Menschen länger gesund im Arbeitsleben halten   

erstellt am
22. 02. 12

Arbeitsbewältigungs-Coaching für Mitarbeiter/innen und Firmen
Linz (lk) - Eine Fachkräfte-Offensive ist das Herzstück der neuen Arbeitsmarktstrategie "Arbeitsplatz Oberösterreich 2020". Die demografische Entwicklung - weniger Junge, deutlich mehr Ältere - macht klar: Es muss gelingen, ältere Mitarbeiter/innen länger, gesünder und motiviert im Arbeitsleben halten zu können. "Wir wollen und müssen uns der Herausforderung stellen. Wir müssen neue, positive Initiativen und Lösungen für Ältere entwickeln, weil dies unabdingbar ist: von der wirtschaftlichen Entwicklung bis zur Sicherung der Pensionen", macht Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl klar. So sind für 12. März und 23. April bereits zwei große Workshops zum Thema "Ältere Arbeitnehmer/innen" geplant. Bereits im Laufen ist das Projekt "Arbeitsbewältigungs-Coaching AB-C". Dieses unterstützt Mitarbeiter/innen und Unternehmen gleichermaßen - und soll helfen, auf betrieblicher Ebene Lösungen für ein gesünderes und längeres Arbeitsleben zu entwickeln. 1600 Coachings wurden bereits abgewickelt, das Land OÖ unterstützte diese bislang mit 200.000 Euro.

Die Zahlen der demografischen Entwicklung sprechen für sich: So sinkt die Zahl der Erwerbsfähigen in Oberösterreich von 890.000 im Jahr 2015 um fast 75.000 im Jahr 2050 ab. Die Geburtenentwicklung spricht für sich: Waren es 1995 noch mehr als 16.000 Geburten, so werden für 2015 nur noch knapp 13.500 Geburten und 2030 12.800 Geburten prognostiziert.

Das Land Oberösterreich will seine aktive Arbeitsmarktpolitik weiter fortsetzen. Dazu ist im Pakt für Arbeit und Qualifizierung auch eine Reihe von Maßnahmen für Ältere Arbeitnehmer/innen - wie das Projekt "Arbeitsbewältigungs-Coaching AB-C" - vorgesehen. Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und den Mitarbeitern/innen werden Vorschläge zur Verbesserung erarbeitet. Ziel ist der Erhalt und die Förderung der Arbeitsfähigkeit in oberösterreichischen KMU. Das Beratungsprojekt wird vom Land OÖ finanziert und ist für die Unternehmen und Mitarbeiter/innen kostenlos.

Positive Anreize und Initiativen setzen: "Menschen länger gesund im Arbeitsleben halten"
Mit dem neuen strategischen Programm "Arbeitsplatz Oberösterreich 2020" zur Sicherung der zukünftigen Fachkräfte baut Oberösterreich auf fünf Säulen für Lebensqualität, Wachstum und soziale Sicherheit in Oberösterreich auf. Zwei Säulen haben dabei speziell den Menschen, zwei Säulen speziell die Unternehmen im Fokus - und die fünfte Säule die Gesellschaft insgesamt: sie hat die Arbeitswelt der Zukunft im Auge.

"Die Fachkräfte-Offensive ist das große Thema in der aktiven Arbeitsmarktpolitik in OÖ", betont Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl - und macht klar: "Ein besonderer Fokus liegt dabei auf unseren älteren Mitarbeitern/innen in unseren Unternehmen. Wie können wir sie länger im Arbeitsprozess behalten? Wie können wir sie länger gesund und motiviert im Arbeitsleben halten? Wie können wir unsere Unternehmen beraten und unterstützen, um dieses Potenzial der erfahrenen älteren Mitarbeiter/innen länger und besser zu nützen? Dies wird im Hinblick auf die demografische Entwicklung eine der großen Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft sein."

Daher werde dem Thema "Ältere Mitarbeiter/innen" auch in der Arbeitsmarktstrategie "Arbeitsplatz Oberösterreich 2020" ein besonderes Augenmerk gewidmet. Die Anhebung des faktischen Pensionsalters in Richtung gesetzlichen Pensionsalters, die demografische Entwicklung, der Fachkräftemangel - in diesem ganzen Sammelsurium sei es nötig, sich positiv und offensiv dem Thema zu stellen. "Anreize setzen statt strafen. Motivieren und Lösungen erarbeiten statt Ältere aus dem Arbeitsleben zu drängen", so Sigl, sei das Gebot der Stunde.

Bedenkt man, dass ab dem Jahr 2016 die Zahl der 60-Jährigen höher sein wird als jene der 20-Jährigen (im Jahr 2024 um 8000), wird die demografische Last auf den Arbeitsmarkt besonders deutlich.

Bundesregierung plant Maßnahmenbündel zur Erhöhung des faktischen Pensionsantrittsalters: Ältere daher besonders im Fokus
Die Anhebung des tatsächlichen Pensionsantrittsalters ist eines der obersten Ziele der Bundesregierung, die dies auch mit einigen Maßnahmen im kürzlich präsentierten Spar- und Reformpaket in Angriff nehmen will. Der Bund will dafür rund 750 Millionen Euro an Offensivmitteln zur Verfügung stellen, um das faktische Pensionsalter rasch an das gesetzliche anzupassen. Dafür müssten insbesondere bei den Älteren Arbeitnehmern/innen Maßnahmen gesetzt werden. Ziel ist es, die Zahl der Frühpensionierungen deutlich zu verringern. Von der Altersteilzeit (Blocken fällt weg) bis hin zu Strafen für Dienstgeber bei taktischen Kündigungen (bei Auftragsschwankungen oder in Saisonbranchen) in Höhe von 110 Euro pro Dienstnehmer.

Ältere Arbeitnehmer/innen in Oberösterreich
Betrachtet man die Beschäftigten- und Arbeitslosendaten für 2011 im Jahresdurchschnitt, so zeigt sich eine doch deutlich positive Entwicklung, ist die Zahl der arbeitslosen Älteren gesunken, die Zahl der beschäftigten Älteren gestiegen:

  • Im Alter von 55 bis 59 Jahren waren in Oberösterreich 2.011 Menschen arbeitslos gemeldet - um 174 Personen bzw. 8 % weniger als im Vorjahr.
  • Im Alter von 60 bis 64 Jahren waren 446 Menschen arbeitslos gemeldet - um 36 Personen bzw. 8,7 % mehr als im Jahr zuvor.
  • Fasst man unter dem Begriff "Ältere" alle Menschen über 45 Jahre so waren im Jahr 2011 insgesamt 8.708 Menschen arbeitslos gemeldet - um 531 Personen bzw. 5,7 % weniger als im Jahr 2010.
  • Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten lag im Jahr 2011 in der Altersgruppe von 55 bis 59 Jahren bei 40.423 Menschen - ein Plus um 2.787 Personen bzw. 7,4 %.
  • Die Zahl der unselbständig Beschäftigten in der Altersgruppe von 60 bis 64 Jahre lag 2011 bei 5.943 Beschäftigten - ein Plus von 338 Personen bzw. 6,0 %.
  • Und mehr als 1000 Menschen arbeiteten auch noch über 65 Jahre: 1003 Beschäftigte - ein Plus von 77 Personen bzw. 8,3 %.
  • Fasst man auch hier unter dem Begriff "Ältere" alle Menschen über 45 Jahre so waren im Jahr 2011 insgesamt 211.715 Personen in Beschäftigung - ein Plus von 10.148 bzw. 5,0 %.


Neue Initiativen für Ältere Arbeitnehmer/innen im "Arbeitsplatz Oberösterreich 2020"
Gemeinsam mit dem AMS und den Sozialpartnern will das Land OÖ seinen Kurs der aktiven Arbeitsmarktpolitik auch im Bereich der Älteren Arbeitnehmer/innen fortsetzen - und einmal mehr Vorreiter sein. Im Zuge der Umsetzung der Arbeitsmarktstrategie "Arbeitsplatz Oberösterreich 2020" finden daher für die geplante Fachkräfte-Offensive auch zwei eigene Experten-Workshops für "Ältere Arbeitnehmer/innen" statt: am 12. März und am 23. April werden die Herausforderungen und mögliche Initiativen und Vorhaben für Ältere Arbeitnehmer/innen diskutiert.

Oberösterreich hat bereits in den vergangenen Jahren im Pakt für Arbeit und Qualifizierung Maßnahmenpakete und Initiativen für Ältere Arbeitnehmer/innen geschnürt und gefördert - so zum Beispiel das Projekt WAGE - Winning Age Getting Future.


Initiativen für Ältere Mitarbeiter/innen, Beratung für Unternehmen
"Arbeitsbewältigungs-Coaching AB-C" nennt sich ein Projekt des Landes Oberösterreich in der aktiven Arbeitsmarktpolitik, das sich speziell um positive, offensive Ansätze für ältere Mitarbeiter/innen in oberösterreichischen Klein- und Mittelbetrieben bemüht. Das Wirtschaftsressort des Landes bietet hier ein spezielles Beratungsangebot für KMU. Ziel ist der Erhalt und die Förderung der Arbeitsfähigkeit älterer Mitarbeiter/innen. Das Beratungsangebot wird von Mentor GmbH. & Co OG in Kooperation mit dem Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ) umgesetzt. Seit Beginn dieses Förderprojektes vor drei Jahren wurden bislang in oö. Betrieben 1.600 Coachings durchgeführt und seitens des Wirtschaftsressorts des Landes Oberösterreich mit insgesamt 200.000 Euro gefördert.

So läuft das Projekt für Mitarbeiter/innen und Unternehmen ab
Gesundheitsförderliches Verhalten einerseits sowie gesundheitsförderliche Rahmenbedingungen in den Unternehmen andererseits sind wichtige Faktoren, um die Arbeitsfähigkeit von Personen und Unternehmen und damit die Produktivität des Wirtschaftsstandorts Oberösterreich langfristig zu sichern. Mit dem Beratungskonzept des Arbeitsbewältigungs-Coachings ist es möglich, sowohl auf individueller wie auch auf betrieblicher Ebene jene Maßnahmen herauszuarbeiten, die dafür erforderlich sind.

Unter Arbeitsfähigkeit wird in diesem Zusammenhang die Übereinstimmung der Ressourcen (körperliche, geistige und psychische Leistungs- und Belastungsfähigkeit) einer Personen mit den Anforderungen eines konkreten Arbeitsplatzes verstanden. Arbeitsfähigkeit ist also nicht entweder vorhanden oder nicht vorhanden, sondern sie ist immer im Zusammenhang mit einem bestimmten Arbeitsplatz und den Anforderungen desselben zu sehen. Änderungen im persönlichen Verhalten und Anpassungen im Unternehmen können so die Arbeitsfähigkeit sichern und fördern. Zur Ermittlung der Arbeitsfähigkeit wird seit vielen Jahren der in Finnland entwickelte und international anerkannte Arbeitsbewältigungs-Index (AB-I) verwendet.

In einem Gespräch zwischen Unternehmensleitung und Personalvertretung (wenn keine Personalvertretung, dann zumindest ein/e Sprecher/in der Belegschaft) wird das Konzept erläutert und werden die Rahmenbedingungen (Zeitablauf …) vereinbart. In einer für das Unternehmen passenden Form werden alle Mitarbeiter/innen über das Projekt und seine Ziele informiert und zu einem persönlichen, vertraulichen Arbeitsbewältigungs-Coaching-Gespräch (AB-C) eingeladen. Die Teilnahme erfolgt freiwillig!

Am Beginn des Gesprächs wird der persönliche ABI ermittelt. Im Beratungsgespräch werden die Ergebnisse interpretiert und gemeinsam mit dem/r Mitarbeiter/in Möglichkeiten erarbeitet, wie die persönliche Arbeitsfähigkeit verbessert werden kann. Dabei werden Vorschläge in vier Förderbereichen gesucht. Dies sind die persönlichen Ressourcen der Person, ihre persönliche Kompetenz und Qualifikation, der konkrete Arbeitsplatz und seine Umgebung sowie die Führung und Organisation im Unternehmen.

Ausgehend von der Annahme, dass jede Person Expert/in für die eigene Arbeitsfähigkeit und die Belastungen des eigenen Arbeitsplatzes ist, steht im Mittelpunkt des AB-C Gesprächs die Frage "Was können Sie selbst tun, um Ihre Arbeitsfähigkeit möglichst lange zu erhalten beziehungsweise zu verbessern und was kann das Unternehmen dazu beitragen, um Ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu verbessern?"

Was haben Unternehmen bzw. ihre Mitarbeiter/innen vom Projekt?
Am Ende eines Gesprächs liegt eine Vielzahl von Vorschlägen zur Verbesserung einer Person vor. Manche davon betreffen nur die Person, manche die Person und das Unternehmen und weitere nur das Unternehmen. Jede Person erhält am Ende des Gesprächs die mit ihr erarbeiteten Vorschläge in Form eines kurzen persönlichen Berichts. Die an das Unternehmen gerichteten Vorschläge werden anonymisiert und nach Kategorien ausgewertet. Sie sind die Grundlage für einen Unternehmensbericht sowie einen Strategieworkshop mit Unternehmensleitung und Personalvertretung. In Pilotprojekten konnte festgestellt werden, dass die obigen Fragen durchschnittlich 7 bis 8 Vorschläge pro Mitarbeiter/in hervorbringen.

Vorteile für Unternehmen

  • Unternehmen erhalten Einblick in die Arbeitsfähigkeit der gesamten Organisation bzw. einzelner Abteilungen (wenn größer als 10 Personen).
  • Unternehmen erkennen Optionen für die betriebliche Personalplanung und -entwicklung.
  • Im AB-C Projekt werden Vorschläge für betriebliche Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit unter fachlicher Begleitung entwickelt.


Vorteile für Mitarbeiter/innen

  • Persönlicher Einblick in den aktuellen Stand der eigenen Arbeitsfähigkeit.
  • Erarbeiten individueller Strategien für den Erhalt und die Förderung der eigenen Arbeitsfähigkeit unter fachlicher Begleitung.
  • Gelegenheit für jede/n Mitarbeiter/in, Vorschläge für betriebliche Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der Arbeitsfähigkeit unter fachlicher Begleitung erarbeiten und anonym einbringen zu können.


Das Angebot richtet sich an kleinere - und mittlere Unternehmen (KMU) mit 10 bis 50 unselbständig Beschäftigten (UB). Je nach Nachfrage kann das Angebot auch für Unternehmen bis 100 UB ausgeweitet werden. Das Angebot zum Arbeitsbewältigungs-Coaching kann als eigenständiges Projekt oder kombiniert mit der Qualifizierungsberatung (QBB) des AMS (ebenfalls gefördert) in Anspruch genommen werden. Sämtliche Beratungskosten werden durch das Land OÖ (bzw. im Falle einer Qualifizierungsberatung auch durch das AMS) getragen. Seitens des Unternehmens entstehen keine Kosten.

     
Informationen: http://www.mentor.at/    
     
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