Klagenfurt (stadt) Der Sonntagvormittag (25.03.) stand in Klagenfurt im Zeichen des Erinnerns
an eine schreckliche Zeit, an die Ermordung unschuldiger Bürger und Bürgerinnen. Mit einer Gedenkveranstaltung
und elf Stolpersteinen in der Innenstadt "wollen wir den Opfern der Vernichtung Ehre erweisen", sagte
Bürgermeister Christian Scheider am Dr. Arthur-Lemisch Platz.
Hier wurde für Hermine Preis vom deutschen Künstler Gunter Deming der erste Gedenkstein verlegt. Kleine
Messingplatten mit Namen und Schicksal erinnern vor den letzten selbst gewählten Adressen an diese Menschen,
die von den Nazis deportiert und in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Über 34.000 solcher Steine liegen
schon in Europa, von Oslos bis Rom und von Rotterdam bis in die Ukraine.
Die Landesgruppe Kärnten der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft mit Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen
und Gemeinderätin Sieglinde Trannacher ergriff die Initiative und präsentierte Bürgermeister Christian
Scheider das Projekt, das als weltweit größtes dezentrales Mahnmal gilt. Für das Klagenfurter Stadtoberhaupt
war es selbstverständlich, dass sich die Stadt an diesem Vorhaben, das an die grausame Verfolgung und Ermordung
von Klagenfurter Bürgerinnen und Bürgern erinnert, beteiligt.
Zur Gedenkveranstaltung, die den Auftakt der Steinverlegung bildete, kamen viele Klagenfurterinnen und Klagenfurter,
Vertreter der israelitischen Kultusgemeinde Graz, der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, Vizebürgermeisterin
Dr. Maria-Luise Mathiaschitz aber auch Vertreter der polnischen Partnerstadt Rszeszow sowie Jugendliche des Europagymnasiums,
der HAK1 und des Oberstufenrealgymnasiums.
Das freute Bürgermeister Christian Scheider besonders, "denn solche Aktionen müssen Zeichen und
Mahnung an die Jugend sein, nicht zu vergessen, damit es nie wieder solche schrecklichen Taten geben kann".
Für den Klagenfurter Bürgermeister sind die Stolpersteine ein Zeichen gegen das vergessen von Menschen,
die das "Schicksal dieser Stadt mitgeprägt haben, angesehene Mitglieder der Gesellschaft waren und dann
von den Nazis gedemütigt, entrechtet, gepeinigt und ermordet wurden".
Bürgermeister Christian Scheider: "Es ist ein Zeichen gegen das Vergessen und Verdrängen eine Zeit
mit Massenmord und der versuchten Ausrottung eines ganzen Volkes. Die über ganz Europa verteilten Steine legen
Zeugnis davon ab, was sogenannte Menschen, Menschen angetan haben. Das darf nie mehr passieren!"
Der Bürgermeister dankte der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft, Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner,
Mag. Sieglinde Trannacher und Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen mit denen das Vorhaben umgesetzt werden konnte.
Dr. Gstettner sah in seiner Ansprache die elf ersten Stolpersteine als Beginn der Erinnerung in Klagenfurt an die
Opfer des Nazi-Rassenwahns. "Es ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, wenn sich die Stadt ihrer Vergangenheit
erinnert.
Der Künstler Gunter Demnig erklärte sein Projekt, das 1993 mit einer Idee den Anfang genommen hat. Er
will den Opfern, denen alles genommen wurde und die vor ihrem Tod nur mehr Nummern waren, wieder ihren Namen und
damit ihre Würde geben.
Insgesamt fünf Steine wurden für die Familie Preis gesetzt. Für sie sprach Enkelin und Nichte Felice
Greussing-Preis. Ihre Großmutter wurde in Auschwitz ermordet, der Onkel starb in Theresienstadt, seine Frau
ebenso wie die beiden Kinder mit acht und neun Jahren mussten in Auschwitz sterben. Die Stolpersteine bedeuten
für Felice Greussing-Preis ein dauerhaftes Symbol der Erinnerung an ihre Familie.
Die Stolpersteine wurden von Sponsoren finanziert, einer davon ist Alt-Bürgermeister Leopold Guggenberger.
Gedenksteine, die von Gunter Demnig verlegt wurden
Hermine Preis, Dr.Arthur-Lemisch-Platz 1
Alfons, Emanuel und Mathilde Neumann, Wiener Gasse 4
Marie Hauser, Alter Platz 6
Felix, Else (Lisl), Eva und Peter Adolf Preis, Paradeisergasse 4
Otto und Berta Zeichner, Adlergasse 14 |