Holzkonjunktur verliert 2012 an Schwung   

erstellt am
04. 05. 12

Produktion wächst 2011 um 7 Prozent, Branchenumsatz legt um 9 Prozent zu und erreicht Vorkrisenniveau
Wien (ba) - Die Holzverarbeitung hat die Krisenjahre nicht unbeschadet aber ohne tiefe Kerben überstanden und damit neuerlich ihre Konkurrenzfähigkeit unter Beweis gestellt. 2011 waren überdurchschnittlich gute Ergebnisse möglich, wobei die Produktionsleistung der Branche um 7 Prozent und der Umsatz um 9 Prozent gestiegen sind. Mit 7,6 Milliarden Euro hat der Branchenumsatz sein Vorkrisenniveau wieder erreicht. 2012 verliert Österreichs Holzverarbeitung jedoch wieder erheblich an Dynamik. Das ist das wesentliche Ergebnis des aktuellen Branchenberichts der Bank Austria Ökonomen.

Maßgeblich für die gedämpften Erwartungen zur Branchenkonjunktur 2012 ist die starke Abhängigkeit der Holzwirtschaft von der in- und ausländischen Baunachfrage. „Die Nachfrage nach Produkten der Säge- und Plattenindustrie in Österreich wird zwar von einer leichten Belebung des Wohnungsneubaus im Inland profitieren. Zudem wächst der deutsche Wohnbau nach 2011 auch 2012 voraussichtlich wieder im zweistelligen Bereich. Gleichzeitig muss aber mit deutlichen Nachfrageausfällen in einzelnen, wichtigen Exportmärkten gerechnet werden – vor allem in Italien und Tschechien“, analysiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Bis 2014 wird von der Euroconstruct ein Rückgang der Wohnungsfertigstellungen in Italien und Tschechien von jeweils rund 16 Prozent prognostiziert. Italien war 2011 immerhin das Ziel von 32 Prozent der heimischen Holz- und Holzwarenexporte (im Wert von 1,2 Milliarden Euro von insgesamt 3,9 Milliarden Euro). Nach Tschechien wurden 3 Prozent der Export geliefert. In Summe können Österreichs Holzverarbeiter die Nachfrageausfälle 2012 zwar auffangen, aber keine nennenswerten Zuwächse erwarten.

Bank Austria Ökonom Wolf: „Die Branche ist konkurrenzfähig, wie der seit zwei Jahrzehnten fast kontinuierlich wachsende Exportüberschuss mit Schnittholz und Holzwaren eindrucksvoll beweist –. 2011 waren das immerhin 2,3 Milliarden Euro“. Basis der erfreulichen Entwicklung waren die erfolgreiche Restrukturierung und erhebliche Produktivitätsgewinne. Gemessen an der Wertschöpfung in Relation zum Personalaufwand liegt das Produktivitätsniveau der österreichischen Holzverarbeitung um rund 10 Prozent über dem EU-27-Durchschnitt.

Anfang 2012 war die Holzkonjunktur zwar noch stabil aber bereits ohne Dynamik – signalisiert durch die Preisentwicklung. Nachdem der Preisanstieg im Verlauf von 2011 kontinuierlich schwächer wurde – im Jahresdurchschnitt wurde Nadelrundholz um rund 12 Prozent teurer, Faser- und Schleifholz sogar um durchschnittlich 20 Prozent – sind die Holzpreise im Jänner und Februar 2012 im Vergleich zu den Vormonaten gleichgeblieben. Die Großhandelspreise für Holz und Holzhalbwaren sind leicht gesunken. „Im weiteren Jahresverlauf werden die Holzpreise vermutlich nur mehr leicht nachgeben, wobei die anhaltend lebhafte Nachfrage nach Energieholz das Preisniveau stützt“, sagt Branchenanalyst Günter Wolf.

Langfristig wird Holz teurer, vor allem weil die Nachfrage nach Energieholz kontinuierlich wächst und die Holznutzung in österreichischen Wäldern nur wenig ausgedehnt werden kann. Trotz des Waldreichtums des Landes und der hohen Holzvorräte muss Holz importiert werden: Zusätzlich zu den 12,5 Millionen Festmetern aus heimischen Wäldern wurden 2010 6,7 Millionen Festmeter Nadelrundholz importiert. Maßgeblich sind das längst hohe Einschlagvolumen und die hohe Spezialisierung der forstnahen Branchen. Österreich ist sechstgrößter Nadelholzerzeuger der EU mit doppelt so hohen Anteilen der Forstwirtschaft und der Holzverarbeitung an der Wirtschaftsleistung (in nominellen Werten 0,4 Prozent respektive 1 Prozent).

Bank Austria Branchenanalyst Wolf: „Aufgrund der Nachhaltigkeit und des relativ günstigen Rohstoffpreises Holz sind die Perspektiven der Holzverarbeitung grundsätzlich positiv. Die Nachfrage nach Holzprodukten wird in den nächsten Jahren europaweit zunehmen – wenn auch mit abnehmendem Tempo. Treibende Kräfte sind die klimapolitischen Zielsetzungen ebenso wie das in vielen Ländern noch hohe, brach liegende Nachfragepotenzial.“ Im aktuellen UN Forest Sector Outlook wird ein Zuwachs des Verbrauchs an Schnittholz und holzbasierter Platten in Österreich von insgesamt 7 Prozent von 2010 bis 2030 prognostiziert, was in etwa dem Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum entspricht. Im europäischen Durchschnitt wächst der Verbrauch gleichzeitig um 12 Prozent und damit deutlich rascher als die
Bevölkerung.

Jeder EU-Bürger und jede EU-Bürgerin konsumieren pro Jahr rechnerisch 0,3 Kubikmeter
Sägeprodukte und Platten auf Holzbasis. In Zukunft werden Länder mit einem relativ niedrigem Holzverbrauch, in Westeuropa zählen dazu Großbritannien, Italien oder Spanien, vermutlich nie an das Verbrauchsniveau Finnlands, Schwedens oder Österreichs von mehr als 0,8 Kubikmeter Pro-Kopf aufschließen, da sie entweder keine nennenswerten Holzvorräte haben und/oder keine Holzbautradition und konkurrenzfähige Holzindustrie. Hingegen wird der Verbrauch in Osteuropa zulegen und, parallel dazu, auch die Holzindustrie in der Region wesentlich an Bedeutung
gewinnen, vor allem in den Ländern mit hohen Holzvorräten wie etwa Rumänien und Russland.
     
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