Brüssel (europarl) - Beitrittsgespräche mit Serbien sollen den Abgeordneten zufolge so schnell
wie möglich beginnen. Sie begrüßen die Entscheidung, die Verhandlungen mit Montenegro bereits im
Juni aufzunehmen. Ferner fordern sie die fünf Mitgliedstaaten, die die Unabhängigkeit des Kosovo bislang
nicht anerkannt haben, auf, dies nun nachzuholen. Die drei Entschließungsanträge wurden am 29.03. angenommen.
Serbien
Das Parlament begrüßt den Ratsbeschluss vom 1. März, Serbien den Status eines offiziellen Beitrittskandidaten
zu verleihen, und verlangt eine schnellstmögliche Aufnahme der Beitrittsverhandlungen unter der Bedingung,
dass Serbien weitere Reformen durchsetzt. Dazu zählen die Abgeordneten vor allem die Festigung der demokratischen
Strukturen und ein klares Bekenntnis zur Rechtsstaatlichkeit.
Die Abgeordneten zeigen sich hingegen besorgt über die Diskriminierung von Minderheiten in Serbien. Sie appellieren
an die serbische Regierung, alle Minderheiten zu schützen und sicherzustellen, dass deren Grundrechte, darunter
der freie Zugang zum Arbeitsmarkt und eine angemessene Vertretung in lokalen Institutionen, gewährleistet
sind. Die Parlamentarier betonen, dass viele Serben, die in der EU Asylanträge stellen, ethnischen Minderheiten
angehören.
Ferner weisen sie auf die äußerste Dringlichkeit hin, den Dialog zwischen Priština und Belgrad fortzusetzen.
Die schweren Zwischenfälle zwischen NATO-Soldaten und Kosovoserben in der zweiten Jahreshälfte von 2011
in Nordkosovo gäben ernsten Anlass zur Sorge, heißt es in dem Entschließungsantrag.
Darüber hinaus unterstreichen die Abgeordneten die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass die für 6. Mai
anberaumten lokalen und Parlamentswahlen fair verlaufen. Sie appellieren an die serbischen Autoritäten, keine
lokalen Wahlen in den Gemeinden im Nordkosovo durchführen zu lassen.
Die Entschließung wurde mit 542 Ja-Stimmen gegen 59 Nein-Stimmen bei 47 Enthaltungen angenommen.
Kosovo
Der Entschließungsantrag empfiehlt die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo seitens der
fünf Mitgliedstaaten, die dies bislang unterlassen haben. Er weist darauf hin, dass dies bereits 88 Länder
weltweit getan haben.
Die Resolution begrüßt die im Januar erfolgte Aufnahme des Dialogs über Visafragen, um der zunehmenden
Isolation von Bürgern des Kosovo zu begegnen. Die Abgeordneten gehen davon aus, dass die Kommission dieses
Frühjahr einen Fahrplan im Hinblick auf Visaerleichterungen vorlegt. Sie begrüßen die Absicht der
Kommission, eine Durchführbarkeitsstudie bis Herbst 2012 zu erstellen, die sich mit der Stabilisierung der
Beziehung zwischen der EU und dem Kosovo und dem Assoziierungsabkommen beschäftigt.
Die Parlamentarier hoffen ferner, dass kosovarische Athleten vom Internationalen Olympischen Komitee die Möglichkeit
erhalten, an den in London stattfindenden Spielen teilzunehmen.
Zu den wichtigsten, noch verbleibenden Herausforderungen zählen laut Entschließungsantrag die Rückführung
von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, die Bekämpfung von Korruption und die Stabilisierung der angespannten
Situation im Norden. Ferner verlangen die Parlamentarier rasche Verfassungs- und Wahlrechtsreformen.
Die Entschließung wurde mit 375 Ja-Stimmen gegen 97 Nein-Stimmen bei 76 Enthaltungen angenommen.
Montenegro
Die Abgeordneten betonen Montenegros "bedeutsamen Fortschritt" und begrüßen die Absicht des
Rates, im Juni die Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Der Antrag unterstreicht allerdings die Notwendigkeit, sich
um gute nachbarschaftliche Beziehungen mit den Ländern des westlichen Balkans zu bemühen.
Die Abgeordneten verweisen auf die Notwendigkeit, Reformen durchzusetzen, vor allem, um Korruption und organisiertes
Verbrechen zu bekämpfen. Dies werde den gesamten Beitrittsprozess über unverzichtbar bleiben, heißt
es im Antrag.
Frauen sind den Abgeordneten zufolge noch immer deutlich unterrepräsentiert in Montenegros Parlament wie in
Spitzenpositionen der Regierung, im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft. Die montenegrinische
Regierung wird im Entschlussantrag dazu aufgefordert, neue Richtlinien für die Gleichstellung der Geschlechter
zu entwerfen und das Prinzip der gleichen Bezahlung von Männern und Frauen einzuführen.
Die Entschließung wurde mit 537 Ja-Stimmen gegen 38 Nein-Stimmen bei 57 Enthaltungen angenommen. |