Bank Austria Konjunkturindikator im März mit drittem Anstieg in Folge auf 0,4 Punkte festigt
positive Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft
Wien (ba) - Der Jahreszeit entsprechend präsentiert sich derzeit auch die Konjunkturwetterlage
in Österreich wechselhaft, doch der einsetzende Frühling beginnt sich immer stärker durchzusetzen:
„Der Bank Austria Konjunkturindikator ist im März das dritte Mal in Folge auf mittlerweile 0,4 Punkte angestiegen.
Nach einer sechsmonatigen Abschwächungsperiode unterstreicht die anhaltende Aufwärtsentwicklung des Indikators
die von uns erwartete langsame Wirtschaftserholung in Österreich“, ist Bank Austria Chefökonom Stefan
Bruckbauer überzeugt. Die Aufhellung des Konjunkturklimas seit dem Jahresbeginn 2012 erfolgte bisher jedoch
nur in sehr kleinen Schritten. „Die stetige, aber doch verhaltene Verbesserungstendenz des Bank Austria Konjunkturindikators
in den vergangenen Monaten verdeutlicht, dass die Erholung zögerlich erfolgt und fragil bleibt“, analysiert
Bruckbauer.
Das Konjunkturklima in Österreich ist derzeit von spürbaren Stimmungsschwankungen gekennzeichnet. Das
Konsumentenvertrauen hat sich im März trotz der verschlechterten Arbeitsmarktdaten weiter erhöht und
erreicht mittlerweile den besten Wert seit einem halben Jahr. Dagegen haben sich die Geschäftserwartungen
der heimischen Industrie etwas eingetrübt, liegen jedoch weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt.
Die Stimmungsverschlechterung im Produktionssektor Österreichs ist wesentlich auf ein ungünstigeres europäisches
Umfeld zurückzuführen, das vor allem von einem Rückgang der Zuversicht in der deutschen Industrie
bestimmt wurde. „Aufgrund der weiterhin wechselhaften Stimmung in der Industrie und bei den Konsumenten wird dem
zwar positiven, aber doch schwachen Wirtschaftswachstum des ersten Quartals 2012 im zweiten Quartal keine dynamische
Aufwärtstendenz folgen. Nachdem zu Jahresbeginn die österreichische Wirtschaft nach unseren Schätzungen
geringfügig um 0,1 Prozent zum Vorquartal gewachsen ist, wird sich im zweiten Quartal der Anstieg des BIP
nur marginal auf 0,2 Prozent zum Vorquartal erhöhen“, so Bruckbauer.
„Trotz der Fragilität des Aufschwungs und der etwas enttäuschenden Konjunktursignale der vergangenen
Wochen aus den USA und aus China sind die Aussichten auf höhere Wachstumsraten in der zweiten Jahreshälfte
2012 nach unserer Einschätzung gut,“ so Bruckbauer. Der Rückenwind aus dem Ausland wird angesichts der
aktuell hohen Auftragspolster und der soliden Entwicklung der Auftragseingänge der österreichischen Industrie
für ausreichend Unterstützung sorgen. Ein kurzfristig neuerliches Aufflammen der europäischen Staatsschuldenkrise,
das zu temporären Belastungen führt – wie in den vergangenen Tagen zu beobachten war – ist in diesem
vorsichtig optimistischen Konjunkturszenario bereits eingerechnet. „Wir halten weiterhin an unserer Wachstumsprognose
für 2012 von 0,8 Prozent im Jahresvergleich fest und sehen bei stabiler Entwicklung des globalen Umfelds darüber
hinaus sogar ein Aufwärtspotenzial für die österreichische Wirtschaft“, so Bruckbauer optimistisch.
Rückläufige Inflation sorgt 2012 für Reallohnzuwachs
Die jüngsten Einzelhandelsdaten zeigen an, dass sich die Aussichten für den privaten Konsum etwas
aufgehellt haben. Das Reformpaket der Regierung zur Reduktion des Budgetdefizits ist ohne schwerwiegende Wachstumseinbußen
verkraftbar und wird durch die Politik der EZB – gesteigerte Liquidität in Kombination mit niedrigen Zinsen
– unterstützt. Nach dem Rückgang der Sparquote in Österreich von 8,3 auf 7,5 Prozent im Jahr 2011
ist auch für 2012 von einer weiteren geringfügigen Verringerung auszugehen. „Positiv für den privaten
Konsum im Jahr 2012 ist der bislang rückläufige Inflationstrend. Diese erfreuliche Entwicklung hat die
Teuerung im ersten Quartal auf geschätzte 2,5 Prozent gesenkt – nach durchschnittlich 3,3 Prozent im Jahr
2011 – und damit für reale Lohnzuwächse in Österreich gesorgt“, sagt Bank Austria Ökonom Walter
Pudschedl.
Trendwende am Arbeitsmarkt steht bevor
Die Chancen für mehr Unterstützung für die heimische Nachfrage sind intakt – auch dank der
aktuellen Entwicklungen am österreichischen Arbeitsmarkt. Hier zeigen sich nunmehr Signale einer Stabilisierung,
nach der Mitte 2011 infolge der globalen Konjunkturverlangsamung eingesetzten Verschlechterung. Das Beschäftigungswachstum
hat sich mittlerweile auf niedrigerem Niveau konsolidiert und die Anzahl der Arbeitslosen ist im März nach
saisonbereinigten Daten im Vergleich zum Vormonat sogar leicht gesunken. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote
hat sich zum Quartalsende bei 6,9 Prozent stabilisiert und unter Berücksichtigung der Schulungsteilnehmer
ist sie sogar zurückgegangen. „Noch ist es zu früh, um zu beurteilen, ob die mit Frühlingsbeginn
erkennbare Stabilisierung der Lage am österreichischen Arbeitsmarkt bereits der Start einer positiven Trendwende
ist. Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in den kommenden Monaten weiter festigt und damit auch eine
Verbesserung am Arbeitsmarkt eintritt. Diese Entwicklung hat durchaus Potenzial, früher einzusetzen und stärker
auszufallen, als wir bisher angenommen haben“, meint Pudschedl. Die Bank Austria erwartet derzeit aufgrund des
gedämpften Wirtschaftswachstums noch einen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2012 auf 6,9
Prozent, nach 6,7 Prozent im vergangenen Jahr.
Die größten Risken für die Konjunkturerholung sehen die Ökonomen der Bank Austria in einer
nicht konsequenten Fortsetzung der Reformen im Euroraum und in einem Streit über die Politik der EZB. „Während
die Industrie und auch die Konsumenten durchaus bereit sind, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten wieder zu verstärken,
bleibt als Unsicherheitsfaktor vor allem die Wirtschaftspolitik. Der eingeschlagene Weg der Haushaltskonsolidierung
muss mit Augenmaß und der Unterstützung durch die Geldpolitik fortgesetzt werden“, so Bruckbauer abschließend. |