100 geförderte Alkolocks für Lkws - Jetzt startet Pilotversuch mit Pkw-Lenkern
Wien (bmvit) - Das Alkohol Interlock System, kurz Alkolock, stellt sicher, dass der Lenker nur dann
das Fahrzeug in Betrieb nehmen kann, wenn er zuvor bei der Abgabe einer Atemluftprobe den eingestellten Grenzwert
von 0,0 Promille nicht überschreitet. Verkehrsministerin Doris Bures und der Direktor des Kuratoriums für
Verkehrssicherheit (KfV) Othmar Thann haben am 12.03. die Ergebnisse des ersten Alkolock-Pilotversuchs in Österreich
vorgestellt. Ein Jahr lang wurde die Handhabbarkeit dieser Geräte in Lastkraftwagen (Lkw) getestet. Das Ergebnis
fällt durchwegs positiv aus: Sowohl die Lkw-Lenker als auch die Frachtunternehmen halten Alkolocks für
alltagstauglich - und sie befürworten ihren Einsatz im Sinne der Verkehrssicherheit. Bures will jetzt die
Frächter dabei unterstützen, auf freiwilliger Basis Alkolock in ihren Lkws einzubauen. Deshalb fördert
das Verkehrsministerium Alkolocks für 100 Lkws, die Anschubfinanzierung deckt 50 Prozent der Kosten ab.
Neben Lkws hält die Ministerin Schulbusse für einen Anwendungsbereich, wo man unmittelbar mit dem Einsatz
von Alkolocks beginnen könnte. Sie empfiehlt den Städten und Gemeinden, die für die Bestellung von
Schulbussen zuständig sind, dass sie Alkolocks zu einem Vergabekriterium machen. "Die Sicherheit unserer
Kinder sollte uns das wert sein", so die Ministerin. Sie wird sich direkt an den Städte- und Gemeindebund
wenden und den Verantwortlichen ihren Vorschlag im Detail erläutern.
KFV-Direktor Othmar Thann, dessen Institut das Pilotprojekt evaluiert hat, unterstützt diesen Vorstoß:
"Die Ergebnisse der Pilotstudie haben uns gezeigt, dass es sowohl bei den Fahrern als auch bei den Unternehmen
eine hohe Akzeptanz gibt. Als nächsten Schritt ist eine Umsetzung besonders in Bereichen mit höchster
Lenker-Verantwortung - wie bei Schulkindertransporten - erstrebenswert."
Beim Pilotprojekt haben 23 Transportunternehmen aus 8 Bundesländern mit 31 Lkws mitgemacht. Das Kuratorium
für Verkehrssicherheit hat das Pilotprojekt begleitet und nach einjähriger Laufzeit evaluiert. 60 Prozent
der Fahrer bescheinigten eine gute Handhabbarkeit der Geräte, 70 Prozent befürworten Alkolocks als Maßnahme
zur Erhöhung der Verkehrssicherheit.
Alkolocks für "Wiederholungstäter"
Außerdem kündigt die Verkehrsministerin den Start für ein neues Pilotprojekt an. "Als nächstes
wollen wir untersuchen, wie sich Alkolocks bei der Rehabilitation bewähren." Das Projekt richtet sich
an Personen, deren Führerschein wegen eines Alkoholdeliktes auf unbestimmte Zeit entzogen wurde. Wer bereit
ist, sich ein Alkolock einbauen zu lassen, bekommt seinen Führerschein zurück und wird medizinisch und
verkehrspsychologisch betreut. "Das Projekt nützt also nicht nur der Verkehrssicherheit, sondern hat
auch einen sozialpolitischen Aspekt", betont Bures. Denn für viele ist der Führerschein für
den Beruf unverzichtbar. Mit diesem Projekt könne eine Negativspirale "Führerschein weg - Job weg
verhindert" werden.
Hintergrund
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Alkoholunfälle deutlich zurückgegangen. 2008
wurden 2.714 Unfälle mit alkoholisierten Beteiligten verzeichnet, 2011 waren es um 763, das sind knapp 30
Prozent, weniger. Verkehrministerin Bures ist überzeugt, dass der Mix aus strengeren Gesetzen mit höheren
Geldstrafen und längerem Führerscheinentzug, Bewusstseinsbildung wie die Kampagne gegen Alkohol am Steuer
und strengen Kontrollen durch die Polizei wirkt.
Aber immer noch ist Alkohol die Ursache für sechs bis acht Prozent der tödlichen Unfälle. Die Dunkelziffer
liegt nach Ansicht von Experten um einiges höher. (Zur Erklärung: Bei tödlichen Alleinunfällen
wird nachträglich keine Messung des Blutalkoholgehalts durchgeführt.) Deshalb will die Verkehrsministerin
mit den Alkolocks neue Wege in der Prävention und Rehabilitation erproben. In jüngerer Zeit starteten
auch andere europäische Staaten Pilotprojekte, Vorreiter war Schweden, wo seit 2007 alle Fahrerinnen und Fahrer
von öffentlichen Transportmitteln, Taxis eingeschlossen, nur noch mit Alkolock fahren. In Finnland sind Alkolocks
seit 2005 bei Alkoholdelikten für Erst- und Wiederholungstäter gesetzlich verankert.
Das EU-Projekt Supreme kommt jedenfalls in beiden Bereichen zu einem positiven Ergebnis. Die Alkohol-Wegfahrsperre
verringert das Risiko von Unfällen mit Verletzungsfolgen um etwa die Hälfte. Außerdem mindern diese
Sperren, so die Studie, die Rückfallquote bei verurteilten Alkoholdelinquenten um 40 bis 95 Prozent. |