Wien (allianz) - Rund 60 Menschen sterben alljährlich auf Österreichs Straßen nur deswegen,
weil Autofahrer nicht bei der Sache waren. Eine aktuelle Ablenkungsstudie des Allianz Zentrum für Technik
zeigt: Mehr als 25 Prozent aller Autofahrer befassen sich am Steuer mit Tätigkeiten rund um Körper und
Kleidung. Ein Fünftel wechselt Kleidungsstücke, sieben Prozent aller Befragten rasieren oder schminken
sich während der Fahrt.
"Viele dieser Tätigkeiten und Blickabwendungen werden nicht als gefährlich angesehen und geschehen
oft sogar kaum bewusst, eher flüchtig nebenher. Das macht die Sache so gefährlich", kommentiert
Dr. Johann Oswald, Vorstandsmitglied der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der vom Allianz Zentrum
für Technik (AZT) durchgeführten Studie.
Schminken und Rasieren am Steuer
Mit dem eigenen Wagen mobil sein heißt heute oft, viele Alltagshandlungen in das Auto zu verlegen, die dort
aber nicht hingehören, wie zum Beispiel Schminken oder Rasieren beim Autofahren. Für die Unfallforscher
im AZT geht es dabei um mehr als Lippenstift oder Elektrorasierer. Unter dem englischen Stichwort "clothing
& body care" fassen die Experten eine Fülle an Tätigkeiten zusammen, die sie bei Autofahrern
beobachten. Schmuck oder Uhr anlegen, Kontrolle der Kleidung, Ordnen der Frisur, Betrachten von Hautunreinheiten
oder Zähnen, Nagelpflege, Wechseln der Brille, Auftragen von Sonnenschutzcreme, Einnehmen von Medikamenten,
Anlegen oder Ablegen der Krawatte, Wechsel in bequeme Schuhe. Vor allem auf dem Weg zur Arbeit ist der Fahralltag
von Tätigkeiten rund um die eigene Person begleitet. Fasst man die Antworten der Autofahrer in der jüngst
vorgestellten Allianz Studie zur Ablenkung am Steuer auf die Fragen nach "Make-up", "Rasieren",
"Kleiderwechsel", "Nagelpflege" und "Schmuck/Uhr an-, ablegen" zusammen, ergibt sich
ein Anteil von 27,5 Prozent, die das Vorkommen einer oder mehrerer dieser Aktivitäten während des Autofahrens
bestätigten.
Spieglein, Spieglein an der Hand ...
Viele Personen verkennen die Gefährlichkeit der häufigen Kontrollblicke in den Schmink- oder Rückspiegel.
Dabei haben Unfallforscher gemessen, dass diese Blicke mehrere Sekunden andauern können. Einer großen
US-Feldstudie (100 Car Study) gemäß wird während des Schminkens der Blick immer wieder kurz von
der Straße weggerichtet. "Das Schminken erfordert eine hohe Konzentration. Dadurch geht bis zu 40 Prozent
der Aufmerksamkeit für die Straße verloren, was das Unfallrisiko um das Dreifache erhöht",
erklärt Oswald. In der Allianz Studie gaben immerhin sieben Prozent aller Befragten zu, sich während
der Fahrt der Körperpflege bzw. dem Make-up oder dem Rasieren zu widmen. Solche Blicke, die mehr als der bloßen
Abstandskontrolle dienen, können länger dauern als manch ein Fahrer glaubt. Besonders hoch lag mit 20
Prozent der Anteil der Autofahrer, die beim Fahren auch Kleidungsstücke wechseln, an- oder ausziehen.
Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse, dass Ablenkungen am Steuer einen größeren Einfluss auf die
Unfallwahrscheinlichkeit im Straßenverkehr haben als allgemein angenommen. Das Problem "Ablenkung"
betrifft im Grunde alle Verkehrsteilnehmer, für Autofahrer ist es aber extrem gefährlich und oftmals
durch banale Ursachen bedingt. "Gut ein Drittel der ablenkungsbedingten Unfälle lässt sich aber
durch die Einhaltung einiger wesentlicher Regeln vermeiden", so Oswald abschließend.
Für die Sicherheitsstudie Ablenkung im Straßenverkehr führte das AZT gemeinsam mit den Instituten
Mensch-Verkehr-Umwelt und Makam Market Research eine Repräsentativerhebung unter Autofahrern in Deutschland,
Österreich und der Schweiz durch und analysierte den internationalen Forschungsstand. |