forum bmvit über Trends und Zukunftspotenziale der Weltraumtechnologien
Wien (bmvit) - Die ersten Satelliten des europäischen Navigationssystems Galileo sind seit vergangenem
Oktober im All, die neue Trägerrakete Vega erlebte vor wenige Tagen ihren Jungfernflug und im März wird
der nächste Raumtransporter der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zur Internationalen Raumstation ISS
starten. "Wir leben in einem goldenen Zeitalter der Raumfahrt in Europa", erklärte Peter Hulsroj,
Direktor des European Space Policy Institute (ESPI), am Abend des 22.02. in seinem Vortrag beim forum bmvit zum
Thema "Zukunftsfragen der Erde - Lösungen aus dem All". Dies verdanke man weitsichtigen Investitionsentscheidungen,
die vor vielen Jahren gefällt worden seien. "Wir sollten darauf achten, dass dieser erarbeitete Status
heute nicht verloren wird", mahnte Hulsroj und verwies auf die laufenden Diskussionen zum neuen EU-Finanzrahmen
sowie die Ende dieses Jahres anstehenden Entscheidungen am ESA-Ministerrat, die wesentlich die zukünftige
Positionierung Europas im globalen "Weltraumkonzert" beeinflussen werden.
Gerade vor dem Hintergrund der aufstrebenden Weltraumnationen wie China und Indien gilt es Europas Führungsrolle
in wesentlichen Stärkefeldern wie etwa der Erdbeobachtung langfristig zu festigen.
Ingolf Schädler, Bereichsleiter Innovation im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
(bmvit) wies in seinem Eröffnungsstatement darauf hin, dass Österreich traditionell eine starke Rolle
im internationalen Weltraumgeschehen einnimmt und als sogenannter "mittlerer Raumfahrtstaat" nicht nur
über beachtliche technologische und wissenschaftliche Fähigkeiten verfügt, sondern mit dem Bau des
ersten österreichischen Forschungssatelliten auch eine neue Ära in der heimischen Weltraumfahrt beginnt.
Ein deutlicher Beleg dafür ist das von der zuständigen Bundesministerin Doris Bures eingebrachte und
Ende letzten Jahres vom Parlament einstimmig verabschiedete neue österreichische Weltraumgesetz.
Max Kowatsch, Direktor von RUAG Space Austria, wies auf die international zunehmend geschätzten technologischen
Stärken der österreichischen Industrie im Weltraum hin, wies aber auch klar darauf hin, dass Europa in
seinen Anstrengungen nicht nachlassen dürfe.Trotz zunehmender internationaler Konkurrenz auf dem globalen
Weltraummarkt sind die Chancen der österreichischen Unternehmen intakt. So hat sein Unternehmen, das die ersten
Galileo-Satelliten mit dem im eigenen Haus entwickelten Signalgenerator ausrüstet, einen technologischen Entwicklungsstand
erreicht, der sich durch zunehmende Aufträge in diesem Bereich aus der ganzen Welt erfreut.
Christian Hoffmann, Geschäftsführer von Geoville, einem 1998 gegründeten Tiroler Unternehmen, das
sich auf die Verwertung von Satelliten-generierten Geodaten spezialisiert, schloss sich im Optimismus an Kowatsch
an. Er verwies auf die notwendige Finanzierung des europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES hin, von dem
erhebliche Wachstumsimpulse für die europäische Wirtschaft, aber auch für sein eigenes Unternehmen
zu erwarten sind. Geoville ist auf diesem Markt - trotz KMU-Status - ein höchst erfolgreich global agierendes
Unternehmen geworden.
Univ.-Prof. Otto Koudelka von der Technischen Universität (TU) Graz schilderte die Entwicklungsarbeit am "Nanosatellit"
TUG-SAT 1, die an seinem Institut geleistet wurde. TUG-SAT 1 soll im Sommer als erster österreichischer Satellit
von Indien aus ins All geschickt werden. Österreich wird damit zu einem "Startstaat" und trägt
damit völkerrechtliche Pflichten. Wie diese im Österreichischen Weltraumgesetz ihren Niederschlag gefunden
haben, erklärte die Völkerrechtlerin Univ.-Prof. Irmgard Marboe, die dieses Gesetzeswerk wesentlich mitgestaltet
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