Weltwassertag am 22.03.  

erstellt am
21. 03. 12

Neue Studie zum Wasserverbrauch in Österreich
Berlakovich: Aktuelle Daten erhöhen die zukünftige Versorgungsqualität
Wien (bmlfuw) - Der Weltwassertag am 22.03. steht heuer unter dem Motto "Wasser und Lebensmittelsicherheit". Wasser ist nicht nur unser Lebensmittel Nummer 1, es ist auch für die Produktion von Lebensmitteln und für viele Produkte des täglichen Lebens unverzichtbar. Zu diesem Thema stehen neue Ergebnisse einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien über den Wasserverbrauch in Österreich zur Verfügung. "Die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser in ausreichender Menge ist die Basis für Gesundheit, Wohlstand und die hohe Lebensqualität in Österreich. Der Bau und Betrieb, vor allem aber auch die Erhaltung der Infrastruktur in der Wasserversorgung erfordern Investitionen aus öffentlichen Mitteln. Da die Lebensdauer von Wasserversorgungsanlagen mehr als 50 Jahre beträgt, sind für einen effizienten Mitteleinsatz daher die zukünftig zu erwartenden Anforderungen schon heute bei der Planung zu berücksichtigen. Aus diesem Grund sind diese aktuellen Daten für uns äußerst wertvoll, wie Wasser selbst - unser wichtigstes Gut", so Umweltminister Niki Berlakovich anlässlich der Präsentation der Studie.

Das Lebensministerium und die Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) haben die Studie "Wasserverbrauch und Wasserbedarf" der Universität für Bodenkultur Wien finanziert, um aktuelle und neue Grundlagendaten zum Wasserverbrauch in Österreich zu erhalten. "Der vorliegende Forschungsbericht enthält für die Trinkwasserwirtschaft wesentliche Aussagen", betont der Präsident der ÖVGW, Vorstandsvorsitzender Dipl.-Ing. Wolfgang Malik. "Diese haben auch sicherlich einen Einfluss auf die Investitionen im Trinkwassersektor. Mit dem Forschungsprojekt wird also zugleich ein Beitrag zum effizienten Einsatz der finanziellen Mittel geleistet". Der Präsident des Österreichischen Wasser- und Abwasserverbandes (ÖWAV) Hofrat DI Johann Wiedner erläutert: "Die ausgezeichnete wasserwirtschaftliche Infrastruktur Österreichs schafft Lebensqualität, diese zu erhalten, ist die Herausforderung der Zukunft".

Im Rahmen der vorgelegten Wasserverbrauchs-Studie wurden umfassende Daten zum Wasserverbrauch der vergangenen zehn Jahre gesammelt, neue Daten gemessen und ausgewertet. Von besonderer Bedeutung war die Frage, wie sich technische Entwicklungen, demografische Faktoren und das Klima auf den Wasserverbrauch auswirken. So ist es nun möglich, die Ursachen für den oft sehr unterschiedlichen Wasserverbrauch besser zu verstehen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werden die Vorhersagen zukünftiger Entwicklungen erleichtert und nachvollziehbar gemacht.

Vielerorts stellen Wasserversorgungsunternehmen seit längerem einen Rückgang im Pro-Kopf-Verbrauch aus den öffentlichen Versorgungsnetzen fest. Im Durchschnitt werden in den österreichischen Haushalten pro Person und Tag 135 Liter Wasser verwendet: Damit liegen wir im Vergleich zu anderen Ländern bei einem eher niedrigem Pro-Kopfverbrauch. Generelle Aussagen, die sich aus der Studie ableiten lassen, sind: Der Wasserbrauch nimmt mit steigender Temperatur zu, das ist ein wichtiges Thema vor dem Hintergrund Klimawandel und Versorgungssicherheit in Österreichs Trockenregionen. Im Sommer schlagen die Außenbereiche (Pool, Gartenbewässerung) deutlich zu Buche. Hier ist der Verbrauch in Wohnungen mit 112 Liter / Tag im Vergleich zu Einfamilienhäusern mit 220 Liter / Tag pro Person sehr niedrig. Auch die Haushaltgröße spielt eine wichtige Rolle beim Pro-Kopf-Verbrauch. Ein Single-Haushalt benötigt 240 Liter / Tag, während in einem 5 - Personenhaushalt nur 90 Liter / Tag und Person verwendet werden. Die Begründung liegt in der Reinigung der Wohnung, der besseren Ausnutzung von Waschmaschine, Geschirrspüler etc. Die erhobenen Daten sind jedenfalls durch Echt-Messungen in ausgewählten exemplarischen Gewerbe- und Industriebetrieben (Hotel, Bürogebäude, Einkaufszentrum, etc.) und zahlreichen Privathaushalten bestens abgesichert. Wichtige Einflussfaktoren sind auch Uhrzeit, Wochentag, Witterung bis hin zum individuellen Verbrauchsverhalten.

Für die Zukunft sagen die StudienautorInnen insgesamt einen weiteren leichten Rückgang des Pro-Kopf-Wasserverbrauchs voraus. Vor allem wird der Innenwasserverbrauch der Haushalte durch die steigende Anzahl von Wasser sparenden Haushaltsgeräten und Armaturen weiter sinken, die Temperatursteigerungen infolge des Klimawandels werden hingegen Verbrauchssteigerungen im Außenbereich nach sich ziehen. Die Verbrauchsspitzen in der derzeitigen Form werden jedoch weiterhin existieren und sogar noch etwas steigen. Insgesamt wird in Regionen mit steigenden Bevölkerungszahlen der Wasserverbrauch zunehmen.

In Österreich wurden zur flächendeckenden Sicherung der Trinkwasserversorgung seit 1959 etwa 12 Milliarden Euro in den Ausbau der Wasserversorgungsinfrastruktur investiert und mit öffentlichen Förderungen (Bund, Länder) unterstützt. Inzwischen werden mehr als 90 % der Bevölkerung zentral über das öffentliche Wasserversorgungsnetz versorgt. Das Trinkwasser kommt zu 100% aus Grund- und Quellwasser und wird zumeist ohne weitere Aufbereitung an die VerbraucherInnen verteilt. Die Versorgung der Bevölkerung erfolgt aus etwa 12.000 Brunnen und Quellen über mehr als 76.000 km Wasserleitungsnetz und einer Vielzahl an dafür notwendigen sonstigen technischen Anlagen (Behälter, Pumpwerke, etc.).

Der Weltwassertag findet aufgrund einer UN-Resolution jährlich am 22. März statt. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit weltweit auf die unersetzbare Ressource Wasser zu lenken. Das Motto für 2012 lautet "Wasser und Lebensmittelsicherheit".

Die Publikation steht unter http://www.lebensministerium.at/publikationen/wasser zur Verfügung.

 

Bayr: Wasserkraft ist nicht immer die Lösung
Mega-Wasserkraftwerk in Brasilien gefährdet Menschen und Umwelt - Projekt muss gestoppt werden
Wien (sk) - Anlässlich des Internationalen Tags des Wassers erinnert Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für Globale Entwicklung, an das umstrittene Mega-Wasserkraftwerk Belo Monte in Brasilien. "Nur weil es Wasserkraft ist, heißt das noch lange nicht, dass das Projekt automatisch gut ist. Das riesige Vorhaben hat enorm negativen Einfluss auf die Umwelt und die Bewohnerinnen und Bewohner des Amazonas", betonte Bayr am 21.03. im Gespräch mit dem SPÖ-Pressedienst. "Mehr als 20.000 Menschen müssten durch die Überflutungen für das Kraftwerk umgesiedelt werden und eine noch größere Anzahl würde durch die Trockenlegung eines Teilabschnitts des Rio Xingu ihre Lebensgrundlage verlieren. Zudem könnte sich das Weltklima durch die weitläufigen Zerstörungen im Amazonas verändert, denn das Amazonasbecken hat eine klimaregulierende Funktion, das ist längst bewiesen", erläutert Bayr.

"Aus entwicklungspolitischer Sicht ist Belo Monte aus mehreren Gründen eine Katastrophe. Es missachtet die Rechte der Indigenen, die in der Verfassung verankert sind. Viele indigene Brasilianerinnen und Brasilianer sollen in für deren Lebensweise nicht geeignete Gebiete umgesiedelt werden", sagt Bayr. Für sie steht daher fest, dass das Bauprojekt nicht weiter verfolgt werden darf. "Man hätte die betroffenen Indigenen vor Baubeginn befragen müssen. Das ist aber nicht geschehen. Und jetzt sollen viele indigene Einwohnerinnen und Einwohner von ihrem Land vertrieben und in Wohnungen umgesiedelt werden. Das ist nicht zumutbar", kritisiert die SPÖ-Abgeordnete. Das Mega-Bauprojekt führt aber auch zu einer dramatischen Schädigung der Umwelt, indem es weitläufige Gebiete das Amazonas zerstört.

Für Bayr ist daher klar, dass das Bauprojekt gestoppt und andere Formen der Energiegewinnung forciert werden müssen. "Wind- und Sonnenenergie wurden in Brasilien noch nicht ausreichend bedacht", führte Bayr weiter aus. An dem Bauprojekt in Brasilien ist auch eine österreichische Firma, der Turbinenhersteller Andritz beteiligt, den Bayr bei dieser Gelegenheit erneut auffordert, sich aus dem Projekt zurück zu ziehen: "Es ist unverantwortlich und steht auch im krassen Gegensatz zur österreichischen Umweltpolitik, dass sich Andritz an diesem Projekt beteiligt" stellt Bayr klar.

Anlässlich des Internationalen Tag des Wassers macht Bayr erneut auf den untragbaren Zustand aufmerksam, dass es weltweit fast eine Milliarde Menschen gibt, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. "Bedenkt man, dass jährlich fast 3,5 Millionen Menschen wegen schlechter Wasserversorgung sterben, wird der akute Handlungsbedarf klar", betont die SPÖ-Abgeordnete.

 

Seeber: EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Wassersünder
EU-Parlamentarier fordern am Weltwassertag eine verbesserte EU-Wasserstrategie zum Schutz der Wasservorräte
Brüssel (övp-pd) - Am 22.03. ist Weltwassertag und die EU bereitet eine neue Wasserstrategie vor. "Wasser ist ein kostbares und immer knapper werdendes Gut, mit dem wir verantwortungsvoll und nachhaltig umgehen sollten. Wir müssen sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene Wege finden, Wasserthemen als Querschnittsmaterie in alle Politikbereiche einfließen zu lassen. Daher muss die EU eine strategische und langfristige Wasserpolitik entwickeln und auch entsprechende Sanktionsmechanismen nutzen", so Richard Seeber, Umweltsprecher der Europäischen Volkspartei und Präsident der überparteilichen, parlamentarischen Intergruppe Wasser im EU-Parlament, die aus Anlass des Weltwassertages tagt und Kommissar Potocnik zu einem Gedankenaustausch zu sich geladen hat.

Neuesten Schätzungen zufolge wird der weltweite Wasserbedarf bis 2050 um mehr als die Hälfte steigen. Schon jetzt werden laut Seeber Grundwasserbestände schneller ausgeschöpft, als sie wieder aufgefüllt werden können. Aus diesem Grund überarbeitet die EU-Kommission die europäische Wasser-Gesetzgebung, die Ende des Jahres als sogenannter "Blueprint 2012" vorgestellt werden soll. Als Chefverhandler erarbeitet Richard Seeber dazu einen Standpunkt des EU-Parlaments, dessen Schwerpunkt die Umsetzungssituation der aktuellen EU-Wassergesetzgebung in den EU-Mitgliedstaaten ist. "Auf europäischer Ebene gibt es vor allem in der Landwirtschaft der südlichen und osteuropäischen Länder, der Industrie und der Energieproduktion großes Wassereinsparungspotential. Den Mitgliedstaaten muss klar sein, dass die zukünftige Wasserpolitik nur funktioniert, wenn diese ihre Verpflichtungen erfüllen. Die Kommission muss dabei den nachhinkenden, ärmeren Mitgliedstaaten die entsprechende finanzielle und administrative Hilfe zur Erreichung der Wasserziele zur Verfügung stellen. Sollten die Ziele dann immer noch nicht erfüllt werden, muss die EU-Kommission entsprechende Sanktionsmechanismen für Wassersünder anwenden und gegebenenfalls auch vor Vertragsverletzungsverfahren nicht halt machen", so Seeber.

Eine weitere Forderung von Seeber ist, dass bei künftigen Maßnahmen auf regionale Gegebenheiten stärker Rücksicht genommen wird. "Österreich steht in Wasserfragen völlig anderen Herausforderungen gegenüber als etwa Spanien oder Zypern", so Seeber. Er fordert deshalb neue Fördermöglichkeiten im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). "Bislang unterstützt der EFRE Wasserprojekte nicht ausreichend. Zu oft wird mangelnde Finanzierung als Argument für halbherzige Umsetzung von Vorgaben und Mangel an Wasserprojekten benutzt. Deshalb müssen wir den Mitgliedstaaten Anreize bieten und Geld in die Hand nehmen, wenn wir unsere Wasservorräte schützen wollen", so Seeber abschließend.
     

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