Toulouse (diplomatie.gouv.fr) - Catherine Seva und Audrey Ferrand, zwei Forscherinnen eines fakultätsübergreifenden
Teams (Inserm/ Toulouse Universität III – Paul Sabatier) des Krebsforschungszentrums in Toulouse (Midi-Pyrénées),
haben einen prädiktiven Test entwickelt, um das Darmkrebs-Risiko bei Patienten einzuschätzen, bei denen
bereits ein Polyp entfernt wurde. Die Ergebnisse wurden am 24. Februar 2012 in der Fachzeitschrift Cancer Prevention
Research [1] veröffentlicht.
In Frankreich sind Kolonkarzinome die zweithäufigste Krebsart und die vierthäufigste Todesursache bei
Krebserkrankungen. Hyperplastische Polypen sind die häufigsten kolorektalen Verletzungen, von denen fast ein
Viertel der europäischen Bevölkerung zwischen 20 und 54 Jahre betroffen sind. Sie wurden lange als gutartig
eingestuft und bis heute wurde den Patienten nach der chirurgischen Entfernung keine medizinische Weiterbetreuung
empfohlen. Einige dieser Polypen könnten jedoch Vorläufer von Kolonkarzinomen sein. Die beiden französischen
Forscherinnen haben eine Methode entwickelt, mit der sich feststellen lässt, welche Untergruppen von Polypen
möglicherweise bösartig sind.
Catherine Seva und ihre Mitarbeiter haben über 10 Jahre eine retrospektive klinische Studie durchgeführt,
bei der sie das Vorhandensein des Proteins Progastrin in den hyperplastischen Polypen von 74 Patienten untersuchten.
Bekannt war bereits, dass Progastrin an der Darmkrebs-Entstehung beteiligt ist. Es wird von kolorektalen Tumorzellen
produziert, kommt jedoch in gesunden Kolonzellen nicht vor. Die Forscherinnen konnten einen wichtigen Zusammenhang
zwischen einem erhöhten Progastrinspiegel und der späteren Ausbildung von präkanzerösen Veränderungen
aufzeigen. Während diese Polypen als gutartig und ungefährlich eingestuft wurden, entwickelten 100% der
Patienten mit einem hohen Progastrinspiegel innerhalb von 2 bis 10 Jahren nach der Polypenentfernung Adenome –
bekannt als Vorstufe von Kolonkarzinomen. Im Gegensatz zu Patienten, die dieses Protein nicht oder nur in geringen
Mengen produzierten, bildeten sich innerhalb der 10 Jahre nach Entfernung des Polypen keine Krebszellen
Ausgehend von diesen Ergebnissen entwickelten die Wissenschaftlerinnen einen prädiktiven Test, der auf dem
Patientenalter und der immunhistochemischen Markierung basiert. Dieser Test ermöglicht eine sehr genaue und
spezifische Voraussage für die Ausbildung von Tumoren bei Patienten mit hyperplastischen Polypen. Patienten
mit einem hohen Progastrinspiegel könnten nach der Operation länger betreut werden.
Es muss nun eine Studie mit einer größeren Patientenanzahl durchgeführt werden, um diesen Test
als Routineverfahren anerkennen zu können.
Bereits zum 5. Mal starteten die französischen Gesundheitsbehörden im März eine großangelegte
Aufklärungskampagne zur Früherkennung von Kolonkarzinomen. Die Kampagne wurde als “Blauer März”
bezeichnet und ist Teil des nationalen Aktionsplans “Plan Cancer 2009-2013? der französischen Regierung.
[1] Originalpublikation: “A new biomarker that predicts colonic neoplasia outcome in patients with hyperplastic
colonic polyps”, Cancer Prevention Research – 24.02.2012 – http://cancerpreventionresearch.aacrjournals.org/content/early/2012/03/09/1940-6207.CAPR-11-0408 |