Vorläufiger Barkaufpreis 460 Millionen für 70-Prozent-Anteil
Wien (rzb) - Nach Erfüllung aller behördlichen Auflagen gab die Raiffeisen Bank
International AG (RBI) am 30.04. das formelle Closing der Akquisition eines 70-Prozent-Anteils an der polnischen
Polbank EFG S.A. (Polbank) bekannt. Ich freue mich sehr über das Gelingen dieser komplexen Transaktion. Mit
der Zusammenlegung der Polbank und der Raiffeisen Bank Polska werden wir eine starke Basis für ein breit diversifiziertes
Geschäft in einer der solidesten und am stärksten wachsenden Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa
haben, so Herbert Stepic, Vorstandsvorsitzender der RBI. Die kombinierte Bank wird gemessen am Kundenkreditvolumen
die größte Tochtergesellschaft der RBI sein. Nach Bilanzsumme bleibt die Raiffeisenbank in Russland
die größte Einheit der RBI.
Die fusionierte Bank wird als "Raiffeisen Polbank" auftreten und den exzellenten internationalen Ruf
der Finanzmarke Raiffeisen mit dem hohen lokalen Bekanntheitsgrad der Polbank vereinen. Vorstandsvorsitzender der
neuen Bank wird Piotr Czarnecki sein, derzeit Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank Polska S.A. (RBPL), während
Kazimierz Stanczak, derzeit Vorstandsvorsitzender der Polbank, die Funktion des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden
bekleiden wird. Die Akquisition wird die klare Ausrichtung der Polbank auf das Privatkundengeschäft mit der
starken Position der RBPL im Unternehmens- und KMU-Segment vereinen. Neben der ausgezeichneten geschäftlichen
Aufstellung werden nach der operativen Fusion deutliche Zuwächse im Einlagengeschäft aufgrund des ausgedehnten
Filialnetzes der Polbank sowie beträchtliche Kostensynergien erwartet.
Die Polbank umfasst das Bankennetzwerk, das von der EFG Eurobank Ergasias S.A. (Eurobank EFG) betrieben und im
Rahmen der Transaktion in eine eigenständige juristische Person mit polnischer Banklizenz umgewandelt wurde.
Die RBI zahlte beim Closing für den 70-Prozent-Anteil einen vorläufigen Barkaufpreis von 460 Millionen.
Das implizite Preis/Buchwertverhältnis für 100 Prozent beträgt 1,5 und kann sich auf Basis des Eigenkapitals
der Polbank gemäß Zwischenabschluss zum Zeitpunkt des Closings noch verringern. Die Berechnung inkludiert
bereits einen vereinbarten weiteren indirekten Preisnachlass von 30 Millionen.
Die Transaktionsstruktur sieht vor, dass die RBI in einem ersten Schritt einen 70-Prozent-Anteil an der Polbank
gegen eine vorläufige Kaufpreiszahlung von 460 Millionen in bar erwirbt. Unmittelbar danach werden Eurobank
EFG und die RBI in einem zweiten Schritt ihre entsprechenden Anteile (Eurobank EFG 30 Prozent und RBI 70 Prozent)
in die RBPL gegen die Gewährung neuer Aktien der RBPL einbringen. Gemäß dieser Transaktionsstruktur
wird die Eurobank EFG neben der RBI einen Anteil von 13 Prozent an der RBPL halten. Die legale Fusion von RBPL
und Polbank wird die Transaktion abschließen. Der Kaufpreis basiert auf einem garantierten Eigenkapital von
mindestens 400 Millionen für die Polbank und 750 Millionen für die RBPL. Beträge über dem
garantierten Eigenkapital werden 1:1, also ohne Aufschlag bezahlt. Zudem vereinbarten beide Parteien eine Put-Option
für die Eurobank EFG, die es dieser erlaubt, ihren Anteil an der fusionierten RBPL (einschließlich der
Polbank) jederzeit zu einer von der Geschäftsentwicklung abhängigen Bewertung, aber für mindestens
175 Millionen (zuzüglich Zinsen) an die RBI zu veräußern. Die RBI erhält eine entsprechende
Call-Option, die ab dem 31. März 2016 ausübbar sein wird. Die Eurobank EFG hat gegenüber der RBI
bereits angekündigt, dass sie beabsichtigt, ihre Option unmittelbar nach dem Closing auszuüben, womit
die RBI zur Alleinaktionärin der kombinierten Bank werden würde. Dieser Teil der Transaktion müsste
noch einem neuerlichen Genehmigungsprozess der EU-Wettbewerbsbehörden unterzogen werden.
Die Akquisition wird die Position der RBI in der größten Volkswirtschaft ihres Geschäftssegments
Zentraleuropa mit einem hohen Wachstumspotenzial deutlich stärken. Die kombinierte Einheit RBPL/Polbank wird
die sechstgrößte polnische Bank nach Kundenkrediten ( 10,6 Milliarden zum Jahresende 2011) sein und
mehr als 900.000 Kunden betreuen.
Es ist geplant, dass 15 Prozent der Aktien der kombinierten Bank ab spätestens Juni 2016 an der Warschauer
Börse notieren. Weiters soll die Aktie der RBI spätestens ab Juni 2018 zusätzlich zu ihrer Notierung
an der Wiener Börse in Polen gelistet sein.
Die Polbank wurde 2006 mit den Schwerpunkten Privatkunden und KMU gegründet. Ende 2011 verfügte sie über
ein landesweites Netzwerk von 322 Filialen und 2.935 Mitarbeitern, die mehr als 664.000 Kunden betreuten. Die Bilanzsumme
zum Jahresende 2011 betrug 5,88 Milliarden, wovon Forderungen an Kunden 5,23 Milliarden ausmachten. Trotz der
relativ kurzen Dauer ihrer Geschäftstätigkeit verfügt die Polbank über eine exzellente unterstützte
Markenbekanntheit von 74 Prozent. Die Polbank wird per 1. Mai 2012 in den RBI-Konzern konsolidiert. Erste konsolidierte
Zahlen werden bei der Veröffentlichung der RBI-Geschäftsergebnisse für das erste Halbjahr 2012 am
29. August verfügbar sein.
Die RBI trat mit der Gründung der RBPL 1991 in den polnischen Markt ein. Die Bilanzsumme der Gruppe in Polen
betrug zum Jahresende 2011 7,4 Milliarden. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte die RBI rund 3.200 Mitarbeiter
in 116 Filialen in Polen, die mehr als 246.000 Kunden betreuten. Die polnischen Einheiten der RBI erwirtschafteten
2011 einen Jahresüberschuss vor Steuern von 112 Millionen und einen Jahresüberschuss nach Steuern von
88 Millionen. |