Zukunft Lebensqualität   

erstellt am
26. 03. 12

Oberösterreich als nachhaltige Lebensqualitätsregion positionieren – Zukunftsvertrauen durch aktive Zukunftspolitik
Linz (lk) - Oberösterreich ist auf einem guten Weg, seine Bedeutung als europäische Top-Lebens- und Wirtschaftsregion nachhaltig zu entwickeln und sich als Land zu positionieren, dem Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen Zukunftsvertrauen entgegenbringen. Zukunftsvertrauen zu schaffen erfordert, sich mit erkennbaren Herausforderungen proaktiv auseinanderzusetzen, wünschbare Zukunftsvisionen und Ziele gemeinsam zu entwickeln und dadurch den Glauben an eine positive Entwicklungsfähigkeit von Lebensqualität und Wertschöpfung zu stärken.

Oberösterreich ist ein Land, das nicht erst heute damit beginnt, Zukunftsstrategien aktiv zu entwickeln. Die Stellung Oberösterreichs als führendes Export- und Technologiebundesland hat angesichts einer rasanten technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung auf globaler Ebene schon frühzeitig das Bewusstsein dafür geweckt, dass der Wandel der Zeit stetig neuer Antworten bedarf, um gesteckte Ziele auch künftig zu erreichen und Erfolge zu sichern: Der Rat für Forschung und Technologie arbeitet an Zukunftsstrategien zur Weiterentwicklung der in der Standortregion Oberösterreich vorhandenen technologischen Stärkefelder. Das strategische Wirtschafts- und Forschungsprogramm "Innovatives OÖ 2010 plus", die oberösterreichische Energiestrategie "Energiezukunft 2030" oder die Zukunftsallianz von Wirtschafts- und Bildungsressort sind weitere Beispiele für das Vorausdenken im Interesse eines starken wirtschaftlichen Standbeins unserer Region.

Umfassende Lebensqualität gewinnt als Positionierungsfaktor an Bedeutung
Wirtschaftliche Stärke muss unter längerfristigen Aspekten mit gesellschaftlicher und ökologischer Stärke einhergehen. Eine gesicherte Ressourcenbasis sowie eine ganzheitliche Lebensqualität werden zunehmend als Schlüsselfaktoren für die Positionierung von Regionen eingeschätzt und sind die Grundlage, auf der ökonomische Prosperität gedeihen kann. In der Verbindung von technologischer und ökonomischer Stärke mit nachhaltiger Ressourcensicherung und Lebensqualität liegt eine große Chance für Oberösterreich, sich im Wettbewerb der Regionen nachhaltig erfolgreich zu positionieren. Die Oö. Zukunftsakademie hat daher das Themenfeld "Lebensqualität" als Fokus ihrer Arbeit gewählt.

Wissenschaftlicher Beirat der Oö. Zukunftsakademie konstituiert
Dementsprechend tagte auch der neugegründete Wissenschaftliche Beirat der Oö. Zukunftsakademie im Rahmen seiner Zukunftsgespräche am 20. und 21. Jänner d.J. in Bad Ischl unter dem thematischen Fokus "Zukunft Lebensqualität". Aufgabe dieses interdisziplinär besetzten Gremiums mit renommierten Expertinnen und Experten aus ganz Österreich, aus Deutschland und der Schweiz ist es, der Oö. Zukunftsakademie richtungsweisende Impulse für ihre Arbeitsschwerpunkte und Themensetzungen zu geben.

Allgemeiner Tenor der fachlichen Diskussionen war, dass die Welt vor der Herausforderung einer großen Transformation steht, die auf Lebensqualität und wirtschaftliche Prosperität auf der Basis nachhaltiger Ressourcenschonung, solider Finanzen und wachstumsunabhängigerer wirtschaftlicher Stärke abzielen muss. Zukunftsarbeit müsse radikales offenes Nachdenken zulassen und ihren Adressaten ungewöhnliche Perspektiven zumuten. Denn Innovation und neue Lösungen entstünden gerade aus dem konstruktiven Umgang mit Polaritäten im Spannungsfeld widersprüchlicher Positionen - so eine Essenz der Zukunftsgespräche.

In vier Gesprächsrunden beleuchtete das Wissenschaftergremium das Themenfeld "Zukunft Lebensqualität" aus den Blickwinkeln von Bildung - Forschung - Humanressourcen, gesellschaftlichem Zusammenhalt, Wirtschaft, Regionalentwicklung, Ressourcenschonung und Governance. Die Impulsreferate und Diskussionsbeiträge ließen folgende große Denklinien erkennen:
· Zukunftschancen der Wertschöpfung liegen in der Verbindung von   technologisch-wirtschaftlicher Innovation und geistig-kultureller Entwicklung
· Bildung ist ein zentraler gesellschaftlicher Wert und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz
· Die Regionen müssen ihre Stärken erkennen und sich als
  offene, vernetzte Elemente der globalen Gesellschaft weiter entwickeln
· Zukunftsweisende Lebensqualität braucht zivilgesellschaftliche
  Mitgestaltung und Teilhabe
· Die Zukunft verlangt nachhaltige Antworten auf
  Ressourcen- und Verteilungsfragen
· Erneuerung braucht attraktive Zukunftsbilder

Zukunftschancen der Wertschöpfung liegen in der Verbindung von
technologisch - wirtschaftlicher Innovation und geistig-kultureller Entwicklung

Die Wertschöpfungskette beginnt bei den gesellschaftlichen und kulturellen Potentialen einer Region, auf deren Basis erfolgreiche ökonomische Leistungsprozesse aufbauen können. Neue Formen eines kooperativen Zusammenwirkens von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft erscheinen daher zukunftsweisend. Die intellektuellen, kulturellen und sozialen Faktoren der Wertschöpfung werden künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Zu ihnen gehören u.a. Interdisziplinarität, Bildung und Integration. Für Oberösterreich leitet sich daraus ab, dass in der kultur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Begleitung des technischen Fortschritts große Chancen für die Positionierung der Region als "Forschungs- - Kultur - Einwanderungsland" liegen. Kreativitätsmethoden aus dem Bereich der Kunst sind dazu geeignet, Innovationsprozesse aller Art anzustoßen und zu gestalten. Wertschöpfung und Lebensqualität werden neu - über das BIP hinausgehend - zu definieren sein und auch dem Wandel der Arbeitswelt sowie der Vorsorge gegen neue Formen der Armut bzw. sozialen Ungleichheit Rechnung tragen müssen.

Bildung ist ein zentraler gesellschaftlicher Wert und erfordert einen ganzheitlichen Ansatz
Bildung ist ein gesellschaftlicher Wert und die zentrale Zukunftsinvestition. Sie darf die Vermittlung von grundlegenden Lebenskompetenzen wie Denkfähigkeit, Weisheit, Werten, Kreativität, "soft skills", etc. angesichts der notwendigen Vorbereitung auf das Berufsleben nicht vernachlässigen. Bildung muss daher ganzheitlich gestaltet sein und bereits in der vorschulischen Zeit die Basis für lebenslanges Lernen legen. Der "lifelong learning approach" erfordert eine durchkomponierte und ressourcenorientierte Lernwelt, die schulisches und außerschulisches Lernen sowie technisch-naturwissenschaftliche und geistes-, kultur- und humanwissenschaftliche Bildung integriert. Junge Menschen müssen verstärkt motiviert werden, in Forschung und Wissenschaft zu gehen, Oberösterreich ist gefordert, sich als attraktives "vibrierendes" Land für junge Menschen aus aller Welt zu erweisen. Die 3T-Formel "Talente-Technologie-Toleranz" bringt die Grundeinstellung einer zukunftsorientierten Gesellschaft gut zum Ausdruck. Bildung muss Lernen mit den Lebenswelten verbinden und auch zur bürgergesellschaftlichen Mitgestaltung und Wahrnehmung von Zukunfts- und Mitweltverantwortung befähigen.


Die Regionen müssen ihre Stärken erkennen und sich als offene, vernetzte, Elemente der globalen Gesellschaft weiter entwickeln
"Smarte" Einheiten, die erneuerbare, flächengebundene Ressourcen (z.B. nachwachsende Rohstoffe), neue Märkte sowie soziale Beziehung miteinander verknüpfen, werden Gewinner einer absehbaren Renaissance der Regionen sein. Im europäischen Kontext haben Regionen wie Oberösterreich somit gute Chancen. Für den Gesamtauftritt des Landes werden dabei die vernetzten Potentiale seiner urbanen und ländlichen Teilregionen von Bedeutung sein. Voraussetzung ist allerdings, dass regionale Identitäten in Verbindung mit Weltoffenheit als Denkmuster in den Köpfen der Bewohnerinnen und Bewohner generiert werden, dass Regionen als Zentren des Lebens und Wirtschaftens mit zukunftsweisenden Funktionen neu erfunden werden und dass sie partizipative Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse ermöglichen. Die gegenwärtige Realität der regionalen Entwicklung zeigt nach wie vor starke Unterschiede, es ist aber gelungen, vielversprechende kleine Initiativen ins Leben zu rufen, die gezielt weiter zu stärken sind.

Zukunftsweisende Lebensqualität braucht zivilgesellschaftliche Mitgestaltung und Teilhabe
Partizipation ermöglicht Lösungen neuer Qualität. Die Gestaltungskraft der Menschen kann dafür durch Transparenz, Ermutigung, kreative Gestaltungsräume und neue Beteiligungsformen aktiviert werden. Zivilgesellschaftliche Mitgestaltung bei richtungsweisenden Entscheidungen verstärkt das gesellschaftliche Commitment für Zukunftsvisionen.

Die Gesellschaft ist dabei auch gefordert, Widersprüche und gegensätzliche Positionen in einer Kultur des gemeinsamen Gestaltens zuzulassen und aus der Polarität der Gegensätze innovative Lösungen zu kreieren. Partizipationsfähigkeit stellt auch eine Bildungsaufgabe dar.

Gesellschaftliche Mitgestaltung und gesellschaftliche Teilhabe stehen in enger Wechselwirkung. Die Zukunft erfordert es insbesondere, bei jungen Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund das Gefühl der Zugehörigkeit zu wecken und zu stärken. Die Offenheit dafür, die Zuwanderung als reale Chance zu begreifen und die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Gestaltungsschritte durchzudenken und lösungsorientiert zu bewältigen, ist eine Schlüsselherausforderung für die Zukunft.

Die Zukunft verlangt nachhaltige Antworten auf Ressourcen- und Verteilungsfragen
Lebensqualität kann unter Zukunftsaspekten nur im Sinne einer ganzheitlichen Prosperität gesichert werden, die dem Umstand begrenzter stofflicher und energetischer Ressourcen, budgetärer Ausgeglichenheit und begrenzter Möglichkeiten des Einkommenswachstums Rechnung tragen müssen. Je eher Lebensstile und Wirtschaftsweise den Grenzen der Ressourcenverfügbarkeit und Leistbarkeit Rechnung tragen, desto besser kann es gelingen, wirtschaftlichen Erfolg und qualitätsvolle Arbeit zu gewährleisten und soziale Benachteiligung (z.B. Energiearmut) sowie gesellschaftliche Verteilungskonflikte zu vermeiden. Wertschöpfung und Lebensqualität werden über monetäre Größen hinaus erweitert zu definieren sein, soziale Sicherheit soll im Sinne von "Flexicurity" (= Flexibilität + Security) auf der Basis von gesellschaftlicher Solidarität angepasst an sich verändernde Arbeits- und Familienformen sowie an den demografischen Wandel gewährleistet werden. Innovation ist gefordert, High-Tec-Lösungen in Kombination mit höchster Ressourceneffizienz, ökologischer Eingepasstheit und Lebensqualität zu entwickeln, Oberösterreich könnte dabei ein Leader werden.

Erneuerung braucht attraktive Zukunftsbilder
Veränderungen gelingen nur, wenn es Zukunftsbilder gibt, die attraktiver sind als die Abwehr, die mit jedem Veränderungsprozess einhergeht. Begeisternde Zukunftsbilder bilden die emotionale Dimension einer zukunftsorientierten Gesellschaft und bestimmen maßgeblich den Deutungsrahmen, anhand dessen Veränderung als Chance oder Beängstigung gewertet wird. Zukunftsbilder entstehen aus der Erfindung neuer Lebensstile und Lebensgefühle unter aktiver Beteiligung der Menschen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Teilhabe der jungen Menschen, die Solidarität der Generationen und ein aufgeschlossener Umgang mit der wachsenden gesellschaftlichen Multikulturalität.

Impulse für das Arbeitsprogramm der Oö. Zukunftsakademie
Die Oö. Zukunftsakademie wird die Expertise ihres Wissenschaftlichen Beirats in ihr aktuelles Arbeitsprogramm einfließen lassen und in ihrer Plattformfunktion dazu thematische Entwicklungsprozesse mit landesinternen und -externen Expertinnen und Experten initiieren und begleiten. Das Arbeitsprogramm 2012 der Oö. Zukunftsakademie umfasst insbesondere folgende Schwerpunkte:


Thematische Schwerpunkte im Arbeitsprogramm 2012 der Oö. Zukunftsakademie
· Oberösterreich - Zukunftsregion für Lebensqualität und Arbeit
· Zukunftsfragen der Bildung und Arbeit
  Lebens- und Berufskompetenzen, lebenslanges Lernen, etc.
  Fachtagung Schlüsselfaktor Arbeit am 8. Mai 2012
· Freiwilligenengagement in der Zivilgesellschaft
· Zukunftspotenziale ländlicher Regionen - "Livable Regions"
· Health in all Policies
  Gesund und aktiv älter werden;
  Mitwirkung beim Präventionskonzept des Gesundheitsressorts
· Klimawandel und Gesundheit
· Familie im Wandel
· Lebensqualität aus der Perspektive der Jugend
· Ressourcensicherheit für Oberösterreich,
  Ressourceneffizienz als Zukunftsstrategie der Wirtschaft
· Nachhaltigkeitsinitiative OÖ
  Koordination des Fachbereichs Nachhaltigkeit und Umwelt
  des Regionalmanagement OÖ, Koordination des Agenda 21-Netzwerks OÖ,
  Mitwirkung in der Konferenz der Nachhaltigkeitskoordinator/innen Österreichs
     
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