Scheunpflug: Kultur der Anerkennung wirkt sich positiv auf SchülerInnen aus   

erstellt am
04. 05. 12

In Wien wurde der internationale Kongress "Kultur der Anerkennung" eröffnet
Wien (epdö) - Der internationale Kongress "Kultur der Anerkennung. Diversität - Würde – Gerechtigkeit", veranstaltet von der Initiative "Lebenswerte Schule", wurde am 03.05. an der Universität Wien eröffnet. PädagogInnen aus mehreren europäischen Ländern und unterschiedlicher Konfessionen sind nach Wien gekommen, um über den Wert von Anerkennung im System Schule zu lernen, zu diskutieren und sich darüber auszutauschen.

"Anerkennung wagen", dazu rief die Eröffnungsrednerin Annette Scheunpflug, Erziehungswissenschafterin an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen auf. Historisch gesehen stand zu Beginn der modernen Schule die Gleichheit. Der Grundgedanke des Pädagogen und Theologen Johann Amos Comenius, wonach alle Schüler von Natur aus gleich seien und einem gleichen Ziel zustrebten, habe erst die moderne Schule ermöglicht und die Ständeschule überwunden. "Ab da stand die Leistung im Mittelpunkt und nicht mehr die Herkunft", so Scheunpflug. Insofern sei der Gleichheitsgedanke auch konstitutiv für Schule. Diese Homogenität fände sich an Schulen aber heute nicht mehr, ist die Didaktikerin überzeugt. "Unsere Gesellschaft prämiert Individualisierung. In der Schule gibt es heute viel Individualität, etwa kulturelle, sprachliche und religiöse Vielfalt", erklärte Scheunpflug. Der Gleichheitsgedanke hätte auch die negative Kehrseite, dass nur ein geringer Blick auf die Lernbeteiligung der Schülerinnen und Schüler geworfen werde. Anerkennung hingegen bezeichne die Möglichkeit, sich mit seinen spezifischen Eigenschaften an Lernprozessen und deren Gestaltung von Schule beteiligen zu können.

Eine Schule, in der Schülerinnen und Schüler Anerkennung erfahren würden, hätte positive Auswirkungen auf das Lernverhalten und das Selbstwertgefühl, führte Scheunpflug aus. Anerkennung zeige sich dabei etwa in den Unterrichtsthemen, die einen Bezug zum Leben der Kinder und Jugendlichen haben sollten, aber etwa auch in den Unterrichtsstrukturen. "Anerkennung zeigt sich aber auch im Kommunikationsstil, in der Art und Weise außerunterrichtlichen Angebots oder in Form symbolischer Handlungen. Welche religiösen Feste werden an der Schule gefeiert? Werden Erfolge von Schülerinnen und Schüler durch die Schule gewürdigt?"

Anerkennung auf allen Ebenen habe jedenfalls positive Auswirkungen auf die Schulkultur und all jene Menschen, die in der Schule lernen und arbeiten, unterstrich Scheunpflug. Bei Schülerinnen und Schülern würden dadurch das Selbstwertgefühl und die impliziten Fähigkeiten gestärkt, Interessen gefördert sowie die Präferenz für Kooperation und besserer Umgang mit Misserfolgen verstärkt. "Und bei Lehrerinnen und Lehrern kommt es zu mehr Zufriedenheit mit dem Beruf!"

"Eine Schulkultur der Anerkennung zielt auf Würdigung von Leistung, sie prägt das Unterrichtsgeschehen, die Haltung, die Gestaltung des Schullebens und die Kommunikation, die auch mit Konflikten belastet sein kann", sagte Thomas Krobath, Vize-Rektor an der KPH Wien/Krems in seiner Begrüßung. Gerade auch an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule sei das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Konfession, Selbstverständnisse und Zuschreibungen nicht immer einfach. Man versuche aber, Unterschiede stets auszubalancieren.

Der Kongress dauert bis zum 4. Mai. Die Initiative "Lebenswerte Schule" wird von den theologischen Fakultäten der Universität Wien sowie der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems getragen.
     
Informationen: http://www.evang.at    
     
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