Salzburger Pilotprojekt zur Ausbildung von Allgemeinmedizinern   

erstellt am
23. 04. 12

Schmidjell: Wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung
Salzburg (lk) - Auf Initiative von Gesundheits- und Sozialreferentin Landesrätin Mag. Cornelia Schmidjell wurde ein Modellprojekt für eine neue Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner/in entwickelt. Orientierungs- und Begleitseminare, Mentor/innen und Lehrpraktikum sind dabei die zentralen Punkte. Am 24.04. wird dieses Projekt, das die Ausbildung der Allgemeinärzte auf gesunde Beine stellen soll, bei der Gesundheitsplattform, in der alle mit Gesundheitsfragen befassten Organisationen und Institutionen wie die Sozialversicherungsträger, die Ärztekammer und die Patientenvertretung sowie Vertreter der Politik und der Gebietskörperschaften zusammenarbeiten, vorgestellt.

"Um sicherzustellen, dass in Zukunft genug und gut ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner zur Verfügung stehen, muss die Ausbildung verbessert werden. Die Bereitschaft junger Ärztinnen und Ärzte, den Hausarztberuf zu ergreifen, nimmt ab. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte aufgrund der derzeitigen Ausbildung diesen Aufgaben nicht gewachsen fühlen. Begleitend zum Turnus soll daher in Theorie und Praxis das vermittelt werden, worauf es in den Hausarztpraxen ankommt. Ich freue mich, dass das Projekt breite Zustimmung findet und dass im Land Salzburg zum Wohl der Patientinnen und Patienten eine zukunftsweisende Lösung 'ausprobiert' werden kann", so Landesrätin Cornelia Schmidjell heute, Sonntag, 22. April.

Konsens auf allen Ebenen
Landesrätin Schmidjell hat seit ihrem Amtsantritt Sozialversicherung, Ärztekammer, Städte- und Gemeindebund und Vertreter/innen der Spitäler zu mehreren Gesprächsrunden eingeladen, um gemeinsam Maßnahmen zur zukünftigen Sicherstellung der Versorgung mit Hausärzten/innen umzusetzen. Unter Federführung von Univ.-Prof. Dr. Andreas Sönnichsen (Vorstand des Instituts für Allgemeinmedizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg - PMU) wurde in einer Arbeitsgruppe für die Gesundheitsplattform ein Pilotprojekt ausgearbeitet, das einen guten Lösungsansatz verspricht und von allen wesentlichen Partnern getragen wird.

Rasche Umsetzung notwendig
"Ich bin froh, dass wir ein Konzept auf dem Tisch haben, das alle Beteiligten für gut befinden und unterstützen. Dies ist für den nächsten Schritt, die grundsätzliche Beschlussfassung in der Landesgesundheitsplattform am 24. April und für die darauf folgenden konkreten Finanzierungs- und Umsetzungsschritte eine hervorragende Voraussetzung. Ich möchte jetzt sehr rasch die Finanzierung klären, damit die operative Umsetzung bald beginnen kann", so die Gesundheitsreferentin.

Salzburger Pilotprojekt
Das Pilotprojekt wurde speziell für die Salzburger Situation entwickelt und abgestimmt, ist aber so konzipiert, dass es später problemlos in ein bundesweites Konzept überführt werden kann.

Orientierungsseminar
Vor Beginn der Turnusausbildung wird es ein Orientierungsseminar geben. In einem ersten Schritt wird hier das Berufsbild des/der Allgemeinmediziner/-in präsentiert und speziell das neue Ausbildungsangebot vorgestellt. Die neu promovierten Ärztinnen und Ärzte haben so die Möglichkeit, sich umfassend über die Teilnahme am Pilotprojekt zu informieren. Am Ende des Seminars erfolgt die Entscheidung für die Ausbildung zum/zur Allgemeinmediziner/in.

Individuelle Betreuung durch Mentor/innen
Das neue Ausbildungskonzept beruht auf einem Mentor/innen-Modell. Im Unterschied zum "normalen" Turnus werden die jungen Ärzt/innen zusätzlich zur klinischen Ausbildung von Lehrärzt/innen betreut.

In der Praxis sieht das so aus: Jeweils zwei Mentees werden von ihren Mentor/innen individuell betreut und während der gesamten dreijährigen Ausbildungszeit fachlich begleitet. Alle drei Wochen finden Begleitseminare statt. Im gegenseitigen Austausch können so Fälle aus verschiedenen medizinischen Fachrichtungen aus speziell allgemeinmedizinischer Sicht besprochen werden.

Lehrpraxis
Im letzten Ausbildungsjahr soll eine halbjährliche Lehrpraxis bei jenem Mentor durchgeführt werden, der bereits die ganze Ausbildung über begleitet hat. Diese Ausbildung erfolgt also in einer Praxis für Allgemeinmedizin. Die jungen Ärzt/innen können während dieser Zeit im Spital angestellt bleiben, sind aber überwiegend in der Allgemeinmedizinischen Praxis tätig. Während dieser Zeit erhalten sie das gleiche Gehalt wie andere Turnusärzt/innen, die nicht am Pilotprojekt teilnehmen.

Enge Zusammenarbeit mit PMU sichert Qualität
Die Lehrärzt/innen stehen in ständigem Kontakt mit der PMU und arbeiten eng mit dem Institut für Allgemeinmedizin zusammen. Das Institut evaluiert das Projekt auf Grundlage der Befragung der jungen Ärzt/innen zu Ausbildungsqualität, Lehrpraxis und im Begleitseminar.

"Wenn jetzt die Verantwortlichen das Modellprojekt in seiner Zielsetzung und auch inhaltlich befürworten, hoffe und erwarte ich, dass eine gemeinsame Finanzierung zum Wohle der Patientinnen und Patienten gefunden wird. Allgemeinmediziner/innen sind für die Gesundheitsversorgung unverzichtbar, weil sie eine zentrale Rolle für alle gesundheitsbezogenen Bedürfnisse der Salzburgerinnen und Salzburger innehaben", so Landesrätin Cornelia Schmidjell abschließend.

Derzeitige Turnusausbildung in Österreich
Für die Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner/in ist nach Beendigung der universitären Ausbildung der dreijährige Turnus zu absolvieren. Beim Turnus sind verschiedene Sonderfächer und die Allgemeinmedizin in vorgegebener Mindestausbildungsdauer zu absolvieren:

  • sechs Monate Allgemeinmedizin
  • vier Monate Chirurgie oder jeweils zwei Monate Chirurgie und Unfallchirurgie
  • vier Monate Frauenheilkunde und Geburtshilfe, davon mindestens zwei Monate Geburtshilfe
  • zwei Monate Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
  • zwei Monate Haut- und Geschlechtskrankheiten
  • zwölf Monate Innere Medizin
  • vier Monate Kinder- und Jugendheilkunde
  • zwei Monate Neurologie oder Psychiatrie


Die Ausbildungsinhalte werden in einer Verordnung der Ärztekammer festgelegt. Die Ausbildung wird mit einer Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin und der Erlangung des ius practicandi zum Arzt für Allgemeinmedizin abgeschlossen. Grundsätzlich kann die Ausbildung in Allgemeinmedizin in Lehrpraxen, Lehrgruppenpraxen, Lehrambulatorien und in Ambulanzen anerkannter Krankenanstalten absolviert werden. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit 241 Allgemeinmediziner/innen im niedergelassenen Bereich.

     
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