Schmidjell: Wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung
Salzburg (lk) - Auf Initiative von Gesundheits- und Sozialreferentin Landesrätin Mag. Cornelia
Schmidjell wurde ein Modellprojekt für eine neue Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner/in entwickelt. Orientierungs-
und Begleitseminare, Mentor/innen und Lehrpraktikum sind dabei die zentralen Punkte. Am 24.04. wird dieses Projekt,
das die Ausbildung der Allgemeinärzte auf gesunde Beine stellen soll, bei der Gesundheitsplattform, in der
alle mit Gesundheitsfragen befassten Organisationen und Institutionen wie die Sozialversicherungsträger, die
Ärztekammer und die Patientenvertretung sowie Vertreter der Politik und der Gebietskörperschaften zusammenarbeiten,
vorgestellt.
"Um sicherzustellen, dass in Zukunft genug und gut ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner zur
Verfügung stehen, muss die Ausbildung verbessert werden. Die Bereitschaft junger Ärztinnen und Ärzte,
den Hausarztberuf zu ergreifen, nimmt ab. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sich junge Ärztinnen
und Ärzte aufgrund der derzeitigen Ausbildung diesen Aufgaben nicht gewachsen fühlen. Begleitend zum
Turnus soll daher in Theorie und Praxis das vermittelt werden, worauf es in den Hausarztpraxen ankommt. Ich freue
mich, dass das Projekt breite Zustimmung findet und dass im Land Salzburg zum Wohl der Patientinnen und Patienten
eine zukunftsweisende Lösung 'ausprobiert' werden kann", so Landesrätin Cornelia Schmidjell heute,
Sonntag, 22. April.
Konsens auf allen Ebenen
Landesrätin Schmidjell hat seit ihrem Amtsantritt Sozialversicherung, Ärztekammer, Städte- und Gemeindebund
und Vertreter/innen der Spitäler zu mehreren Gesprächsrunden eingeladen, um gemeinsam Maßnahmen
zur zukünftigen Sicherstellung der Versorgung mit Hausärzten/innen umzusetzen. Unter Federführung
von Univ.-Prof. Dr. Andreas Sönnichsen (Vorstand des Instituts für Allgemeinmedizin der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität Salzburg - PMU) wurde in einer Arbeitsgruppe für die Gesundheitsplattform ein Pilotprojekt
ausgearbeitet, das einen guten Lösungsansatz verspricht und von allen wesentlichen Partnern getragen wird.
Rasche Umsetzung notwendig
"Ich bin froh, dass wir ein Konzept auf dem Tisch haben, das alle Beteiligten für gut befinden und unterstützen.
Dies ist für den nächsten Schritt, die grundsätzliche Beschlussfassung in der Landesgesundheitsplattform
am 24. April und für die darauf folgenden konkreten Finanzierungs- und Umsetzungsschritte eine hervorragende
Voraussetzung. Ich möchte jetzt sehr rasch die Finanzierung klären, damit die operative Umsetzung bald
beginnen kann", so die Gesundheitsreferentin.
Salzburger Pilotprojekt
Das Pilotprojekt wurde speziell für die Salzburger Situation entwickelt und abgestimmt, ist aber so konzipiert,
dass es später problemlos in ein bundesweites Konzept überführt werden kann.
Orientierungsseminar
Vor Beginn der Turnusausbildung wird es ein Orientierungsseminar geben. In einem ersten Schritt wird hier das Berufsbild
des/der Allgemeinmediziner/-in präsentiert und speziell das neue Ausbildungsangebot vorgestellt. Die neu promovierten
Ärztinnen und Ärzte haben so die Möglichkeit, sich umfassend über die Teilnahme am Pilotprojekt
zu informieren. Am Ende des Seminars erfolgt die Entscheidung für die Ausbildung zum/zur Allgemeinmediziner/in.
Individuelle Betreuung durch Mentor/innen
Das neue Ausbildungskonzept beruht auf einem Mentor/innen-Modell. Im Unterschied zum "normalen" Turnus
werden die jungen Ärzt/innen zusätzlich zur klinischen Ausbildung von Lehrärzt/innen betreut.
In der Praxis sieht das so aus: Jeweils zwei Mentees werden von ihren Mentor/innen individuell betreut und während
der gesamten dreijährigen Ausbildungszeit fachlich begleitet. Alle drei Wochen finden Begleitseminare statt.
Im gegenseitigen Austausch können so Fälle aus verschiedenen medizinischen Fachrichtungen aus speziell
allgemeinmedizinischer Sicht besprochen werden.
Lehrpraxis
Im letzten Ausbildungsjahr soll eine halbjährliche Lehrpraxis bei jenem Mentor durchgeführt werden, der
bereits die ganze Ausbildung über begleitet hat. Diese Ausbildung erfolgt also in einer Praxis für Allgemeinmedizin.
Die jungen Ärzt/innen können während dieser Zeit im Spital angestellt bleiben, sind aber überwiegend
in der Allgemeinmedizinischen Praxis tätig. Während dieser Zeit erhalten sie das gleiche Gehalt wie andere
Turnusärzt/innen, die nicht am Pilotprojekt teilnehmen.
Enge Zusammenarbeit mit PMU sichert Qualität
Die Lehrärzt/innen stehen in ständigem Kontakt mit der PMU und arbeiten eng mit dem Institut für
Allgemeinmedizin zusammen. Das Institut evaluiert das Projekt auf Grundlage der Befragung der jungen Ärzt/innen
zu Ausbildungsqualität, Lehrpraxis und im Begleitseminar.
"Wenn jetzt die Verantwortlichen das Modellprojekt in seiner Zielsetzung und auch inhaltlich befürworten,
hoffe und erwarte ich, dass eine gemeinsame Finanzierung zum Wohle der Patientinnen und Patienten gefunden wird.
Allgemeinmediziner/innen sind für die Gesundheitsversorgung unverzichtbar, weil sie eine zentrale Rolle für
alle gesundheitsbezogenen Bedürfnisse der Salzburgerinnen und Salzburger innehaben", so Landesrätin
Cornelia Schmidjell abschließend.
Derzeitige Turnusausbildung in Österreich
Für die Ausbildung zur/zum Allgemeinmediziner/in ist nach Beendigung der universitären Ausbildung der
dreijährige Turnus zu absolvieren. Beim Turnus sind verschiedene Sonderfächer und die Allgemeinmedizin
in vorgegebener Mindestausbildungsdauer zu absolvieren:
- sechs Monate Allgemeinmedizin
- vier Monate Chirurgie oder jeweils zwei Monate Chirurgie und Unfallchirurgie
- vier Monate Frauenheilkunde und Geburtshilfe, davon mindestens zwei Monate Geburtshilfe
- zwei Monate Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
- zwei Monate Haut- und Geschlechtskrankheiten
- zwölf Monate Innere Medizin
- vier Monate Kinder- und Jugendheilkunde
- zwei Monate Neurologie oder Psychiatrie
Die Ausbildungsinhalte werden in einer Verordnung der Ärztekammer festgelegt. Die Ausbildung wird mit einer
Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin und der Erlangung des ius practicandi zum Arzt für Allgemeinmedizin
abgeschlossen. Grundsätzlich kann die Ausbildung in Allgemeinmedizin in Lehrpraxen, Lehrgruppenpraxen, Lehrambulatorien
und in Ambulanzen anerkannter Krankenanstalten absolviert werden. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit 241 Allgemeinmediziner/innen
im niedergelassenen Bereich.
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