Kunden profitieren von steigenden Einlagenzinssätzen   

erstellt am
27. 02. 12

Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 4. Quartal 2011
Wien (oenb) - Trotz der zwei EZB-Leitzinssatzsenkungen im vierten Quartal 2011 um insgesamt 0,50 Prozentpunkte auf 1% profitierten private Haushalte in diesem Zeitraum von steigenden Einlagenzinssätzen. Der Grund war, dass sich die EZB-Leitzinssenkungen nicht im Zwischenbankverkehr manifestierten. Auch bei Kreditzinsätzen gab es nur in einigen Kategorien Reduktionen.

Betrachtet man die Entwicklung der Kundenzinssätze im Jahresverlauf, so fällt auf, dass aufgrund der steigenden Zwischenbankzinssätze die Kundenzinssätze am Jahresende 2011 in fast allen Kredit- und Einlagenkategorien deutlich über den Vergleichswerten zum Jahresende 2010 lagen, obwohl mit 1% jeweils derselbe EZB-Leitzinssatz gültig war.

Die zwei Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im November und Dezember des Vorjahres (um je 0,25 Prozentpunkte auf 1%) führten bei Zwischenbankzinssätzen aufgrund wachsenden Misstrauens an den Märkten nur zu geringen Reduktionen (der 3-Monats-EURIBOR sank um 0,11 Prozentpunkte auf 1,43%), was sich in weiterer Folge auch im Kundengeschäft widerspiegelte.

Im Kreditgeschäft gab es im vierten Quartal lediglich bei neuen Konsumkrediten eine etwas stärkere Reduktion (um 0,22 Prozentpunkte auf 4,87%), bei Unternehmenskrediten hingegen nur wenig Veränderung (um -0,03 bzw. +0,06 Prozentpunkte bei bis 1 Million bzw. über 1 Million Euro Kreditvolumen) und bei Wohnbaukrediten sogar einen Anstieg um 0,12 Prozentpunkte auf 3,07%. Allerdings erhöhten die Banken nicht ihre Neugeschäftsspanne, sondern reduzierten sie sogar, da im Einlagengeschäft bei neuen Konditionen durchwegs ansteigende Zinssätze zu verzeichnen gewesen waren. Die Zinssätze für neue Einlagen privater Haushalte stiegen im Quartalsvergleich in den verschiedenen Laufzeitkategorien zwischen 0,03 und 0,46 Prozentpunkte.

Bei einer Jahresbetrachtung fällt auf, dass die Neugeschäftszinssätze im Dezember 2011 in fast allen Kategorien über den Vergleichswerten von Dezember 2010 lagen. Bei Kreditzinssätzen waren nur Konsumkredite im Jahresvergleich etwas niedriger verzinst, ansonsten betrugen die Anstiege zwischen 0,37 und 0,45 Prozentpunkte. Allerdings muss betont werden, dass auch im Jahresabstand die Einlagenzinssätze noch stärkere Anstiege als die Kreditzinssätze zeigten, die zwischen 0,46 und 0,67 Prozentpunkte lagen.

Ein Vergleich mit dem Euroraum zeigt, dass die Zinsentwicklungen in Österreich jenen im gesamten Euroraum ähnlich waren. Weiterhin bleibt aber festzuhalten, dass Österreichs Konsumenten und Unternehmen zwar im Durchschnitt weniger Zinsen für ihre Einlagen bekommen, andererseits liegen die Zinsen für Kredite zumeist deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
     
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