Die Hoffnung auf eine Finanztransaktionssteuer lebt
Wien (pk) - Eine Delegation des Ausschusses für Budget, Finanzen und Banken des rumänischen
Parlaments mit Ausschussobfrau Maria Eugenia Barna an der Spitze besuchte am 25.04. das Hohe Haus und traf mit
Abgeordnetenkollegen zu einem Gedankenaustausch über finanz- und budgetpolitische Themen zusammen. Der Obmannstellvertreter
des Budgetausschusses, Kurt Gartlehner, hieß die Gäste willkommen und leitete die Aussprache an der
auf österreichischer Seite auch Abgeordneter Roman Haider (F) teilnahm.
Abgeordneter Kurt Gartlehner (S) informierte die Gäste zunächst über Neuerungen im Rahmen der Haushaltsrechtsreform,
insbesondere über die Einführung einer verbindlichen mittelfristigen Budgetplanung mit Ausgabenobergrenzen,
an denen sich die jährlich zu beschließenden Budgets orientieren müssen. Dann ging es um aktuelle
Maßnahmen zur Reduzierung von Defizit und Staatsverschuldung, vor allem um das jüngst beschlossene Sparpaket
mit einnahmenseitigen Maßnahmen und Einsparungen in Verwaltung und Pensionssystem, wobei das Verhältnis
von Einnahmen und Ausgaben bei 50:50 liege. An dieser Stelle gab Abgeordneter Roman Haider (F) den rumänischen
Abgeordneten einen Einblick in die finanzpolitische Debatte in Österreich, indem er von einem "Belastungspaket"
für die Bürger sprach und den Standpunkt seiner Fraktion erläuterte, der darauf gerichtet sei, statt
Steuererhöhungen Einsparungen vorzunehmen, insbesondere bei den in Österreich überdurchschnittlich
hohen Subventionen.
Besonderes Interesse zeigten die rumänischen Abgeordneten an dem kürzlich mit der Schweiz unterzeichneten
Vertrag zur Besteuerung von Geldern, die Österreicher auf Schweizer Banken geparkt haben. Gartlehner und Haider
erläuterten die Details des Vertrags, der für Österreich einen einmaligen Abgeltungsbetrag von mindestens
1 Mrd. € und 25 % KESt für Gelder vorsieht, die auch künftig in der Schweiz bleiben. Es bestehe aber
Aussicht, dass das nunmehr legalisierte Geld wieder nach Österreich zurückfließt und hier in die
Realwirtschaft investiert wird. Diesen Vorteil sah auch Roman Haider, der den Vertrag mit der Schweiz aus grundsätzlichen
Überlegungen aber dennoch als eine "Amnestie für Steuerbetrüger" und als eine "Ohrfeige
für brave Steuerzahler" kritisierte. Für Abgeordneten Gartlehner überwogen hingegen die Vorteile
des Abkommens mit der Schweiz, er plädierte daher auch für ein Abkommen mit Liechtenstein und empfahl
auch den rumänischen KollegInnen eine ähnliche Vorgangsweise.
Einig zeigten sich die Gesprächspartner beim Thema Finanztransaktionssteuer. Kurt Gartlehner hielt es für
vernünftig, eine Steuer auf spekulative Transaktionen einzuführen, deren Tagessumme global das Volumen
der Realwirtschaft bereits um das 50 bis 60-fache übersteige. Eine geringe Besteuerung dieser Geschäfte
würde Milliardenbeträge für die Staatshaushalte bringen und die Spekulation verringern.
Schließlich informierten die österreichischen und rumänischen Finanz- und Budgetpolitiker einander
über Maßnahmen gegen die "graue Ökonomie" oder "Schattenwirtschaft". Bei diesem
Thema informierten Gartlehner und Haider über das Zusammenwirken von Finanz-, Innen- und Sozialressort beim
Kampf gegen den Abgaben- und Sozialbetrug.
Abschließend sprachen die rumänischen Gäste eine Einladung an ihre Gesprächspartner aus, Rumänien
zu besuchen, plädierten für eine weitere Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und wiesen
dabei auf die guten Rahmenbedingungen für österreichische Investitionen in Rumänien hin. |