Innsbruck (universität) - Dem Fernziel, quantenoptische Experimente und Funktionen auf Halbleiterchips
zu integrieren, sind österreichische und kanadische Wissenschaftler um Prof. Gregor Weihs einen entscheidenden
Schritt näher gerückt. Sie haben im Labor erstmals eine praktikable Quelle für Photonenpaare in
einem Halbleiter realisiert.
Experimentalphysiker nutzen seit Jahren verschränkte Lichtteilchen (Photonen), um die rätselhaften Eigenschaften
der Quantenwelt zu ergründen. Für Anwendungen dieser Phänomene in der Quantenkryptographie oder
in Quantencomputern werden alltagstaugliche Quantentechnologien benötigt. Physiker träumen deshalb von
quantenoptischen Chips, in denen alle benötigen Funktionen auf kleinstem Raum untergebracht werden können.
Eine Gruppe um Prof. Gregor Weihs von der Universität Innsbruck und der Universität Waterloo hat gemeinsam
mit Forschern der Universität Toronto nun erstmals auf einem Halbleiterchip aus Gallium-Arsenid eine Quelle
für verschränkte Photonenpaare realisiert.
Nanostrukturen leiten Licht
Gallium-Arsenid ist ein gängiges Material für den Bau von Laserdioden. Es verfügt über
die von Quantenoptikern geschätzten nichtlinearen Eigenschaften, die vielfältige physikalische Phänomene
technologisch nutzbar machen. So lassen sich in dem Material auch Photonen aus einem Laser in Photonenpaare niedrigerer
Energie aufspalten. Diese in einem Halbleiter generierten Photonenpaare sind verschränkt, haben also einen
Quantenzustand gemeinsam. Für die praktische Nutzung der Verschränkung für die Informationsverarbeitung
stellt sich aber ein Problem. „Weil sich die Photonen des Lasers und die Photonenpaare mit unterschiedlicher Geschwindigkeit
durch das transparente Material fortbewegen, löschen sie sich meist gegenseitig aus“, erklärt Gregor
Weihs. „Die Ausbeute an Photonenpaaren ist deshalb äußerst gering.“ Der Idee von Forscherkollegen der
Universität Toronto folgend, haben Weihs und sein Team den Halbleiterchip deshalb wie einen Schichtkuchen
aufgebaut. Die einzelnen Schichten haben unterschiedliche Brechungsindizes, und ihre Dicke liegt im Nanometerbereich.
An den Schichtgrenzen kommt es zu Lichtreflexionen, die - richtig eingesetzt - die Photonen in gleicher Geschwindigkeit
durch das Material leiten und so die gegenseitige Auslöschung verhindern. Damit steigt die Effizienz der Photonenquelle
stark an.
Zukunft Quantenchip
Die exakte Herstellung der genau definierten Nanostrukturen ist freilich nicht einfach, so dass die Physiker
in ihrem Experiment noch hohe Leistungsverluste verzeichnen. „Der Effekt ist allerdings so effizient, dass wir
selbst unter diesen Voraussetzung ein sehr gutes Signal erhalten“, freut sich Quantenphysiker Weihs. Nun will er
mit seinem Team die Photonenquelle so weiterentwickeln, dass auch die Polarisation der Photonen verschränkt
werden kann. Diese Eigenschaft wird in der Quanteninformationsverarbeitung mit Photonen besonders oft gerne eingesetzt.
„Wir haben immer von einer solchen integrierten Photonenquelle geträumt, in die wir einen elektrischen Impuls
senden und am Ausgang verschränkte Photonen erhalten“, erzählt Gregor Weihs. „Damit werde ich in unseren
Experimenten die heute noch aufwändigen Aufbauten eines halben Labortisches ersetzen können.“ Am Ende
dieser Entwicklung könnten vollständig integrierte quantenoptische Bausteine stehen, die die Quanteninformationsverarbeitung
in Zukunft alltagstauglich machen.
Publikation: Monolithic Source of Photon Pairs. Rolf Horn, Payam Abolghasem, Bhavin J. Bijlani, Dongpeng Kang,
A. S. Helmy, and Gregor Weihs. Phys. Rev. Lett. 108, 153605 (2012) DOI: dx.doi.org/10.1103/PhysRevLett.108.153605 |