Anlässlich der Buchpräsentation "Ende der Krawattenpflicht" erneuerte die
Frauenministerin ihr Bekenntnis zu Quoten in der Politik
Wien (bpd) - "Wir haben weltweit noch viel zu viele Krawattenträger, denn Männer räumen
nicht freiwillig ihre Plätze", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Abend des 20.03. im
Wiener Palais Porcia anlässlich der Vorstellung des Buches "Das Ende der Krawattenpflicht. Wie Politikerinnen
in der Öffentlichkeit bestehen" (Czernin Verlag 2012) von Barbara Blaha und Sylvia Kuba.
In Österreich seien Frauen in der Politik unterrepräsentiert. Im Nationalrat stellen Frauen nur ein gutes
Viertel (27,3 Prozent), unter den Landeshauptleuten sind es elf Prozent und auf Gemeindeebene werden Frauen fast
ganz unsichtbar: Nur fünf Prozent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind weiblich. "Die
Prozentzahlen sind sehr unbefriedigend. Umso mehr muss die Quote beworben werden", sagte Heinisch-Hosek. Zu
klein sei noch die Gruppe an politisch aktiven Frauen, um auch tatsächlich Änderungen herbeiführen
zu können. "Denn es geht darum, dass weibliche Lebenswelten in die Politik eingebracht werden. Frauen
stellen sich den Aufgaben eines politischen Amtes, doch fühlen wir uns oft nicht willkommen", gab die
Bundesministerin zu bedenken.
Und wenn Frauen sich dann durchkämpften, komme, so die Buchautorinnen, die Stilkritik. Geben sich Frauen weiblich
und harmoniebetont, werde ihnen Kompetenz abgesprochen, zeigten sie sich konfliktfreudig, würden sie schnell
zum Mannweib abgestempelt. "Das 'kritische Auge' von Kollegen und Medien betrifft oft nicht die Fachthemen,
sondern bleibt bei Oberflächlichkeiten hängen", sagte Heinisch-Hosek. Zudem sei die Politik ein
zeitaufwändiges Geschäft mit Sitzungsmarathons und informellen Nachbesprechungen, für das Frauen
oft nicht die Zeit aufbringen könnten, weil sie in den entscheidenden Jahren für die Familienarbeit zuständig
gemacht würden. "Wir müssen Rollenbilder aufbrechen und verstärkt für den Papamonat und
die Väterkarenz eintreten. Nur wenn die Männer ihren Anteil übernehmen, können sich Frauen
auch politisch engagieren und frei über ihre Zeit verfügen." Dazu sei es wichtig, die Kinderbetreuungseinrichtungen
auszubauen. Zudem würden noch immer Quotenregelungen oft abgelehnt und falsch verstanden. "Quote heißt
Anteil. Es geht nicht darum, Männer zu verdrängen und Frauen zu bevorzugen. Es geht um Chancengleichheit,
damit Frauen endlich ihren Anteil sichern können", sagte Heinisch-Hosek.
"Ich habe gelernt, meine Forderungen dosiert einzusetzen und eine Strategie in kleinen Schritten zu verfolgen",
so die Bundesministerin. "Umso wichtiger ist es, vehement und laut zu fordern, aber nicht enttäuscht
zu sein, wenn nicht alle Vorhaben zu 100 Prozent umgesetzt werden." Gerade in Krisenzeiten sei es notwendig,
für Frauenthemen verstärkt einzutreten. "In Zeiten, in denen es enger wird und nur mehr ans Sparen
gedacht wird, müssen wir enorm aufpassen, dass frauenpolitisch keine Rückschritte gemacht und Frauenanliegen
zurückgedrängt werden", sagte Heinisch-Hosek abschließend. |