Wien (bmeia) - „Die weltweit massiv steigende Zahl der Hinrichtungen ist ein Alarmsignal“, so Vizekanzler
und Außenminister Michael Spindelegger anlässlich des gestern veröffentlichten Amnesty International
Berichts zur Todesstrafe 2011. „Die Tatsache, dass im vergangenen Jahr weniger Staaten Todesurteile vollstreckten
als in den Jahren zuvor, ist zwar zu begrüßen, dennoch geben die Zahlen deutlichen Anlass zur Besorgnis.“
„Wir werden auch in Zukunft mit Nachdruck all jene Länder, die die Todesstrafe anwenden, dazu auffordern,
diese endlich abzuschaffen oder zumindest als ersten Schritt ein Moratorium für die Vollstreckung einzuführen“,
unterstrich Spindelegger. „Besonders verwerflich sind Todesurteile gegen Jugendliche und öffentliche Hinrichtungen,
wie sie im Iran, Saudi-Arabien oder Nordkorea durchgeführt werden. Ich appelliere dringend an alle betroffenen
Staaten, die Hinrichtung von Jugendlichen endgültig zu stoppen.“
Erst letzte Woche wurden in Weißrussland die Todesurteile gegen die nach dem Anschlag auf die Minsker U-Bahn
vor einem Jahr verurteilten Täter, Dmitri Konowalow und Wladislaw Kowaljow, vollstreckt. „Weißrussland
ist das einzige europäische Land, das die Todesstrafe noch vollstreckt. Diese unmenschliche Bestrafung muss
endgültig von unserem Kontinent verbannt werden“, so der Außenminister weiter.
2011 verzeichnete Amnesty International Hinrichtungen in 20 Staaten im Vergleich zu 23 im Jahr 2010. Weltweit wurden
im Jahr 2011 mindestens 676 Exekutionen bekannt, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den 527 bekannten
Vollstreckungen im Vorjahr bedeutet. Allerdings sind in den 676 Exekutionen noch nicht die mehreren Tausend Hinrichtungen
enthalten, die Schätzungen zufolge in China stattgefunden haben. Amnesty International veröffentlicht
seit 2009 keine Daten mehr zu den Hinrichtungszahlen in China, weil derartige Informationen dort als Staatsgeheimnis
gelten. Fast 2.000 Menschen in 63 Ländern wurden zum Tode verurteilt. |