Sparmaßnahmen bei Justiz, Landwirtschaft, Umwelt und Finanzen
Wien (pk) - Vor der Abstimmung über die beiden Stabilitätsgesetze, den Bundesfinanzrahmen
2013 bis 2016 und die Änderungen im geltenden Finanzrahmen sowie im laufenden Bundesfinanzgesetz debattierte
der Budgetausschuss am 15.03. mit den Bundesministern Beatrix Karl, Nikolaus Berlakovich und Maria Fekter über
die in deren Zuständigkeitsbereichen vorgesehenen Konsolidierungsmaßnahmen, also über Justiz,
Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Finanzen.
Beatrix Karl spricht mit Ländern über Zusammenlegung von Gerichten
Abgeordneter Johannes Hübner (F) leitete die Debatte mit Justizministerin Beatrix Karl mit vehementer
Kritik an dem "Kahlschlag bei den Bezirksgerichten" ein und sah einen Widerspruch zur Anhebung der Wertgrenzen
von 10.000 auf 25.000 € bei den Bezirksgerichten. Die Justizministerin sah dies anders: Die Zusammenlegung von
Bezirksgerichten zu größeren Gerichten sei mit mehr Kompetenzen verbunden, beide Maßnahmen werden
einen Ausgleich der Auslastungen zwischen Landesgerichten und Bezirksgerichten bringen.
Abgeordnetem Albert Steinhauser (G), der die Pläne der Justizministerin für die Zusammenlegung von Bezirksgerichten
teilweise unterstützte, sagte Ministerin Karl, dass Wien von der Zusammenlegung von Bezirksgerichten nicht
betroffen sei. In Gesprächen mit den Landeshauptleuten werde sie vor Herausgabe der definitiven Liste über
Zusammenlegungen auf länderspezifische Besonderheiten Rücksicht nehmen. Die Auslastung der Landesgerichte
bezifferte die Ministerin mit 120 %, jene der Bezirksgerichte derzeit mit 105 %. Von Zusammenlegungen ab 2013 erwarte
sie sich 6 Mio. € an Einsparungen durch Synergieeffekte und geringere Gebäudemieten. Sie beabsichtige aber
nicht, beim Personal zu sparen, sagte die Ministerin und sicherte Kärnten zu, die zweisprachige Gerichtsbarkeit
zu erhalten, das müsse aber nicht bedeuten, jedes zweisprachige Bezirksgericht zu erhalten.
Ein Wettbewerbs- und Kartellgesetzentwurf sei in Begutachtung, sein Ziel sei eine Beschleunigung der Verfahren,
informierte die Justizministerin, merkte gegenüber Abgeordnetem Jakob Auer, der über lange Verfahren
bei der Fusion von Molkereien klagte, aber an, dass Österreich bei der Verfahrensdauer im internationalen
Vergleich gut liege.
Weitergehende Pläne für eine Gerichtsreform, nach denen sich Abgeordneter Heribert Donnerbauer (V) erkundigte,
bestehen derzeit nicht, sagte die Ministerin. Erleichtern wolle sie das Recht von Verbrechensopfern, auf Verfahrensrechte,
die zuletzt stark ausgebaut wurden, auf eigenen Wunsch hin und nach entsprechender Belehrung, zu verzichten. Dies
lasse Einsparungen erwarten, die aber derzeit nicht beziffert werden können.
Berlakovich: Österreich verfehlt Kyoto-Ziel um 30 Mio.t CO2
Abgeordneter Harald Jannach (F) eröffnete die Debatte mit Bundesminister Nikolaus Berlakovich, indem er die
Mehrbelastung der Bauern durch die beiden Stabilisierungsgesetze kritisierte und sich dagegen wandte, Parteiorganisationen
weiterhin mit Bauerngeldern zu finanzieren.
Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich führte aus, dass die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge
und Maßnahmen bei der Grundsteuer bis 2016 Belastungen von 175 Mio. € für die Bauern mit sich bringen
werden. Bei der Streichung der Mineralölsteuer-Rückvergütung wies der Minister darauf hin, dass
diese Begünstigung auch bei den ÖBB und bei den Wiener Linien gestrichen wurde. Politische Gruppierungen
im landwirtschaftlichen Bereich werden unterstützt, führte der Minister aus, ob die Förderungen
auch in Zukunft wie geplant ausfinanziert werden können, hänge vom Budgetvollzug ab.
Abgeordneter Maximilian Linder (F) erfuhr vom Minister, dass es sein prioritäres Ziel sei, Bauerngelder zu
sichern und er daher Einsparungen von 100 Mio. € in der Verwaltung vornehme. Die Verbände haben bereits durch
die Beschlüsse von Loipersdorf Kürzungen hinnehmen müssen und seien daher bei den aktuellen Sparmaßnahmen
nicht betroffen. In der Wasserwirtschaft werden Einsparungen durch Verschiebung von Wasserentsorgungsprojekten
erreicht, die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Wasser sei nicht von Einsparungen betroffen.
Von Abgeordnetem Hannes Weninger (S) auf das Umweltbudget angesprochen, räumte der Minister ein, dass das
Kyoto-Ziel um 30 Mio. Tonnen CO2 Äquivalent verfehlt werde, was einen Mehraufwand von 600 Mio. € nach sich
ziehe. Die Vereinbarungen zur Einbeziehung der Städte und Gemeinden in die thermische Gebäudesanierung
bleiben aufrecht, sicherte der Minister dem Abgeordneten zu.
Abgeordnetem Kurt Gaßner (S), der sich angesichts des hohen Reparaturbedarfs bei Wasserentsorgungsanlagen
besorgt wegen der Verschiebung von Sanierungsprojekten zeigte, sagte der Minister, dass bei dringlichen Projekten
weiterhin Förderungszusagen möglich seien. Im einzelnen informierte Berlakovich über beabsichtigte
Einsparungen und Effizienzsteigerungen bei der Lebensmittelkontrolle, bei Bundesgärten, Umweltbundesamt und
landwirtschaftlichen Schulen. Beim Schutz vor Naturgefahren erwartet der Minister Einsparungen durch die Reduzierung
der Zahl der Gebietsbauleitungen von 27 auf 21 und durch eine neue, mit den Ländern auszuverhandelnde Prioritätenreihung
sowie durch Effizienzsteigerungen beim Hochwasserschutz. Keine Einsparungen seien beim Strahlenschutz vorgesehen,
erfuhr Abgeordneter Walter Schopf (S).
Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber (G) erfuhr vom Landwirtschaftsminister, er denke nicht daran, die Erhöhung
der Pensionsbeiträge bei den Bauern durch höhere Förderungen auszugleichen, weil dies der Zielsetzung
des Konsolidierungspakets widersprechen würde. Die Hauptfeststellung der Einheitswerte werde von 2015 auf
2014 vorverlegt, sagte der Landwirtschaftsminister.
Der "Feinkostladen Österreich", den sein Amtsvorgänger Fischler angekündigt habe, sei
tatsächlich erreicht worden, sagte der Landwirtschaftsminister mit Stolz und verwies auf Exporterfolge bei
Lebensmitteln, insbesondere auch in die Schweiz und nach Italien sowie auf Getränkeexportzuwächse in
den Nahen Osten, nach Indien und nach Nordafrika. Die Exportinitiative, die Abgeordneter Jakob Auer (V) ansprach,
werde weitergeführt, stellte der Minister fest. Die GAP-Reform befinde sich in der entscheidenden Phase. Österreich
unterstütze Bemühungen um eine Ökologisierung der europäischen Agrarpolitik und kämpfe
um die Weiterführung des "Österreichischen Programms für eine umweltgerechte Landwirtschaft"
sowie um die Bergbauernförderung und die Investitionsförderung, wende sich aber gegen die Vorschläge,
die unter dem Titel "Greening" zu einer Aufblähung der Agrarbürokratie führen würden.
Der Landwirtschaftsminister zerstreute Bedenken des Abgeordneten Franz Eßl (V), dass ein Umbruchsverbot im
Grünland das Recht einzelner Betriebe, Grünflächen in Ackerland umzuwandeln beeinträchtigen
könnte.
Abgeordneter Gerhard Huber (B) problematisierte die Beimischung von Bioethanol zum Treibstoff und plädierte
dafür, Eiweißfuttermittel anzubauen, um den Import gesundheitsschädlicher Gensojaprodukte zu ersetzen.
Kritik übte Huber an der Einhebung der Immobilienwertzuwachssteuer bei Bauern und deren "weichenden Kindern".
Der Landwirtschaftsminister bekannte sich zur Produktion von Biosprit und machte darauf aufmerksam, dass diese
Produktion jährlich 180.000 Tonnen an hochwertigem Eiweißfuttermittel zur Verfügung stelle, das
Sojaimporte substituiert. Zudem forciere Österreich sein Eiweißstrategie. Die Bioethanolproduktion sei
sinnvoll, Priorität der Landwirtschaft bleibe aber die Ernährung der Bevölkerung. An Personalverschiebungen
vom Ressort in die AMA sei nicht gedacht, erfuhr Abgeordneter Gerhard Huber (B). Die neue Feststellung der Einheitswerte
werde nur in Einzelfällen zu einer höheren Grundbesteuerung führen, sie diene lediglich der Modernisierung
des Systems, klärte der Minister weiters auf.
Abgeordnetem Norbert Hofer (F) erklärte Umweltminister Nikolaus Berlakovich die Vorteile der Teilnahme Österreichs
am JI/CDM-Programm zur Förderung von Umweltprojekten in Entwicklungsländern. Dafür wurden 530 Mio.
€ aufgewendet und in Kooperation mit Nachbarstaaten Projekte gefördert, an denen sich auch österreichische
Investoren beteiligt haben, so wurden auch Arbeitsplätze im Inland gesichert. Das Kyoto-Ziel konnte nicht
erreicht werden, weil es sehr ehrgeizig formuliert wurde und Reduktionsziele im Verkehr, bei der Raumwärme
und in der Wirtschaft unerreichbar waren. Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 liege in Österreich aber unter
dem Wert von Deutschland und sei im internationalen Vergleich als gut zu beurteilen, hielt der Minister fest.
Abgeordnetem Wolfgang Pirklhuber (G), der sich enttäuscht über die Aussagekraft der Unterlagen zum Konsolidierungspaket
zeigte, versprach der Landwirtschaftsminister, dem Ausschuss alle Auswirkungen des Konsolidierungspakets für
die Bauern im Detail schriftlich mitzuteilen. Mit Abgeordnetem Hermann Schultes (V) wusste sich der Landwirtschaftsminister
damit einig, dass es auch in Zukunft darum gehen müsse, fossile Energieträger durch erneuerbare Energieträger
zu ersetzen und dabei auch die bäuerliche und forstwirtschaftliche Produktion zu nutzen; Ziel sei die Energieautarkie
Österreichs.
Maria Fekter: Das Konsolidierungspaket ist ein großer Wurf
Abgeordneter Elmar Podgorschek (F) eröffnete die Debatte über die das Finanzressort betreffenden Kapitel
des Konsolidierungspakets, indem er sich nach allfälligen weiteren Zuschüssen an Banken erkundigte und
die Sorge äußerte, das Personaleinsparungen bei Betriebsprüfungen Steuerhinterziehungen begünstigen
könnten.
Finanzministerin Maria Fekter klärte darüber auf, dass die Umschuldung Griechenlands die KA-Finanz und
die Kommunalkredit belasten, für allfällig schlagend werdende CDS sei mittelfristig Vorsorge getroffen
worden. "Mit diesen Vorsorgen werden wir auskommen", zeigte sich die Ministerin optimistisch. Mit Belastungen
der KA-Finanz durch schlagend werdende CDS für Portugal und Irland sei nicht zu rechnen, weil aus diesen beiden
Ländern erfreuliche Nachrichten kommen, teilte die Ministerin mit und sagte: "Mit weiteren großen
Ereignissen der Eurozone ist nicht zu rechnen".
Sie habe aus dem Innenministerium "ein starkes Gespür für den Kampf gegen die organisierte Kriminalität"
mitgebracht, sagte Ministerin Fekter beim Thema Steuerhinterziehung und erläuterte den Abgeordneten, wie sie
die Finanzpolizei operativ besser aufgestellt und so Steuerhinterziehungen im Rekordwert von 2,43 Mrd. € aufgedeckt
habe. Sie werde auch künftig alle Möglichkeiten nutzen, um der Finanzpolizei Personal – auch durch Umschichtungen
von Post, Bundesheer und Telekom - zur Verfügung zu stellen.
Hinsichtlich der EDV-Ausstattung der obersten Organe (Frage des Abgeordneten Wolfgang Zanger, F) sprach sich die
Ministerin für einheitliche Standards aus, damit nicht in jeder Dienststelle das Rad neu erfunden werden müsse.
Das bedeute nicht, die Autonomie des Parlaments, des Rechnungshofs oder der Volksanwaltschaft zu beeinträchtigen.
Für die neuen Aufgaben der Volksanwaltschaft bei der Umsetzung der Folterkonvention habe dieses Organ des
Parlaments 3 Mio. € zusätzlich bekommen, erfuhren die Abgeordneten.
Abgeordnetem Maximilian Linder (F) teilte die Finanzministerin mit, dass mit Ländern und Gemeinden vereinbart
wurde, dass diese die Schuldenbremse mittragen und den Konsolidierungspfad gemeinsam mit dem Bund gehen. Der Bund
habe den Ländern und Gemeinden daher einen Anteil von einem Drittel an den zusätzlichen Einnahmen zugesichert.
Die während der Krise ausgesetzten Zuschläge zur Nacht- und Schwerarbeit seien wieder eingeführt
worden, weil die Industrie wieder gute Gewinne mache, sagte die Ministerin Abgeordnetem Roman Haider (F), der sich
wegen steigender Lohnnebenkosten Sorgen um den Wirtschaftsstandort machte. Die Höchstbeitragsgrundlage in
der Sozialversicherung werde immer wieder angepasst und belaste nicht nur die Versicherten, sondern bringe ihnen
auch einen höheren Pensionsanspruch.
Abgeordneter Kai Jan Krainer (S) plädierte beim Thema Gleichstellung von Frauen und Männern dafür,
die diesbezüglichen Wirkungsziele klar erkennbar zu machen und plädierte in diesem Zusammenhang dafür,
der Bereitstellung von Gratiskindergartenplätzen Priorität gegenüber monetären Familienleistungen
einzuräumen, weil Kinderbetreuungsangebote die Erwerbsarbeit der Frauen erleichtern, ungeachtet, wie viel
oder wie wenig sie selbst oder deren Männer verdienen. |
Finanzministerin Maria Fekter bekannte sich nachdrücklich zur Individualbesteuerung, brach ein Lanze für
die steuerliche Begünstigung der Kinderbetreuung und sprach sich für eine bessere Berücksichtigung
der Kinder bei der Besteuerung der Familien aus. Das Beispiel Schwedens oder Frankreichs zeige, dass ein Mix von
Transferleistungen, Sachleistungen und steuerlichen Begünstigungen die beste Wirkung auf Familien, Frauenbeschäftigung
und Geburtenrate habe. Grundsätzlich klärte die Finanzministerin auf, dass Steuererleichterungen nur
von Menschen beansprucht werden können, die Steuern bezahlen.
Im weiteren Verlauf der Debatte sagte die Ministerin Abgeordnetem Werner Kogler (G), dass für das Schließen
der Heeresspitäler nicht sie, sondern der Verteidigungsminister zuständig sei, sie rechne aber damit,
dass "künftig nicht jeder Blinddarm in einem Heeresspital" operiert werden müsse. Sehr unterschiedlich
sahen Abgeordneter Werner Kogler (G) und Finanzministerin Maria Fekter das Einsparungspotenzial bei der Zusammenlegung
der Wetterdienste. Fekter sprach von 200.000 €, Kogler hingegen unter Bezugnahme auf den Rechnungshof von Millionenbeträgen,
die zu lukrieren wären.
Die von Abgeordnetem Kogler angesprochene Gruppenbesteuerung soll im Interesse des Wirtschaftsstandortes erhalten
werden, überzogene Gestaltungsspielräume bei der Berücksichtigung ausländischer Verluste werden
aber eingeschränkt.
Abgeordnetem Günter Stummvoll, der wissen wollte, ob es angesichts des Widerstands gegen eine Finanztransaktionssteuer
auf europäischer Ebene nicht sinnvoll wäre, sich über Alternativen Gedanken zu machen, sagte Finanzministerin
Fekter, dass neun EU-Mitgliedsländer die Kommission und die Präsidentschaft beauftragt haben, die Vorbereitungen
zu intensivieren. Die Finanztransaktionssteuer bleibe auf der Tagesordnung des ECOFIN; die Ablehnung sei heute
viel moderater als noch vor einem Jahr, zeigte sich Fekter zuversichtlich.
Abgeordnete Gabriele Tamandl (V) verteidigte die Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten gegenüber Abgeordnetem
Krainer und kritisierte die Forderung nach Einführung von Vermögenssteuern, weil es in Österreich
bereits vermögensbezogene Steuern gebe, etwa die Kapitalertragssteuer, die Besteuerung von Wertpapiergewinnen
und die Immobilienwertzuwachssteuer. Auch Finanzministerin Fekter sprach sich dafür aus, beim Thema Vermögensbesteuerung
die Kirche im Dorf zu lassen und erteilte jeder Form der Distanzbesteuerung eine Absage. Die Befürchtung des
Abgeordneten Rainer Widmann (B), die Einhebung der Immobilienwertzuwachssteuer werde sehr bürokratisch sein,
zerstreute die Finanzministerin und erklärte den Abgeordneten den dafür vorgesehenen Einhebungsmodus.
Die Auffassung Widmanns, die Solidarabgabe belaste den Mittelstand, wies Fekter zurück, sie sei bei ihrem
Versprechen keine neuen Steuern einzuführen, nicht umgefallen, das Konsolidierungspaket bestehe zu 76 % aus
Ausgabenkürzungen. Die Solidarabgabe treffe hohe Einkommen, die einen Einkommensverzicht von 6,26 % leisten,
niedrige Einkommen werden nicht belastet. Das Sparpaket treffe nicht den Mittelstand, wohl aber Beamte und künftige
Pensionisten.
Die Finanzministerin teilte die Befürchtung des Abgeordneten Rainer Widmann (B), die Halbierung der Bausparprämie
werde die Bauwirtschaft nicht treffen, denn das Kreditvolumen und die Zinsen der Bausparkassen wurden erhöht
und die Bausparkassen können künftig auch Infrastrukturprojekte und Bildungsmaßnahmen finanzieren,
das Modell sei zeitgemäßer gemacht worden und werde attraktiv bleiben, zeigte sich Fekter überzeugt.
Abgeordneter Alois Gradauer (F) begründete die Ablehnung der Stabilisierungsgesetze durch seine Fraktion mit
der Erhöhung der Steuerquote auf 46 %, mit dem Verzicht auf rasche Einsparungen im österreichischen "Förderunwesen",
mit dem Eingriff in bestehende Verträge und mit der Weigerung der Regierung, Verschwendung und Missbrauch
zu beseitigen. Die wenigen Ansätze für echte Reformen reichen der FPÖ nicht aus, um diesen Entwürfen
zuzustimmen.
Finanzministerin Maria Fekter listete demgegenüber die Reformagenda bei den Pensionen in der Verwaltung bei
den Förderungen sowie im Dienstrecht auf, wies auf Maßnahmen bei den ÖBB und auf die mehr als 90
Novellen hin, die die Regierung dem Parlament vorgelegt hat. "Das ist ein großer Wurf", sagte Fekter
und erklärte, dass Reformen im Förderwesen erst 2015 greifen können, weil zunächst die diesbezüglichen
Wirkungsziele ausgearbeitet und die Vorgangsweise mit den Ländern koordiniert werden müsse.
Von Abgeordneten Kurt Gaßner (S) auf die Möglichkeit angesprochen, den Umsatzsteuervorabzug zu verlängern,
sagte die Ministerin, dies sei sinnvoll, weil ein Vorzieheffekt bei Bauvorhaben in den Kommunen einen wünschenswerten
Konjunkturimpuls bringen würde. Die diesbezüglichen Wirkungen werden in ihrem Ressort derzeit noch berechnet.
Abgeordnete Ruperta Lichtenecker (G) machte darauf aufmerksam, dass viele der 240.000 Kleinstunternehmer unter
hoher Armutsgefährdung arbeiten und problematisierte die Anhebung der Mindestbeitragsgrenze in der Sozialversicherung.
Ministerin Fekter machte an dieser Stelle darauf aufmerksam, dass geringe Pensionsbeiträge oft zu einem bösen
Erwachen im Alter führen, weil die Pensionshöhe von den Beitragssätzen abhänge.
Die Uni-Milliarde werde nicht gekürzt, angesichts der Erfahrung, dass die Universitäten im Rahmen ihrer
Autonomie vielfach ihr Verwaltungspersonal aufgestockt haben, die Zahl der ProfessorInnen aber gleich geblieben
sei, habe sie davon überzeugt, dass es richtig gewesen sei, bei der Uni-Milliarde vom Gießkannenprinzip
abzugehen und klare Ziele festzulegen.
Abgeordneter Martin Bartenstein erfuhr von der Finanzministerin, dass die EU-Mitgliedsländer die Einnahmen
aus einer Finanztransaktionssteuer für ihre nationalen Fonds, die EU-Kommission das Geld aber zur EU-Finanzierung
beanspruche. Sollte die Kommission Recht behalten, werde dies aber bei der Bemessung der EU-Mitgliedsbeiträge
zu berücksichtigen sein.
Die auf Schweizer Banken veranlagten österreichischen Schwarzgelder werden auf 20 Mrd. € geschätzt, teilte
die Finanzministerin dem Ausschuss mit, der von Abgeordnetem Kogler aus Medien zitierte Betrag von 44 Mrd. € beruhe
auf einem Rechenfehler, klärte die Ministerin ab. Sie orientiere sich bei den Verhandlungen mit der Schweiz
an dem Modell des deutschen Vertrages mit der Schweiz, ungeachtet des Umstandes, dass die Ratifizierung dieses
Vertrags in Deutschland von der SPD blockiert werde. Eine Vorsorge für den Fall, dass die Einnahmen aus der
Finanztransaktionssteuer von der EU beansprucht werden – Abgeordneter Kogler wies auf diesen möglichen Fall
hin – sei nicht notwendig, weil in diesem Fall die EU-Beiträge der Mitgliedsländer gekürzt würden,
schloss Finanzministerin Maria Fekter. |