Linz (stadt) - Vorige Woche wurde an der I. Internen Abteilung (Kardiologie) des AKh Linz der österreichweit
erste „bioresorbierbare Stent“ in ein Herzkranzgefäß implantiert. Bioresorbierbare Stents lösen
sich im Lauf von maximal 2 Jahren nach der Implanttion völlig auf. Die Entwicklung von bioresorbierbaren Stents
ist ein Meilenstein in der Behandlung der koronaren Herzerkrankung. Bislang bestehen Stents zum Aufdehnen von Engstellen
in den Gefäßen aus Edelmetall-Legierungen. Nach der Implantation wachsen die Stents in die Gefäßwand
ein und verbleiben dort ein Leben lang. Im Langzeitverlauf kann das aber wieder Probleme machen, zum Beispiel durch
eine eingeschränkte Flexibilität und Beweglichkeit der Gefäßwand oder durch Bildung von Gerinnseln
auf freiliegenden Metallteilen. Dabei ist die lebenslange Haltbarkeit von Stents eigentlich gar nicht notwendig,
denn der Stent muss seine Funktion als Gefäßsstütze nur einige Monate lang erfüllen, bis die
Gefäßwand wieder verheilt ist.
Bioresorbierbare Stents lösen sich im Lauf von maximal 2 Jahren nach der Implantation völlig auf und
es verbleibt so ein strukturell und funktionell normales Herzkranzgefäß. Sie bestehen aus dem Milchsäuremolekül
Polyactid. Dieses bekannte Material wird von Chirurgen schon länger bei selbstauflösendem Nahtmaterial
verwendet.
Wie ein Metallstent gewährleistet der bioresorbierbare Stent die Wiederherstellung des Blutflusses durch das
Offenhalten einer verengten Koronararterie. Bei der Implantation ist der bioresorbierbare Stent noch steif und
widerstandsfähig, wodurch er das Gefäß während der ersten Monate nach der Implantation stützen
kann. Danach beginnt er sich aufzulösen und wird schlussendlich vom Körper in Wasser und CO2 aufspaltet
und resorbiert. Zusätzlich besitzt der bioresorbierbare Stent noch eine medikamentöse Beschichtung, die
verhindern soll, dass sich im Bereich der Implantation wieder eine Engstelle bildet.
Weltweit wurden bisher 500 bioresorbierbare Stents implantiert. Den ersten in Österreich implantierten bioresorbierbaren
Stent bekam ein 58-jähirger Leondinger mit einer koronaren Herzerkrankung. Der Eingriff wurde erfolgreich
vom Linzer AKh-Kardiologieprimar Prof. Franz Leisch durchgeführt.
Der bioresorbierbare Stent wird vorerst nur im Rahmen klinischer Studien bei geeigneten Patienten verwendet. Als
bislang einziges Spital in Österreich nimmt das AKh Linz aufgrund seiner Erfahrungen und Kompetenz (jährlich
werden im AKh Linz 1400 PatientInnen mit knapp 2000 Stents versorgt) an der Studie teil. Projektleiter innerhalb
der Linzer AKh-Kardiologie ist Oberarzt Doz. Dr. Clemens Steinwender.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Leisch
„Dieser Stent könnte ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der interventionellen Kar-diologie sein. Technisch
ließ er sich völlig problemlos implantieren. Durch die Resorption des Stentmaterials wird die Gefäßwand
im weiteren Verlauf wieder ihre normale Beweglichkeit und Flexibilität bekommen.“
OA Doz. Dr. Clemens Steinwender
„Wir sind stolz, zur Teilnahme an der Studie eingeladen worden zu sein. Damit sind wir in der Lage, geeignete
PatientInnen schon jetzt mit dieser zukunftsweisenden Stent-Technologie behandeln zu können.“ |