Thyssen-Bornemisza Art Contemporary im Aufbruch…    

erstellt am
24. 04. 12

Neue Ausstellungsräume im Augarten mit neuem Programmschwerpunkt
Wien (kunstnet) - Mit einem ambitionierten Programm feiert Thyssen-Bornemisza Art Contemporary ihr zehnjähriges Bestehen und die Eröffnung ihrer neuen Ausstellungsräume Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – Augarten am 29. Mai 2012, ab 19.00 Uhr im Wiener Augarten. Die Eröffnungsausstellung mit Simon Starling in Zusammenarbeit mit Superflex – Reprototypen, Triangulationen und Testverfahren zeigt zentrale Werke der Künstler aus der international renommierten Sammlung zeitgenössischer Kunst der TBA21, sowie erstmals in Wien präsentierte neue Arbeiten.

Die Performance-Reihe Ephemeropterae˜ erkundet die reiche Tradition und die vielfältigen Ent­wicklungen im Bereich des gesprochenen (und vertonten) Wortes. Die ephemeren Formen von Erzählung, Lyrik, Dichtung und Musik stehen dabei im Mittelpunkt. Über den gesamten Sommer hinweg wird der Augarten zu einer lebhaften Bühne für Kunst und Gastfreundschaft (Eröffnung und Performances am 1. Juni 2012 ab 17.00 Uhr).

TBA21 im Augarten – Die Sammlung öffnen
Im Rahmen einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Belvedere verwandelt sich das Augarten Atelier ab Sommer 2012 für einen verlängerbaren Zeitraum von vier Jahren zum institutionellen Labor und Ausstellungsraum der TBA21. TBA21 im Augarten soll Schauplatz aufregender Neuanfänge werden, ein Ort für Kunst, Kreativität und Design sowie einen Raum für Dialog und Unterhaltung schaffen. Es ist ein Anliegen, an diesem außergewöhnlichen Ausstellungsort eine vielseitige und aktive Beziehung zum Publikum herzustellen, sowohl lokal, als auch international, und dabei einen neuen Knotenpunkt in Wien entstehen zu lassen.

Am Rande des Augarten Parks gelegen, wurde das Atelier Augarten ursprünglich als Atelier, Werkstatt und Wohnraum des Bildhauers Gustinus Ambrosi in den 1950er Jahren errichtet. Als Arbeitsräume eines Bildhauers konzipiert, eignen sich die Räumlichkeiten nicht nur zur Präsentation plastischer und installativer Arbeiten, sondern verkörpern zudem eine intime, konzentrierte und persönliche Atmosphäre.

Die geplanten monografischen Ausstellungen der TBA21 im Augarten sind so angelegt, dass sie spezifisch auf den Ort eingehen, seinen (geschichtlichen) Kontext und den seines ehemaligen Bewohners aktivieren und mitunter kritisch beleuchten. Zentrale Einzelpositionen der Sammlung werden gegebenenfalls experimentell in dialogische Kontexte gesetzt. Die auf Recherche und Wissensproduktion basierenden Präsentationen entfalten dabei die weitreichenden Bestände der internationalen Sammlung der Stiftung. Künstler und Künstlerinnen sind eingeladen, ihre eigenen Archive von Arbeiten, Dokumenten und Materialien zu erforschen und Präsentationsformen zu entwickeln, die Zwischenräume und Neuformulierungen entstehen lassen, resonanzartige Beziehungen zwischen einzelnen Arbeiten aufgreifen, aber auch neue Arbeiten zu schaffen. Jene Produktionen ermöglichen es, das Archiv zu reaktivieren und sind gleichzeitig Ausdruck der von TBA21 favorisierten Arbeitsmethodik: der Kommissionierung neuer Werke.

Simon Starling in Zusammenarbeit mit Superflex
Reprototypen, Triangulationen und Testverfahren
Eröffnungsfeier am 29. Mai 2012, ab 19.00 Uhr
Ausstellung 30. Mai – 23. September 2012

Turner-Preisträger Simon Starling (*1967) eröffnet in Zusammenarbeit mit dem dänischen Künstlerkollektiv Superflex die neuen Räume im Augarten mit einer Präsentation von Werken aus der TBA21 Sammlung, sowie mit neuen, erstmals in Wien gezeigten Arbeiten. Starlings weitreichendes künstlerisches Oeuvre thematisiert fluktuierende Zustände, in denen Objekte, Geschichte(n), Erzählungen und Topographien in freigelegte oder persönlich etablierte Beziehun­gen gestellt, verarbeitet und verwoben werden. Mit dem kühlen Instinkt eines Forschers und einer assoziativen Disposition ausgestattet, erschafft oder rekonstruiert er Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Orten, kulturellen Praktiken und historischen Umständen, und kreiert im Zuge dessen mäandernde Erzählungen, in denen seine exquisiten und oft von einem großen Sinn für Humor durchsetzen Objekte eine zentrale Rolle spielen.

Gewissenhafte (Selbst-)Experimente, praktische Testverfahren und akribische Forschungen stellen bevorzugte Methoden in Starlings Arbeiten dar. Reisen (in Raum und Zeit), Transporte und Erkundungen – oft in behelfsmäßigen Vehikeln und Fahrzeugen – sind nicht nur Chiffren von Mobilität und Zirkulation. Als durchlebte Expeditionen transportieren sie Verbindungen zwischen seiner Person, disparaten Orten und vergangenen und zukünftigen Ereignissen und Erfindungen. Resultat sind vielteilige Installationen, die technologische Apparaturen, Film, Fotografie, Objekte, Performance und Publikationen miteinbeziehen.

Mit einem geschärften und entschiedenen Interesse für historische und speziell wissenschafts­geschichtliche Fragestellungen impliziert Starling die unzeitigen Ereignisse der Gegenwart und deren Verwurzelung in zeitgeschichtlichen Zusammenhängen. Die im Rahmen der Ausstellung präsentierten Werke verstehen sich als Re-Prototypen – also als neuerschaffene und aktivierte Muster vergangener Erfindungen – und verdichten Starlings Untersuchungen und Ansätze zu ein­er Neudeutung exemplarischer Erzeugnisse der Moderne. Damit tritt er gegen die Musealisierung und Entkontextualisierung jener Artefakte ein, die nunmehr als obsolete und lediglich ästhetische Produkte und Werke zirkulieren, und fordert stattdessen neue spekulative Sichtweisen.

Die in Zusammenarbeit mit der dänischen Künstlergruppe Superflex konzipierte Arbeit Black Out zieht sich beispielweise durch den gesamten Ausstellungsraum und thematisiert den fast verges­senen Entwurf Poul Henningsens für eine Verdunklungsleuchte für den Kopenhagener Freizeit­park Tivoli von 1942. Die Arbeit fordert damit Kulturen des Urheberrechts und der Autorenschaft heraus, deren strikte Auslegung zuweilen Ideen und Erfindungen versteinern lassen.

Ephemeropterae˜
(Performer, Audience, Word, Spoken, Garden, Friday, Evening)
Performance-Reihe im Augarten, jeden Freitag von Juni bis September 2012
Eröffnung und große Sommerparty im Augarten am 1. Juni 2012, 17.00 – 22.00 Uhr, ab 17.00 Uhr: Picknick im Park, 18.00 Uhr: Ephemeropterae˜ Performances, nach Sonnenuntergang: Sommergartenparty

Ephemeropterae˜ – entwickelt von Gastkurator Boris Ondreic(ka und Daniela Zyman – ist eine Serie von 15 performativen Veranstaltungen. Freitags zur Abenddämmerung verwandelt sich der Park zu einem Ort der Erforschung des gesprochenen Wortes: seinem Vermögen, Flüchtiges (Ephemeres), anscheinend Bedeutungsloses und Unvollkommenes auszudrücken; Geheimnisse zu lüften und die Kadenz und Prosodie der Stimme zu nutzen – mit ihren distinkten Variationen von Ton, Farbklang, Takt und Flexion.

Ephemeropterae˜ – die Bezeichnung für Insekten, die nur einen Tag leben – oszilliert zwischen Oral History, Erzählung, Dichtung und Musik (Sanskritverse, Sufi-Poesie, schamanische Lita-neien, Troubadoure und Trobairitz, Harlem und San Francisco Renaissances, Noigandres, Beatpoeten, Last Poets, Language Poets und mehr), Vorträgen, Kommentar, Wortschwall, Rede (von inneren Stimmen zu Nachrichten aus dem Jenseits), und nonverbaler Kommunikation.

Indem sie insgesamt undefinierbar bleibt und die Zuschauer direkt anspricht und einbindet, bietet die Serie verschiedenste Herangehensweisen an die Natur und Erfahrbarkeit von mündlicher Praxis, die die Wurzel jeder Kultur und Gesellschaft darstellt. Im 21. Jahrhundert erfindet sich das gesprochene Wort vollkommen neu und offenbart sich dabei als konsistentester und fruchtbarer Schauplatz zeitgenössischer Kultur.
     
Informationen: http://www.tba21.org/    
     
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