgischer Ambulanz
und Notarztdienst einen großen Vorteil: „Wir haben die Vorgabe im Einsatzfall innerhalb von drei Minuten
mit dem Notarztwagen die Ambulanz zu verlassen. Da in der Vergangenheit oft nur ein Arzt zur Verfügung stand,
hat das oft zu Konflikten geführt.“ Es kam zu unangenehmen Wartezeiten in der Unfallambulanz und auch zu Verzögerungen
in der Notarztversorgung.
Man dürfe nicht daran festhalten was vor 30 Jahren war, meint Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Silberbauer, Ärztlicher
Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Eisenstadt. So hätten medizinische Notfälle bedingt
durch Infarkte und Gehirnschlag zugenommen. Silberbauer: „Vor drei Jahrzehnten lag die Infarktsterblichkeit bei
30%, heute liegt sie bei 5%. Wir brauchen Ärzte, die sich auf diese Notfalltätigkeit konzentrieren können
und parallel dazu Spezialisten für den unfallchirurgische Bereich. Das haben wir jetzt.“
Telefonischer Direktanschluss zur Sicherheitszentrale in Eisenstadt
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass die Unfallambulanz Frauenkirchen vor allem tagsüber
frequentiert wird und es sich dabei meist um unfallchirurgische Fälle handelt. „Im Winter kommen im Durchschnitt
drei Patienten pro Nacht, immer Sommer fünf bis sieben“, sagt OA Dr. Klaus Prünner, Abteilung für
Unfallchirurgie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Eisenstadt. Die sehr geringe Auslastung der Unfallambulanz
während der Nachtstunden hat zu der Entscheidung geführt, die Ambulanz an den Bedarf anzupassen und somit
nicht mehr rund um die Uhr offen zu halten. Während der Nachtstunden ist die Unfallambulanz nicht besetzt.
Zu dieser Zeit gibt es einen telefonischen Direktanschluss zur Sicherheitszentrale in Eisenstadt. Diese liefert
Informationen, wer von den niedergelassenen Ärzten in der Umgebung Bereitschaftsdienst hat. Der möglich
Mehraufwand für den niedergelassenen Bereich sei zu bewältigen, davon ist Dr. Milan Kornfeind, Vizepräsident
der Ärztekammer Burgenland, überzeugt. Schon jetzt sei es so, „dass gleichzeitig fünf niedergelassene
Ärzte Nachtdienst versehen. Ich begrüße, dass die niedergelassenen Ärzte stärker einbezogen
werden. Ich bin davon überzeugt, dass es ihre Aufgabe ist ein Screening zu machen. Sie müssen beurteilen,
ob ein Patient tatsächlich ins Spital muss. Ein unnötiger Ambulanzbesuch verursacht Kosten von 200 bis
300 Euro“, so Kornfeind. Durch das neue Versorgungsmodell in der Unfallambulanz Frauenkirchen könne die Ambulanz
und das Gesundheitssystem entlastet werden.
Insgesamt sind im Bezirk Neusiedl am See 30 Allgemeinmediziner, 20 Fachärzte und 49 Wahlärzte tätig.
„Mit rund 100 Praxen zählt der Bezirk Neusiedl zu den am besten versorgten Bezirken des Landes“, sagt Rezar.
Die Sicherheitszentrale kann auch von Zuhause aus telefonisch unter der Telefonnummer 141 kontaktiert werden. |