Die Arbeitskräftemobilität in der Hochschulforschung in der EU und in Österreich   

erstellt am
27. 02. 12

Wien (wifo) - Grenzüberschreitende Arbeitsplatzwechsel sind unter wissenschaftlichen Arbeitskräften im Hochschulsektor häufig. EU-weit hatten im Jahr 2009 mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte im wissenschaftlichen Bereich bereits mindestens einmal in ihrer Karriere für mehr als drei Monate grenzüberschreitend den Arbeitsplatz gewechselt. In Österreich lag dieser Anteil etwas unter dem EU-Durchschnitt.

Im EU-Durchschnitt sind gemäß einer Umfrage, die im Rahmen des Projektes MORE (Mobility of Researchers in Europe) im Auftrag der Europäischen Kommission (Generaldirektion Forschung und Innovation) mit Beteiligung des WIFO durchgeführt wurde, rund zwei Drittel der mobilen wissenschaftlichen Arbeitskräfte Männer, in Österreich sogar drei Viertel. Frauen sind somit offenbar in ihrer beruflichen Mobilität stärker eingeschränkt als Männer. In Österreich ist zudem der Frauenanteil unter den Arbeitskräften in Wissenschaft und Technik im europäischen Vergleich sehr niedrig und zugleich der Anteil der prekären Beschäftigungsverhältnisse (befristete Verträge, Teilzeitbeschäftigung) überdurchschnittlich hoch.

Österreich zählt nicht zu den bevorzugten Zielländern für international mobile wissenschaftliche Arbeitskräfte. Unter jenen Forscherinnen und Forschern, die bereits hier gearbeitet haben und mit dem Arbeitsumfeld vertraut sind, genießt aber der Forschungsstandort Österreich ein gutes Ansehen.

Die Befragungsergebnisse unterstreichen die hohe intrinsische Motivation mobiler wissenschaftlicher Arbeitskräfte: Die wichtigsten subjektiven Beweggründe für internationale Arbeitsplatzwechsel beziehen sich primär auf die Qualität des Forschungsumfeldes, während monetäre Anreize eher als nachrangig eingestuft werden. Das Fehlen einer Finanzierung von Mobilitätsepisoden, von Kinderbetreuungseinrichtungen und der Verlust von Netzwerken werden von Forscherinnen und Forschern EU-weit wie in Österreich als wichtigste Mobilitätshemmnisse empfunden.

Aus wirtschafts- und forschungspolitischer Sicht sind vor allem die Ergebnisse zu den subjektiven Beweggründen relevant. Demnach sind die Qualität der Forschung und der Forschungsinfrastruktur, aber auch Karrieremöglichkeiten im Empfängerland maßgebliche Faktoren im internationalen Wettbewerb um wissenschaftliche Arbeitskräfte im Hochschulsektor.
     
zurück