Wien (wifo) - Grenzüberschreitende Arbeitsplatzwechsel sind unter wissenschaftlichen Arbeitskräften
im Hochschulsektor häufig. EU-weit hatten im Jahr 2009 mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte im
wissenschaftlichen Bereich bereits mindestens einmal in ihrer Karriere für mehr als drei Monate grenzüberschreitend
den Arbeitsplatz gewechselt. In Österreich lag dieser Anteil etwas unter dem EU-Durchschnitt.
Im EU-Durchschnitt sind gemäß einer Umfrage, die im Rahmen des Projektes MORE (Mobility of Researchers
in Europe) im Auftrag der Europäischen Kommission (Generaldirektion Forschung und Innovation) mit Beteiligung
des WIFO durchgeführt wurde, rund zwei Drittel der mobilen wissenschaftlichen Arbeitskräfte Männer,
in Österreich sogar drei Viertel. Frauen sind somit offenbar in ihrer beruflichen Mobilität stärker
eingeschränkt als Männer. In Österreich ist zudem der Frauenanteil unter den Arbeitskräften
in Wissenschaft und Technik im europäischen Vergleich sehr niedrig und zugleich der Anteil der prekären
Beschäftigungsverhältnisse (befristete Verträge, Teilzeitbeschäftigung) überdurchschnittlich
hoch.
Österreich zählt nicht zu den bevorzugten Zielländern für international mobile wissenschaftliche
Arbeitskräfte. Unter jenen Forscherinnen und Forschern, die bereits hier gearbeitet haben und mit dem Arbeitsumfeld
vertraut sind, genießt aber der Forschungsstandort Österreich ein gutes Ansehen.
Die Befragungsergebnisse unterstreichen die hohe intrinsische Motivation mobiler wissenschaftlicher Arbeitskräfte:
Die wichtigsten subjektiven Beweggründe für internationale Arbeitsplatzwechsel beziehen sich primär
auf die Qualität des Forschungsumfeldes, während monetäre Anreize eher als nachrangig eingestuft
werden. Das Fehlen einer Finanzierung von Mobilitätsepisoden, von Kinderbetreuungseinrichtungen und der Verlust
von Netzwerken werden von Forscherinnen und Forschern EU-weit wie in Österreich als wichtigste Mobilitätshemmnisse
empfunden.
Aus wirtschafts- und forschungspolitischer Sicht sind vor allem die Ergebnisse zu den subjektiven Beweggründen
relevant. Demnach sind die Qualität der Forschung und der Forschungsinfrastruktur, aber auch Karrieremöglichkeiten
im Empfängerland maßgebliche Faktoren im internationalen Wettbewerb um wissenschaftliche Arbeitskräfte
im Hochschulsektor. |