Burgenland-Tour von Bundesministerin Gabriele-Heinisch-Hosek und Landesrätin Verena Dunst
stand im Zeichen der Frauenbeschäftigung und -qualifikation
Güssing (blms) - Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Frauenlandesrätin Verena
Dunst zeichneten Guttomat in Güssing mit der Gleichbehandlungs-Plakette „gleich = fair“ aus, weil fast die
Hälfte aller Führungskräfte des Garagentorproduzenten Frauen sind. Außerdem bezahlt Guttomat
Männern und Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit. „Die Leitung von Guttomat hat erkannt, dass es nur
von Vorteil sein kann, wenn das Potential von Frauen in das Unternehmen einfließt. Es ist wichtig, mehr Mädchen
und Frauen für technische Berufe zu begeistern, auch weil diese besser bezahlt sind als typische Frauenberufe.
Bildung und Ausbildung, Berufswahl, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Einkommen sind entscheidend, damit
Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen können - in allen Lebensabschnitten. Ein höheres Einkommen
führt ja zu einer höheren Pension“, so Heinisch-Hosek und Dunst unisono. Die Frauenministerin tritt für
verpflichtende Frauenförderquoten ein: „Gewisse Dinge sollte man regeln, damit sie schneller passieren. Maßnahmen
könnten sehr individuell auf jeden einzelnen Betrieb zugeschnitten sein. Man kann zum Beispiel in einem Betrieb
mehr weibliche Lehrlinge einstellen oder die Väterkarenz fördern.“ .Im Rahmen ihrer Burgenland-Tour besuchten
die beiden Politikerinnen auch das abz-Projekt „Beruf & Familie“ in Pinkafeld, das BUZ Neutal und die Polizeiinspektion
Lutzmannsburg.
Das südburgenländische Unternehmen Guttomat in Güssing ist das zweite burgenländische Unternehmen,
das sich freiwillig zur Chancengleichheit für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekennt. Das Unternehmen
ist ein echter Vorzeigebetrieb, was die Frauenförderung anbelangt, betonen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
und Frauenlandesrätin Verena Dunst am 09.03. bei ihren Besuch. Guttomat beschäftigt derzeit 68 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, zwölf davon sind Frauen. In der Führungsetage sind aber fünf Frauen und sechs Männer.
Außerdem setzt das Unternehmen auf Einkommenstransparenz, obwohl es das nicht müsste: „ Der gesetzlich
verankerte Stufenplan sieht für diese Firmengröße noch keine verpflichtende Einkommenstransparenz
vor“, so Heinisch-Hosek. Gemeinsam mit Landesrätin Verena Dunst zeichnete die Frauenministerin das Unternehmen
mit der Gleichbehandlungs-Plakette „gleich = fair“ aus.
„Die Hälfte der Menschen sind Frauen, das sollte sich auch in den Führungspositionen wiederspiegeln“,
betont Guttomat-Geschäftsführer Thomas Hammer. Mehr Frauen in Führungspositionen, damit habe Guttomat
gute Erfahrungen gesammelt, sagt der Firmenchef: „Wir sind jetzt besser und erfolgreicher als zuvor.“
Auch der Vertrieb ist bei Guttomat in Frauenhand. Leiterin ist Judith Tanki, sie hat vor neun Jahren als Sekretärin
im Betrieb begonnen hat: „Ich habe es geschafft, mich über die Jahre zu beweisen und zur Leiterin des Vertriebes
hochzuarbeiten. Ich habe mit meiner Qualifikation überzeugt.“ Tanki ist für Heinisch-Hosek in mehrfacher
Hinsicht ein positives Beispiel: „Es ist wichtig, dass sich Frauen mehr zutrauen um in Führungsposition zu
kommen. Während Frauen ihre Fähigkeiten hinterfragen und das Für und Wider abwägen – ihre Qualifikation,
Ausbildung, aber auch die Familie spielt hier eine Rolle -, greifen Männer sofort zu. Frauen trauen sich noch
immer zu wenig zu.“ Außerdem sei wissenschaftlich erwiesen, so Dunst, dass „gemischte Führungsgremien
wesentlich erfolgreicher ein Unternehmen führen, als von einem Geschlecht dominierte. Die Leitung von Guttomat
hat erkannt, dass es nur von Vorteil sein kann, wenn das Potential von Frauen in das Unternehmen einfließt
- ich darf herzlich gratulieren.“ Mit der Auszeichnung von Guttomat als einkommenstransparentes Unternehmen wolle
man ein Zeichen setzen: „Wir wollen zeigen, dass es Unternehmen gibt, denen es wichtig ist, Frauen und Männern
gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bezahlen. Die Plakette ist das nach außen hin sichtbare Symbol dieser
Unternehmenskultur.“, sagt Dunst.
Dass Frauen und Männer oft ungleich viel verdienen, zeigt auch die aktuelle Einkommensstatistik im Europavergleich:
„Was die Zahlen, Daten und Fakten angeht, stehen wir nicht so gut da. Österreich belegt den vorletzten Platz
im Europa-Vergleich, was die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen betrifft. Frauen verdienen rund
ein Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen. Da ist die Teilzeitarbeit schon herausgerechnet. Es gibt
hier noch viel zu tun“, so Heinisch-Hosek.
Rascher Wiedereinstieg ins Berufsleben wichtig
„abz austria ist schon lange ein wichtiger Partner, Qualifikation und Qualitätssicherung in Hinblick
auf die Nachhaltigkeit passen. Bei den letzten Projekten lag die Vermittlungsquote bei über 80 Prozent“, sagt
Dunst beim Besuch des abz-Projektes „Beruf & Familie“ in Pinkafeld. Ziel des Projektes ist es, Frauen durch
gezielte Beratungs- und Coachingkonzepte, Workshops sowie mehrwöchige Berufsorientierungsmaßnahmen den
Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist die Stärkung des Selbstwertgefühles.
Das Projekt wird auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt. „Ohne Brüssel wäre
eine so große Kooperation wie mit dem abz austria nicht möglich. Es ist gut, in der EU zu sein“, so
Heinisch-Hosek.
Noch immer wählen mehr als 50 Prozent aller weiblichen Lehrlinge nur drei Lehrberufe: Einzelhandel, Frisörin
und Bürokauffrau: „Es gibt aber mehr als 270 BerufeDie Bezahlung frauentypischer Berufe liegt ein Drittel
unter der Bezahlung für Berufe in der Metallverarbeitenden Industrie oder in der Elektrotechnik.
Die geringe Bezahlung in frauentypischen Berufen wirkt sich auch negativ auf die Höhe der Pension aus, gibt
die Ministerin zu bedenken: „Damit Frauen ihr Leben bis in die Pension ein selbstbestimmtes Leben führen können,
ist ein rascher Wiedereinstieg ins Berufsleben wichtig.“ Das gelte besonders für den ländlichen Bereich,
betont Dunst. Hier setzt das Projekt „Job-Mentoring“ im BUZ Neutal an Das Projekt richtet sich an burgenländische
Frauen, die den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben anstreben. Es besteht aus sieben Modulen, die mit der Basis -
der Erarbeitung der spezifischen beruflichen Ziele - beginnen und mit der Vermittlung von Praktika und anschließend
der Reintegration in den Arbeitsmarkt abschließen. Die erwachsenen und jugendlichen Frauen werden einige
Wochen vor Ausbildungsende dem Projekt zugeteilt. Sie werden vom BUZ bis zu rund 12 Wochen nach Ausbildungsende
bei ihrer Jobsuche unterstützt.
Abschluss des Burgenland-Tages von Frauenministerin Heinisch-Hosek war ein Besuch der Polizeiinspektion Lutzmannsburg.
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