Höherer Zinsüberschuss und niedrigere Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen lassen
Jahresüberschuss vor Steuern auf knapp 1,4 Milliarden steigen
Wien (rbi) - Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) weist für das Geschäftsjahr 2011
einen im Jahresvergleich um rund 7 Prozent gestiegenen Jahresüberschuss vor Steuern von
1.373 Millionen aus. Damit konnte die RBI trotz schwieriger Rahmenbedingungen das höchste Vorsteuer-Ergebnis
für ein Geschäftsjahr seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 ausweisen. Der Return on Equity vor Steuern
lag im Jahresvergleich unverändert bei 13,7 Prozent.
Wir konnten auch 2011, einem für Banken durchaus schwierigen Jahr, abermals unsere Ertragskraft unter Beweis
stellen. Dass wir seit dem Beginn der Krise noch jedes Quartal in der Gewinnzone abgeschlossen haben, untermauert
unsere strategische Ausrichtung mit ihrem regionalen Fokus auf Zentral- und Osteuropa. Die sich leicht verbessernden
volkswirtschaftlichen Aussichten für die Region machen mich auch für das Jahr 2012 zuversichtlich, sagte
Herbert Stepic, Vorstandsvorsitzender der RBI.
Gestiegener Zinsüberschuss, niedrigere Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen
Der Zinsüberschuss der RBI verbesserte sich um 3 Prozent oder 89 Millionen auf 3.667 Millionen.
Der Provisionsüberschuss blieb im Jahresvergleich stabil bei 1.490 Millionen und war damit für 27 Prozent
der Betriebserträge verantwortlich, die ohne Berücksichtigung der Firmenwertabschreibungen um 1 Prozent
oder 72 Millionen auf 5.475 Millionen stiegen. Das Handelsergebnis verbesserte sich um 11 Prozent oder 35
Millionen auf 363 Millionen. Die Verwaltungsaufwendungen stiegen im Vergleich zu 2010 um 4,7 Prozent auf 3.120
Millionen.
Die Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen gingen hingegen deutlich zurück, und zwar in Summe um 11 Prozent
oder 131 Millionen. Auch die NPL Ratio der Anteil der notleidenden Kredite am Kreditportfolio entwickelte
sich erstmals seit Jahren positiv und sank im Jahresvergleich um 0,3 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent.
Sondereffekte beeinflussten Ergebnis
Das Ergebnis 2011 wurde von Sondereffekten beeinflusst. So wurde im vierten Quartal bei der Bankbeteiligung in
der Ukraine eine Abschreibung des Firmenwertes in Höhe von 183 Millionen vorgenommen.
Die durch die europäische Staatsschuldenkrise verstärkte Volatilität auf den Finanzmärkten
spiegelte sich in den Bewertungsverlusten bei Wertpapieren und Beteiligungen und dem Rückgang des Ergebnisses
aus Finanzinvestitionen um 278 Millionen auf minus 141 Millionen wider.
Das Ergebnis aus Derivaten und designierten Verbindlichkeiten drehte im Jahresvergleich auf 413 Millionen. Zum
einen stieg hier das Bewertungsergebnis von zu Steuerungszwecken eingegangenen derivativen Finanzinstrumenten speziell
wegen der seit dem zweiten Quartal flacher werdenden Zinskurve um 258 Millionen. Zum anderen werteten die zu
Marktwerten bewerteten eigenen Verbindlichkeiten aus Emissionen wegen des stark erhöhten Credit Spreads der
RBI als Folge der Entwicklungen auf den Kapitalmärkten ab, woraus ein Bewertungsgewinn von 184 Millionen
entstand.
Der Konzern-Jahresüberschuss lag mit 968 Millionen um 11 Prozent unter dem des Vorjahres. Das war in erster
Linie von einer gegenläufigen Entwicklung bei den latenten Steuern verursacht, die 2010 durch Sondereffekte
zu einer unterproportionalen Steuerbelastung geführt hatte.
Kernkapitalquote auf 9,0 Prozent gestiegen
Die Core Tier 1 Ratio (ohne Berücksichtigung des Hybridkapitals) verbesserte sich von 8,9 Prozent
auf 9,0 Prozent.
Für die RZB-Gruppe ist die EBA-Kapitalquote in Reichweite: Die European Banking Authority (EBA) hat Ende Oktober
den systemrelevanten Banken in Europa eine harte Kernkapitalquote nach EBA-Definition von 9 Prozent vorgeschrieben.
Zu diesen Banken zählt in Österreich die Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB) als übergeordnetes
Kreditinstitut der RZB-Gruppe. Die RBI ist deren größter Teilkonzern.
Die neue Mindestkapitalquote muss zum 30. Juni 2012 erreicht werden. Mit den Bilanzdaten vom 30. September 2011
ergab sich für die RZB-Gruppe nach EBA-Vorgaben und -Methodik ein rechnerischer Kapitalbedarf von rund 2,1
Milliarden. Dazu setzte die RZB unter Einbindung der RBI rund 20 Projekte auf, die rund 3 Milliarden zur Erreichung
der Zielquote beitragen sollen. Zum aktuellen Zeitpunkt hat die RZB-Gruppe bereits Maßnahmen in Höhe
von 1,9 Milliarden umgesetzt, weitere 800 Millionen stehen vor der unmittelbaren Umsetzung und Maßnahmen
mit einem Zielwert von 300 Millionen sind vorbereitet. Bereits zum Jahresende 2011 erreichte die RZB-Gruppe gemäß
Basel 2,5/CDR III eine Core Tier 1 Ratio von 9,12 Prozent.
Loan/Deposit Ratio um 9 Prozentpunkte auf 122 Prozent verbessert
Seit Jahresbeginn 2011 erhöhte sich die Bilanzsumme um 12 Prozent oder 15,8 Milliarden auf 147,0 Milliarden.
Die Forderungen an Kunden abzüglich der Kreditrisikovorsorgen wuchsen um 5,6 Milliarden. Die Verbindlichkeiten
gegenüber Kunden erhöhten sich um 9,1 Milliarden, was hauptsächlich auf institutionelle Kunden
und Firmenkunden ( 6,3 Milliarden) sowie auf Privatkunden ( 3,3 Milliarden) zurückzuführen ist.
Die Loan/Deposit Ratio (Deckung der Kundenkredite durch Kundeneinlagen) verbesserte sich gegenüber dem Jahresende
2010 um 9 Prozentpunkte auf 122 Prozent.
Die Anzahl der Geschäftsstellen ging zum Jahresende um 33 auf 2.928 zurück. Insgesamt betreute die RBI
per 31. Dezember 2011 rund 13,8 Millionen Kunden. Zum gleichen Stichtag beschäftigte die Bank 59.261 Mitarbeiter,
was einem Rückgang von 0,9 Prozent im Vergleich zum Jahresende 2010 entspricht.
Konjunkturelle Verbesserung in CEE erwartet
Aktuelle Prognosen von Raiffeisen Research deuten auf eine konjunkturelle Entspannung und eine Verbesserung der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hin. 2012 wird für Zentral- und Osteuropa (CEE) ein Wirtschaftswachstum
von 2,6 Prozent erwartet. Das entspricht einem um 3 Prozentpunkte höheren Wachstum als in der Eurozone. Auch
beim Kreditwachstum zeigen die aktuellen Daten, dass in CEE zwar eine Verflachung eingetreten ist, es aber immer
noch auf einem deutlich höheren Niveau liegt als das der Eurozone. Aktuelle Prognosen gehen für 2012
von einem Kreditwachstum von 5 bis 10 Prozent in Zentraleuropa und der GUS sowie von einem Wachstum von 1 bis 3
Prozent in Südosteuropa aus.
Für 2012 geht die RBI aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds und der restriktiven regulatorischen Bestimmungen
von einem stabilen Geschäftsvolumen aus. Trotz des prognostizierten verhaltenen Wirtschaftswachstums erwartet
die RBI eine Stabilisierung der Neubildungsquote bei nur geringfügig ansteigendem Volumen der notleidenden
Kredite.
Im Zuge der sich aus heutiger Sicht abzeichnenden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung insbesondere in CEE peilt
die RBI mittelfristig und einschließlich der Akquisition der Polbank einen Return on Equity vor Steuern von
rund 15 Prozent an. Hierbei sind künftige Akquisitionen, etwaige Kapitalerhöhungen sowie heute noch nicht
absehbare regulatorische Anforderungen nicht berücksichtigt. |