Wunderliches Kirchenland   

erstellt am
02. 05. 12

Neuer Grenzfall auf www.salzburg.at führt zu verbotenen und friedensstiftenden Bergkirchen und einer kinderreichen Pfarrerin
Salzburg (lk) - Ein Gotteshaus, das keines sein sollte, Salzburger Kirchenbauer auf dem Kärntner Nassfeld und eine sechsfache Mutter als Salzburger Pfarrerin in einer steirischen Diözese: Auch im Kirchlichen findet sich viel Grenzfälliges, wie aus einem neuen Grenzfall hervorgeht, der am 02.05 auf www.salzburg.at, der Plattform für die Europaregion, veröffentlicht wurde.

Matrei in Osttirol liegt bekanntlich im Nationalpark Hohe Tauern und ist Sitz der Tiroler Nationalparkverwaltung. Von 1212 bis 1805 waren jedoch die Salzburger Erzbischöfe Herren des Matreier Gebiets. Im nördlich gelegenen Gschlößtal wollten sich anno 1682 die Almbesitzer nicht mehr mit einem einfachen Almkreuz zufriedengeben und suchten untertänigst, wie es sich damals gehörte, bei der Salzburger Obrigkeit um eine Bauerlaubnis an. In Salzburg konnte man keinen Sinn an dem Kirchenbau auf knapp 1.700 Metern Seehöhe erkennen und ließ den Erzpriester von Gmünd im Liesertal eine Begutachtung verfassen. Er lehnte das Bauvorhaben mit der Begründung ab, dass wohl mehr Böses als Gutes geschehe, wenn Sennerinnen und Hirten sich abends zum Kirchgang träfen und prangerte das "liederliche" Leben der Almbewohner an. Das focht die Almleute nicht an, und sie finanzierten den Bau weitgehend aus eigener Tasche. Der rege Zuspruch an Kirchbesuchern überzeugte die Salzburger Behörden schließlich. Nun war es die Natur, die dem Kirchlein das Leben schwer machte. Zweimal riss eine Lawine das kleine Gebäude weg, bis man sich 1870 entschloss, das Gotteshaus in eine Felsenhöhle zu verlegen. Ein wenig hatte man mit einer Sprengladung nachgeholfen und praktischerweise die Raumgestaltung und die Natursteinfassade mit Türmchen dem Maurer- und Sprengmeister Ruprecht Unterhuber übertragen.

Salzburger Soldaten als Friedensapostel
Ebenfalls südlich des heutigen Bundeslandes Salzburg, jedoch auf Kärntner Gebiet befindet sich an der italienischen Grenze mit der Nassfeldkirche ein weiteres Kuriosum, das 1916 von den Salzburger Freiwilligen Schützen erbaut wurde. Der den Grenzübergang dominierende Bau steht auf der einzigen Stelle, an der die Grenze zu Italien über die Wasserscheide nach Süden reicht und die Kirche umschließt - eine erkämpfte Ausnahme im Vertrag von St. Germain. Die mit dem Kirchenbau verbundene Friedenshoffnung erfüllte sich ab 1948 als Schauplatz eines völkerübergreifenden Festes, des Nassfeldkirchtages, als Vision eines vereinten Europa. Heute selbstverständlich, damals eine Sensation, als 3.000 Besucher über eine offene Grenze wandelten. Jährlich findet dort auch ein internationales Soldatentreffen statt.

Pfarrerin mit sechs Kindern im "steirischen" Radstadt
Für die letzte Besonderheit dieses Grenzfall-Artikels wechseln wir von Kärnten in den Pongau und vom katholischen ins evangelische Bekenntnis. Seit 2012 betreut Susanne Lechner-Masser 650 Glaubensbrüder und -schwestern in der Pfarre Radstadt, die zur Diözese Steiermark gehört. Die aus Deutschland stammende Volksschulpädagogin ist zugleich Mutter von sechs Kindern.
     
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