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Ministertagung zum Bologna-Prozess |
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Kommission betont zentrale Bedeutung der Hochschulreformen für Wachstum und Beschäftigung Brüssel (ec.europa) - Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, hat angesichts der Krise und der steigenden Jugendarbeitslosigkeit an die Mitgliedstaaten appelliert, dringend ihre Hochschulsysteme zu modernisieren und Hindernisse für einen funktionierenden Europäischen Hochschulraum zu beseitigen. In ihrem Redebeitrag auf der alle zwei Jahre im Rahmen des Bologna-Prozesses stattfindenden Ministertagung betonte Vassiliou in Bukarest (Rumänien), dass dringender Handlungsbedarf besteht, um Wachstum und Beschäftigung in Europa voranzubringen. „Der Europäische Hochschulraum hat zweifellos für beträchtliche Fortschritte bei der Annäherung der verschiedenen nationalen Systeme gesorgt. Doch wir müssen noch mehr tun: Die Hochschulbildung sollte im Zentrum unserer Bemühungen zur Bewältigung der Krise stehen, da sie die Chancen unserer jungen Menschen verbessert“, erklärte die Kommissarin. „Deshalb muss Europa Reformen umsetzen, die das Potenzial der Hochschulen als Instrument zur Gestaltung unserer Zukunft voll erschließen. Unser Ziel ist ein funktionierender Europäischer Hochschulraum, in dem eine erstklassige Bildung und arbeitsmarktrelevante Kompetenzen vermittelt werden, der Innovationen stimuliert und in dem akademische Qualifikationen reibungslos anerkannt werden.“ „Diese Ziele lassen sich nur erreichen, wenn Mittel in ausreichender Höhe bereitgestellt werden, damit die Hochschulbildung einen nachhaltigen Beitrag zu Wohlstand und sozialem Fortschritt leisten kann“, ergänzte Vassiliou. Am 26. und 27.04. kommen die für die Hochschulbildung zuständigen Minister aus 47 europäischen Ländern1 in Bukarest zusammen, um Reformen zur Schaffung eines modernisierten, offenen Europäischen Hochschulraums zu vereinbaren. Angesichts der Wirtschaftskrise und ihrer sozialen Auswirkungen haben die Minister vereinbart, dass sich die Reformen auf die noch nicht voll ausgeschöpfte Kapazität der Hochschulbildung zur Steigerung von Wachstum und Beschäftigungsfähigkeit konzentrieren sollten. Dies ist auch eine der Schlüsselbotschaften der Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen, die die Kommission im September 2011 angenommen hat (siehe IP/11/1043). Zudem wird am 25.04. ein Fortschrittsbericht zur Umsetzung der Reformen des Bologna-Prozesses veröffentlicht. Ministerkonferenz Auf der Ministerkonferenz werden die Prioritäten für die nächste Phase des Bologna-Prozesses (2012-2015) in den Ländern des Europäischen Hochschulraums festgelegt. Unter anderem soll die Bologna-Mobilitätsstrategie verabschiedet werden, die – im Einklang mit der im November 2011 angenommenen EU-Benchmark für die Mobilität von Studierenden – vorsieht, dass bis 2020 20 % der europäischen Hochschulabsolventen einen Teil ihres Studiums im Ausland absolvieren sollen. Parallel zur Konferenz findet auch das „Bologna Policy Forum“ statt, das sich an nicht dem Europäischen Hochschulraum angehörende Staaten richtet. Es verdeutlicht das weltweite Interesse an den Bologna-Reformen. Der Bologna-Prozess Ziel des Bologna-Prozesses ist die Schaffung eines Europäischen Hochschulraums mit einem breit gefächerten, transparenten Angebot an Studiengängen hoher Qualität sowie reibungslosen Anerkennungsverfahren. Seit seinen Anfängen im Jahr 1999 ist der Bologna-Prozess, in dem europäische Länder im Rahmen einer freiwilligen Zusammenarbeit gemeinsam Hochschulreformen vereinbaren und umsetzen, ein Beispiel für erfolgreiche europaweite Kooperation. Durch rein nationale Ansätze hätten sich die mit dem Prozess erzielten Fortschritte nicht verwirklichen lassen. Neben den 47 Teilnehmerländern ist auch die Europäische Kommission aktives Mitglied des Bologna-Prozesses. Im Zentrum der Bologna-Reformen standen vor allem die Einführung der dreistufigen Struktur für Hochschulabschlüsse (Bachelor, Master, Promotion), die Qualitätssicherung und die Anerkennung von Qualifikationen und Studienzeiten. Die dreistufige Abschlussstruktur hat bereits weite Verbreitung gefunden: In drei Vierteln der Länder des Europäischen Hochschulraums sind 70-90 % der Studierenden für Studiengänge eingeschrieben, die dem Bachelor- bzw. Master-System des Bologna-Prozesses entsprechen. Laut dem jüngsten mit Unterstützung der Europäischen Kommission erstellten Bericht zur Umsetzung des Bologna-Prozesses, der den Ministern in Bukarest vorgelegt wird, haben alle Länder erhebliche Veränderungen vorgenommen und damit die Entwicklung des Europäischen Hochschulraums vorangebracht. Angesichts der sinkenden öffentlichen Ausgaben für die Hochschulbildung sind die Fortschritte jedoch uneinheitlich, und es treten nach wie vor praktische Probleme auf. Immer noch brechen zu viele Studierende ihr Studium ab, oder es mangelt ihnen nach ihrem Abschluss an Beschäftigungsfähigkeit. Immer noch kommt es stellenweise zu Problemen bei der Anerkennung akademischer Qualifikationen in anderen Ländern, und die Hochschulen machen nur langsam Fortschritte dabei, ihre Bildungsangebote stärker auf die Bedürfnisse der Studierenden auszurichten und klar zu definieren, was die Absolventen nach dem Studium wissen und können sollten („Lernergebnisse“). Insgesamt wird das Potenzial der Hochschulbildung für die Steigerung des Wachstums noch nicht voll ausgeschöpft. Die stärkere Ausrichtung der Systeme auf die Studierenden wird im Bologna-Prozess mit einer Reihe von Instrumenten unterstützt. Mit dem Europäischen System zur Anrechnung von Studienleistungen (ECTS) können jedem Element eines Studiengangs Punkte („credits“) zugewiesen werden, die sich nach dem Arbeitsaufwand zur Erreichung des vorgegebenen Lernziels durch die Studierenden richten. Dadurch können sie in verschiedenen Studiengängen erworbene Punkte leichter akkumulieren, und der Heimathochschule wird die Anerkennung von im Ausland besuchten Lehrveranstaltungen erleichtert. Der „Diplomzusatz“ (Diploma Supplement), der dem Abschlusszeugnis beigefügt wird, ist eine standardisierte Beschreibung des absolvierten Studienganges, die das Verständnis der Qualifikation – unabhängig davon, in welchem Land sie erworben wurde – vereinfacht. Diese Instrumente werden immer intensiver genutzt, allerdings geschieht dies nicht immer systematisch und es bestehen nach wie vor Defizite. Außerdem treten immer noch Probleme bei der Anerkennung von Qualifikationen auf. Trotz Ratifizierung des Lissabonner Übereinkommens über die Anerkennung von Qualifikationen ist es einigen Ländern noch nicht gelungen, ihre Anerkennungsverfahren an die Vorgaben des Übereinkommens anzupassen. Bologna-Follow-up-Gruppe Die Europäische Kommission ist Mitglied der Follow-up-Gruppe für den Bologna-Prozess und wirkt in deren Arbeitsgruppen mit, sie unterstützt das Bologna-Sekretariat und das Bologna-Expertennetz und stellt Mittel für die Ministertagungen und für zahlreiche Berichte, Konferenzen und Seminare bereit. Viele Instrumente des Prozesses (beispielsweise ECTS) sind aus Erasmus, dem EU-Austauschprogramm für Studierende, hervorgegangen. Den Bericht über die Umsetzung und die Fortschritte bei den Bologna-Reformen für die Ministertagung haben Eurydice, Eurostat und Eurostudent mit Unterstützung der Kommission erstellt. Die Modernisierungsagenda der Kommission für die Hochschulbildung sieht fünf Schwerpunktbereiche für Reformen vor: Erhöhung der Zahl der Hochschulabsolventen (Erreichung des Europa-2020-Ziels, dem zufolge 40 % der jungen Menschen bis 2020 über einen Hochschulabschluss verfügen sollen); Steigerung von Qualität und Relevanz der Hochschulbildung, so dass sie den Anforderungen des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft besser gerecht wird; qualitative Verbesserung der Studierendenmobilität; Einbindung der Hochschulbildung in das Wissensdreieck aus Bildung, Forschung und Innovation; Verbesserung der Lenkungsmechanismen und der Finanzierung. Der Bologna-Prozess und die Modernisierungsagenda der Kommission verstärken sich somit gegenseitig. Ferner unterstützt die Kommission einen intensiveren Austausch zwischen den Ländern des Europäischen Hochschulraums und Drittländern aus der ganzen Welt. Hierfür hat sie das „Bologna Policy Forum“ mit auf den Weg gebracht, in dem die Minister des Europäischen Hochschulraums Fragen der Bildungspolitik mit Partnern aus der ganzen Welt erörtern. Das Forum findet parallel zur Bologna-Ministerkonferenz statt. Zudem unterstützt die EU 27 Nachbarländer beim Aufbau von Kapazitäten zur Modernisierung der Hochschulbildung und zur Anpassung ihrer Systeme an die Bologna-Anforderungen. Im Rahmen des Programms Tempus, das derzeit über ein Jahresbudget von ca. 90 Mio. EUR verfügt, wurden seit 1990 rund 4000 Kooperationsprojekte finanziert, an denen sich über 2000 Hochschulen aus der EU und ihren Partnerländern beteiligten. Ferner bietet das Programm Erasmus Mundus, Aushängeschild der EU im Bereich der weltweiten akademischen Zusammenarbeit, Studierenden aus allen Teilen der Welt Stipendien für gemeinsame Master- und Promotionsstudiengänge. |
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Informationen: http://www.ehea.info/ | ||
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