TU Wien forscht an neuer Mobilität – und fährt jetzt elektrisch   

erstellt am
16. 04. 12

Elektromobilität wird in den „Smart Cities“ der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Die TU Wien untersucht Elektroautos wissenschaftlich – und verwendet nun auch selbst eines.
Wien (tu) - Der TU Wien steht ab sofort ein eigenes Elektroauto zur Verfügung. Es soll nicht nur umweltfreundliche Fahrten zwischen den Gebäuden der TU Wien ermöglichen, es dient auch der wissenschaftlichen Forschung: Am Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik (IFA) der TU Wien wird man die Leistungsfähigkeit und Funktionalität des Autos genau untersuchen. Direkt im Hof des TU-Hauptgebäudes wird für das neue Elektroauto eine eigene Stromtankstelle errichtet. Auch Elektrofahrräder, die mit Solarenergie gespeist werden, gibt es an der TU Wien bereits. Das Projekt fügt sich perfekt passend in die Strategie der TU Wien ein: „Energie und Umwelt“ ist einer der fünf Forschungsschwerpunkte.

120 Kilometer Reichweite
Das Anmieten des Autos wurde in Kooperation mit Wien Energie durch das grenzüberschreitende EU-Projekt „Vibrate“ Wien – Bratislava möglich. Vibrate ist Teil des creating the future Programmes grenzüberschreitender Zusammenarbeit Slowakei – Österreich 2007 – 2011. Das Projekt Vibrate hat zumZiel, Stromladestationen an öffentlichen Plätzen zu errichten und das Bewusstsein für Elektromobilität zu fördern. Das Fahrzeug, ein Citroën Berlingo First Electrique Airdream mit einer Nickel-Natriumchlorid-Batterie (Zebra-Batterie), hat eine Leistung von 57 PS und soll es im Sommer auf eine Reichweite von bis zu 120 km bringen – bei einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h.

Die Möglichkeiten von Elektroautos auf dem TU-Prüfstand
Elektroautos werfen heute ganz neue wissenschaftliche Fragen auf. Dabei geht es nicht nur um das technische Innenleben der Autos. Erforscht wird insbesondere auch, wie sich Elektroautos in unsere gesellschaftlichen Gewohnheiten integrieren lassen, inwieweit sie unsere Mobilitätsbedürfnisse erfüllen können – und in welchen Bereichen sie sich langfristig durchsetzen können. „Die Batterien von heute weisen noch eine zu geringe Energiedichte auf und können somit nicht alle Anforderungen erfüllen, an die wir durch unsere Verbrennungsmotor-Fahrzeuge gewohnt sind“, sagt Christian Bauer vom Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik. Das Fahrzeug wird am 4-Rad-Rollenprüfstand bei Temperaturen zwischen -20°C und +30°C der TU, aber auch im praktischen Fahrbetrieb in der Stadt und Überland, getestet, um neue Daten über seine Leistungsfähigkeit und Funktionalität zu gewinnen. Prof. Geringer vom IFA dazu:

„Die individuelle Mobilität der Zukunft muss gänzlich andere Randbedingungen als die bereits bekannte heutige Fahrzeugtechnik erfüllen: Urbanisierung, Nachhaltigkeit im Tun und Wirken der Menschen, Grenzen der ökologischen Nutzung und nicht mehr die Machbarkeit alleine bestimmen das neue Fahrzeug.“ Darauf hat das Fahrzeug der Zukunft ausgelegt zu werden. Der Nutzen für den Menschen muss trotz Beschränkungen der Gesellschaft erkennbar sein, um dieses Gut auch weiter für den Einzelnen erstrebenswert werden zu lassen.

„Für genau jene Kriterien müssen wir an der TU Lösungen und Wege aufzeigen, jedoch ist die Kenntnis der derzeit machbaren Technik dafür eine wesentliche Voraussetzung. Damit können wir an der TU Wien die neue Mobilität ganz entscheidend mitgestalten und sichern so langfristig den österreichischen Wirtschaftsstandort als weltweit anerkanntes Automobilzulieferland!“, sagt Prof. Geringer.

Auf den Strom kommt es an
Um eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen, müssen alle unnötigen Verluste minimiert werden. „Die Wandlung von elektrischer Energie aus der Batterie zur Bewegungsenergie für das Antreiben des Autos hat einen höheren Wirkungsgrad, als die Verbrennung von Kraftstoffen im Verbrennungsmotor oder die Verbrennung von Wasserstoff in Brennstoffzellen“, sagt Christian Bauer. Außerdem entstehen im Elektroauto keine CO2 Emissionen. Damit hat man allerdings nicht die vollständige Öko-Bilanz des Fahrzeuges abgedeckt – denn schließlich kommt der Strom nicht einfach aus der Steckdose. Für den Gesamtwirkungsgrad des Elektroautos und die Gesamt-CO2-Bilanz spielt eine große Rolle, wie der nötige elektrische Strom erzeugt wird. Lädt man das Auto mit erneuerbarer Energie, kann man tatsächlich von CO2-emissionsfreier Mobilität sprechen.

Smart Cities brauchen smarte Mobilität
Wie sich unsere Mobilitätsgewohnheiten auch immer entwickeln werden: Gerade im städtischen Raum wird sich vieles verändern, meint Gudrun Weinwurm vom TU-Forschungszentrum Energie und Umwelt. „Auf der ganzen Welt denkt man heute über die Smart Cities der Zukunft nach – auch für uns an der TU Wien ist das ein zentrales Thema“, sagt Weinwurm. „Smarte Städte brauchen nachhaltige Infrastruktur – und hier wird Elektromobilität sicher eine große Rolle spielen.“ In diesem Sinn ist das TU-Elektroauto auch ein Signal, das der Bewusstseinsbildung dienen soll. Verziert mit dem Logo des TU-Forschungszentrums Energie und Umwelt wird das Auto ständig in Erinnerung rufen, dass es für die Umwelt und für unsere Zukunft nicht egal ist, wie wir in der Stadt mit Mobilität und Transport umgehen.
     
Informationen: http://energiewelten.tuwien.ac.at/    
     
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