Oberösterreich als nachhaltige Lebensqualitätsregion positionieren
– Zukunftsvertrauen durch aktive Zukunftspolitik
Linz (lk) - Oberösterreich ist auf einem guten Weg, seine Bedeutung als europäische Top-Lebens-
und Wirtschaftsregion nachhaltig zu entwickeln und sich als Land zu positionieren, dem Bürgerinnen und Bürger
sowie Unternehmen Zukunftsvertrauen entgegenbringen. Zukunftsvertrauen zu schaffen erfordert, sich mit erkennbaren
Herausforderungen proaktiv auseinanderzusetzen, wünschbare Zukunftsvisionen und Ziele gemeinsam zu entwickeln
und dadurch den Glauben an eine positive Entwicklungsfähigkeit von Lebensqualität und Wertschöpfung
zu stärken.
Oberösterreich ist ein Land, das nicht erst heute damit beginnt, Zukunftsstrategien aktiv zu entwickeln. Die
Stellung Oberösterreichs als führendes Export- und Technologiebundesland hat angesichts einer rasanten
technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung auf globaler Ebene schon frühzeitig das Bewusstsein dafür
geweckt, dass der Wandel der Zeit stetig neuer Antworten bedarf, um gesteckte Ziele auch künftig zu erreichen
und Erfolge zu sichern: Der Rat für Forschung und Technologie arbeitet an Zukunftsstrategien zur Weiterentwicklung
der in der Standortregion Oberösterreich vorhandenen technologischen Stärkefelder. Das strategische
Wirtschafts- und Forschungsprogramm "Innovatives OÖ 2010 plus", die oberösterreichische Energiestrategie
"Energiezukunft 2030" oder die Zukunftsallianz von Wirtschafts- und Bildungsressort sind weitere Beispiele
für das Vorausdenken im Interesse eines starken wirtschaftlichen Standbeins unserer Region.
Umfassende Lebensqualität gewinnt als Positionierungsfaktor an Bedeutung
Wirtschaftliche Stärke muss unter längerfristigen Aspekten mit gesellschaftlicher und ökologischer
Stärke einhergehen. Eine gesicherte Ressourcenbasis sowie eine ganzheitliche Lebensqualität werden zunehmend
als Schlüsselfaktoren für die Positionierung von Regionen eingeschätzt und sind die Grundlage, auf
der ökonomische Prosperität gedeihen kann. In der Verbindung von technologischer und ökonomischer
Stärke mit nachhaltiger Ressourcensicherung und Lebensqualität liegt eine große Chance für
Oberösterreich, sich im Wettbewerb der Regionen nachhaltig erfolgreich zu positionieren. Die Oö. Zukunftsakademie
hat daher das Themenfeld "Lebensqualität" als Fokus ihrer Arbeit gewählt.
Wissenschaftlicher Beirat der Oö. Zukunftsakademie konstituiert
Dementsprechend tagte auch der neugegründete Wissenschaftliche Beirat der Oö. Zukunftsakademie im Rahmen
seiner Zukunftsgespräche am 20. und 21. Jänner d.J. in Bad Ischl unter dem thematischen Fokus "Zukunft
Lebensqualität". Aufgabe dieses interdisziplinär besetzten Gremiums mit renommierten Expertinnen
und Experten aus ganz Österreich, aus Deutschland und der Schweiz ist es, der Oö. Zukunftsakademie richtungsweisende
Impulse für ihre Arbeitsschwerpunkte und Themensetzungen zu geben.
Allgemeiner Tenor der fachlichen Diskussionen war, dass die Welt vor der Herausforderung einer großen Transformation
steht, die auf Lebensqualität und wirtschaftliche Prosperität auf der Basis nachhaltiger Ressourcenschonung,
solider Finanzen und wachstumsunabhängigerer wirtschaftlicher Stärke abzielen muss. Zukunftsarbeit müsse
radikales offenes Nachdenken zulassen und ihren Adressaten ungewöhnliche Perspektiven zumuten. Denn Innovation
und neue Lösungen entstünden gerade aus dem konstruktiven Umgang mit Polaritäten im Spannungsfeld
widersprüchlicher Positionen - so eine Essenz der Zukunftsgespräche.
In vier Gesprächsrunden beleuchtete das Wissenschaftergremium das Themenfeld "Zukunft Lebensqualität"
aus den Blickwinkeln von Bildung - Forschung - Humanressourcen, gesellschaftlichem Zusammenhalt, Wirtschaft, Regionalentwicklung,
Ressourcenschonung und Governance. Die Impulsreferate und Diskussionsbeiträge ließen folgende große
Denklinien erkennen:
· Zukunftschancen der Wertschöpfung liegen in der Verbindung von technologisch-wirtschaftlicher
Innovation und geistig-kultureller Entwicklung
· Bildung ist ein zentraler gesellschaftlicher Wert und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz
· Die Regionen müssen ihre Stärken erkennen und sich als
offene, vernetzte Elemente der globalen Gesellschaft weiter entwickeln
· Zukunftsweisende Lebensqualität braucht zivilgesellschaftliche
Mitgestaltung und Teilhabe
· Die Zukunft verlangt nachhaltige Antworten auf
Ressourcen- und Verteilungsfragen
· Erneuerung braucht attraktive Zukunftsbilder
Zukunftschancen der Wertschöpfung liegen in der Verbindung von
technologisch - wirtschaftlicher Innovation und geistig-kultureller Entwicklung
Die Wertschöpfungskette beginnt bei den gesellschaftlichen und kulturellen Potentialen einer Region, auf deren
Basis erfolgreiche ökonomische Leistungsprozesse aufbauen können. Neue Formen eines kooperativen Zusammenwirkens
von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft erscheinen daher zukunftsweisend. Die intellektuellen, kulturellen und
sozialen Faktoren der Wertschöpfung werden künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Zu ihnen gehören
u.a. Interdisziplinarität, Bildung und Integration. Für Oberösterreich leitet sich daraus ab, dass
in der kultur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Begleitung des technischen Fortschritts große Chancen
für die Positionierung der Region als "Forschungs- - Kultur - Einwanderungsland" liegen. Kreativitätsmethoden
aus dem Bereich der Kunst sind dazu geeignet, Innovationsprozesse aller Art anzustoßen und zu gestalten.
Wertschöpfung und Lebensqualität werden neu - über das BIP hinausgehend - zu definieren sein und
auch dem Wandel der Arbeitswelt sowie der Vorsorge gegen neue Formen der Armut bzw. sozialen Ungleichheit Rechnung
tragen müssen.
Bildung ist ein zentraler gesellschaftlicher Wert und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz
Bildung ist ein gesellschaftlicher Wert und die zentrale Zukunftsinvestition. Sie darf die Vermittlung von grundlegenden
Lebenskompetenzen wie Denkfähigkeit, Weisheit, Werten, Kreativität, "soft skills", etc. angesichts
der notwendigen Vorbereitung auf das Berufsleben nicht vernachlässigen. Bildung muss daher ganzheitlich gestaltet
sein und bereits in der vorschulischen Zeit die Basis für lebenslanges Lernen legen. Der "lifelong learning
approach" erfordert eine durchkomponierte und ressourcenorientierte Lernwelt, die schulisches und außerschulisches
Lernen sowie technisch-naturwissenschaftliche und geistes-, kultur- und humanwissenschaftliche Bildung integriert.
Junge Menschen müssen verstärkt motiviert werden, in Forschung und Wissenschaft zu gehen, Oberösterreich
ist gefordert, sich als attraktives "vibrierendes" Land für junge Menschen aus aller Welt zu erweisen.
Die 3T-Formel "Talente-Technologie-Toleranz" bringt die Grundeinstellung einer zukunftsorientierten Gesellschaft
gut zum Ausdruck. Bildung muss Lernen mit den Lebenswelten verbinden und auch zur bürgergesellschaftlichen
Mitgestaltung und Wahrnehmung von Zukunfts- und Mitweltverantwortung befähigen.
Die Regionen müssen ihre Stärken erkennen und sich als offene, vernetzte, Elemente der globalen
Gesellschaft weiter entwickeln
"Smarte" Einheiten, die erneuerbare, flächengebundene Ressourcen (z.B. nachwachsende Rohstoffe),
neue Märkte sowie soziale Beziehung miteinander verknüpfen, werden Gewinner einer absehbaren Renaissance
der Regionen sein. Im europäischen Kontext haben Regionen wie Oberösterreich somit gute Chancen. Für
den Gesamtauftritt des Landes werden dabei die vernetzten Potentiale seiner urbanen und ländlichen Teilregionen
von Bedeutung sein. Voraussetzung ist allerdings, dass regionale Identitäten in Verbindung mit Weltoffenheit
als Denkmuster in den Köpfen der Bewohnerinnen und Bewohner generiert werden, dass Regionen als Zentren des
Lebens und Wirtschaftens mit zukunftsweisenden Funktionen neu erfunden werden und dass sie partizipative Entscheidungs-
und Gestaltungsprozesse ermöglichen. Die gegenwärtige Realität der regionalen Entwicklung zeigt
nach wie vor starke Unterschiede, es ist aber gelungen, vielversprechende kleine Initiativen ins Leben zu rufen,
die gezielt weiter zu stärken sind.
Zukunftsweisende Lebensqualität braucht zivilgesellschaftliche Mitgestaltung und Teilhabe
Partizipation ermöglicht Lösungen neuer Qualität. Die Gestaltungskraft der Menschen kann dafür
durch Transparenz, Ermutigung, kreative Gestaltungsräume und neue Beteiligungsformen aktiviert werden. Zivilgesellschaftliche
Mitgestaltung bei richtungsweisenden Entscheidungen verstärkt das gesellschaftliche Commitment für Zukunftsvisionen.
Die Gesellschaft ist dabei auch gefordert, Widersprüche und gegensätzliche Positionen in einer Kultur
des gemeinsamen Gestaltens zuzulassen und aus der Polarität der Gegensätze innovative Lösungen zu
kreieren. Partizipationsfähigkeit stellt auch eine Bildungsaufgabe dar.
Gesellschaftliche Mitgestaltung und gesellschaftliche Teilhabe stehen in enger Wechselwirkung. Die Zukunft erfordert
es insbesondere, bei jungen Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund das Gefühl der Zugehörigkeit
zu wecken und zu stärken. Die Offenheit dafür, die Zuwanderung als reale Chance zu begreifen und die
sich daraus ergebenden Herausforderungen und Gestaltungsschritte durchzudenken und lösungsorientiert zu bewältigen,
ist eine Schlüsselherausforderung für die Zukunft.
Die Zukunft verlangt nachhaltige Antworten auf Ressourcen- und Verteilungsfragen
Lebensqualität kann unter Zukunftsaspekten nur im Sinne einer ganzheitlichen Prosperität gesichert werden,
die dem Umstand begrenzter stofflicher und energetischer Ressourcen, budgetärer Ausgeglichenheit und begrenzter
Möglichkeiten des Einkommenswachstums Rechnung tragen müssen. Je eher Lebensstile und Wirtschaftsweise
den Grenzen der Ressourcenverfügbarkeit und Leistbarkeit Rechnung tragen, desto besser kann es gelingen, wirtschaftlichen
Erfolg und qualitätsvolle Arbeit zu gewährleisten und soziale Benachteiligung (z.B. Energiearmut) sowie
gesellschaftliche Verteilungskonflikte zu vermeiden. Wertschöpfung und Lebensqualität werden über
monetäre Größen hinaus erweitert zu definieren sein, soziale Sicherheit soll im Sinne von "Flexicurity"
(= Flexibilität + Security) auf der Basis von gesellschaftlicher Solidarität angepasst an sich verändernde
Arbeits- und Familienformen sowie an den demografischen Wandel gewährleistet werden. Innovation ist gefordert,
High-Tec-Lösungen in Kombination mit höchster Ressourceneffizienz, ökologischer Eingepasstheit und
Lebensqualität zu entwickeln, Oberösterreich könnte dabei ein Leader werden.
Erneuerung braucht attraktive Zukunftsbilder
Veränderungen gelingen nur, wenn es Zukunftsbilder gibt, die attraktiver sind als die Abwehr, die mit jedem
Veränderungsprozess einhergeht. Begeisternde Zukunftsbilder bilden die emotionale Dimension einer zukunftsorientierten
Gesellschaft und bestimmen maßgeblich den Deutungsrahmen, anhand dessen Veränderung als Chance oder
Beängstigung gewertet wird. Zukunftsbilder entstehen aus der Erfindung neuer Lebensstile und Lebensgefühle
unter aktiver Beteiligung der Menschen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Teilhabe der jungen Menschen, die
Solidarität der Generationen und ein aufgeschlossener Umgang mit der wachsenden gesellschaftlichen Multikulturalität.
Impulse für das Arbeitsprogramm der Oö. Zukunftsakademie
Die Oö. Zukunftsakademie wird die Expertise ihres Wissenschaftlichen Beirats in ihr aktuelles Arbeitsprogramm
einfließen lassen und in ihrer Plattformfunktion dazu thematische Entwicklungsprozesse mit landesinternen
und -externen Expertinnen und Experten initiieren und begleiten. Das Arbeitsprogramm 2012 der Oö. Zukunftsakademie
umfasst insbesondere folgende Schwerpunkte:
Thematische Schwerpunkte im Arbeitsprogramm 2012 der Oö. Zukunftsakademie
· Oberösterreich - Zukunftsregion für Lebensqualität und Arbeit
· Zukunftsfragen der Bildung und Arbeit
Lebens- und Berufskompetenzen, lebenslanges Lernen, etc.
Fachtagung Schlüsselfaktor Arbeit am 8. Mai 2012
· Freiwilligenengagement in der Zivilgesellschaft
· Zukunftspotenziale ländlicher Regionen - "Livable Regions"
· Health in all Policies
Gesund und aktiv älter werden;
Mitwirkung beim Präventionskonzept des Gesundheitsressorts
· Klimawandel und Gesundheit
· Familie im Wandel
· Lebensqualität aus der Perspektive der Jugend
· Ressourcensicherheit für Oberösterreich,
Ressourceneffizienz als Zukunftsstrategie der Wirtschaft
· Nachhaltigkeitsinitiative OÖ
Koordination des Fachbereichs Nachhaltigkeit und Umwelt
des Regionalmanagement OÖ, Koordination des Agenda 21-Netzwerks OÖ,
Mitwirkung in der Konferenz der Nachhaltigkeitskoordinator/innen Österreichs |