Wien (rk) - Der wissenschaftliche Erforscher und Entdecker der Wiener Moderne,
Universitätsprofessor Carl E. Schorske, erhielt am 25.04. aus den Händen von Bürgermeister Michael
Häupl die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Wien. Sein Name ist an der Ehrenbürgertafel im Wiener Rathaus
eingemeißelt. An der würdigen Veranstaltung nahmen hochrangige Persönlichkeiten aus Wissenschaft
und Kultur teil. Die Laudatio hielt Universitätsprofessor Hubert Christian Ehalt.
Bürgermeister Häupl würdigte in seiner Begrüßung Prof. Schorske als DEN Historiker des
Wiener Fin de Siècle. Er erinnerte an die legendäre Ausstellung im Wiener Künstlerhaus "Traum
und Wirklichkeit", deren Inhalte auch wesentlich auf den Forschungen Schorskes basierten. Die hohe Auszeichnung
der Ehrenbürgerschaft sei eine besondere Danksagung der Stadt Wien an den Geehrten.
Univ.-Prof. Ehalt betonte, dass die Ehrenbürgerschaft eine seltene Auszeichnung, nur für spezielle Leistungen,
sei. Das im Jahr 1980 erschienene Buch von Schorske über die Wiener Moderne im Zeitraum zwischen 1870 und
1930, für das dieser den Pulitzer-Preis erhielt, bezeichnete er als "Ferment der Erneuerung". Schorskes
Forschungen rückten das bisherige Wien-Bild komplett in ein anderes Licht und widmeten sich nicht nur den
herausragenden Künstlern der Jahrhundertwende wie Klimt, Schiele, Mahler, Schnitzler, usw., sondern auch der
Wissenschaft und dem gesellschaftspolitischen Umfeld. Die wissenschaftliche Forschung Schorskes habe einen ungeheuren
Einfluss auf die Außenwirkung Wiens gehabt und sich sogar im Kunsthandel hinsichtlich der Bewertung der Kunst
des Fin de Siècle niedergeschlagen. Wien sei in der Folge als "Hauptstadt der Jahrhundertwende"
gesehen worden.
1994 hielt Schorske eine Wiener Vorlesung über Gustav Mahler und seine Zeit. Abschließend sprach Ehalt
Schorske den besonderen Dank der Wiener und internationalen Forscher für seine Leistungen aus.
Univ.-Prof. Carl E. Schorske wurde 1915 in New York geboren. Er studierte am Columbia College und
an der Harvard University. Als Professor für Kultur- und Ideengeschichte unterrichtete er u.a. an der University
of California at Berkeley und der Princeton University.
Mit seinem 1980 erschienenen Buch "Fin de Siècle Vienna. Politics and Culture" hat er ein Pionierwerk
über Wien um 1900 verfasst, für das er den Pulitzer-Preis erhielt. Dieses Buch avancierte zum wissenschaftlichen
Standardwerk und beeinflusste maßgeblich den Kulturtourismus nach Wien. Somit ist der wissenschaftlichen
Leistung Schorskes auch ein ökonomischer Gewinn für die Stadt Wien zu verdanken. Der Geehrte ist Träger
zahlreicher wissenschaftlicher und publizistischer Auszeichnungen. |