Eine (zweite) Chance am Arbeitsmarkt   

erstellt am
26. 04. 12

Hundstorfer, Wehsely und Landau zu Herausforderungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
Wien (rk) - "Trotz der an sich erfreulichen Tatsache, dass Österreich die geringste Arbeitslosenquote in Europa zu verzeichnen hat, darf man nicht übersehen, dass wir in Österreich mit einer strukturellen Erwerbslosigkeit zu kämpfen haben, die auch nach der Überwindung der Wirtschaftskrise nicht zur Gänze verschwinden wird", unterstreicht Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, anlässlich der vierten Jobmeile in Wien, bei der rund 30 verschiedene Trägereinrichtungen, unter anderem AMS, WAFF und MA 40, Beschäftigungsprojekte und Beratungsangebote für langzeitarbeitslose Frauen und Männer präsentierten. Insgesamt waren im März rund 332.200 Menschen beim AMS als erwerbslos vorgemerkt oder befanden sich in Schulung. In der öffentlichen Diskussion wird oft vernachlässigt, dass die Probleme die sich aus Erwerbslosigkeit ergeben, nicht nur Angelegenheit der Betroffenen sind. Auch ihre Angehörigen haben ein erhöhtes Risiko, von Einkommensarmut betroffen zu sein - umso höher, je länger die Erwerbslosigkeit andauert. "Es ist leider verbreitet, die Schuld bei den Betroffenen selbst zu suchen." Landau wünscht sich in diesem Zusammenhang ein Maßnahmenpaket, das Antworten auf die Verteilung der verfügbaren Arbeit gibt, keine Tabus im Sprechen über vermögensbezogene Steuern sowie Investitionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen und den Ausbau von Projekten für langzeiterwerbslose Menschen.

"Langzeitarbeitslosigkeit stellt für die Arbeitsmarktpolitik immer eine große Herausforderung dar und ist mir ein besonderes Anliegen. Vor allem gesundheitliche Einschränkungen und niedrige Qualifikation sind die größten Risken dafür, dauerhaft seine Erwerbsarbeit zu verlieren", so Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Eingliederungsbeihilfen, sozialökonomische Betriebe und Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte sind wichtige Instrumente, um Menschen nach langer Arbeitslosigkeit wieder eine Chance zu geben. Im Jahr 2011 haben wir daher in das Segment sozialökonomische Betriebe und Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte rund 190 Millionen Euro investiert und es konnten in diesen Projekten immerhin 27.000 ausgrenzungsgefährdete Menschen beschäftigt werden. "Der Weg raus aus der Langzeitarbeitslosigkeit ist meistens schwierig, wir sind daher sehr darum bemüht, Langzeitarbeitslosigkeit gar nicht entstehen zu lassen. Daher hat die Bundesregierung auch vor allem während der Wirtschaftskrise die Qualifizierungsmaßnahmen intensiviert. Mit dem Präventionsprogramm Fit2Work soll verhindert werden, dass Arbeitnehmer dauerhaft krank und dadurch arbeitsunfähig werden ", so der Minister. "Wir werden weiterhin einen großen Schwerpunkt in unserer aktiven Arbeitsmarktpolitik auf die Vermeidung und Behebung von Langzeitarbeitslosigkeit legen", versprach Hundstorfer.

Ein "Sprungbrett in die Beschäftigung" wurde in Wien schon vor der Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung gelegt, indem eine Reihe von Arbeitsprojekten für die Gruppe der erwerbsfähigen Sozialhilfe-EmpfängerInnen etabliert wurde. In Wien waren laut AMS im vergangenen Monat 80.282 Menschen als arbeitslos gemeldet. Hinzu kommen mehr als 22.949 Personen, die sich in Schulungen befanden. Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit und Soziales: "Die Bedarfsorientierte Mindestsicherung hat das österreichische Sozialwesen um viele Schritte vorwärts gebracht. Früher waren SozialhilfebezieherInnen keine Zielgruppe für das Arbeitsmarktservice. Das haben wir mit der Einführung der Mindestsicherung geändert. Mit Erfolg: Die Zahl der Menschen, die ausschließlich von Mindestsicherung leben, lag 2011 bei 12.313 und im Jahr davor um 16,6 Prozent höher. Selbst vor fünf Jahren, 2007, lebten mehr Menschen, nämlich 12.575, ausschließlich von der Sozialhilfe. Das ist ganz klar ein Erfolg der Mindestsicherung und der damit verbundenen Arbeitsmarktmaßnahmen, weil diese Gruppe erstmals ganz gezielt an den Arbeitsmarkt herangeführt wird."

Neben den wichtigen Angeboten, die von der Stadt Wien und der Caritas gemeinsam geschaffen wurden, unterstrich Wehsely die Bedeutung von Step2Job, einem Projekt, das besonders auf arbeitsmarktferne Zielgruppen zugeschnitten wurde. Step2Job arbeitet mit Qualifizierungsmaßnahmen und sozialen Unterstützungen wie Schuldnerberatung oder psychologischer Beratung. Seit Einführung der Mindestsicherung im September 2010 bis Ende des ersten Quartals 2012 sind in das Projekt 6.340 Personen eingetreten. Davon haben 2.640 (41,6 Prozent) MindestsicherungsbezieherInnen eine Schulung begonnen. 1.780 (28,1 Prozent) Personen konnten einen Job antreten, bei den 18-bis 21-Jährigen sogar über 33 Prozent). Mehr als die Hälfte dieser Menschen sind bereits mehr als drei Monate in Beschäftigung.

Caritas-Angebot für langzeitarbeitslose Menschen
Die Caritas der Erzdiözese Wien engagiert sich seit über 20 Jahren gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice und der Stadt Wien im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik für langzeitarbeitslose Frauen und Männer. Das Angebot umfasst acht Jobprojekte mit insgesamt 340 Arbeitsplätzen für Menschen, die am regulären Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Zu den Projekten zählen unter anderem das Restaurant Inigo, das heuer sein 20-jähriges Jubiläum feiert oder das Projekt markt_platz, ein niederschwelliges und gemeinwesenorientiertes Beschäftigungsangebot am Yppenplatz. Vorrangiges Ziel aller Maßnahmen ist es, die Angebote auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der TeilnehmerInnen abzustimmen.
     
zurück