Energielandschaft im Umbruch war Thema beim 31. EuRegio-Rat in Oberndorf
Salzburg (lk) - Das Thema "Energielandschaft im Umbruch - kommunale Entwicklungsmöglich-
keiten" stand kürzlich beim 31. EuRegio-Rat in Oberndorf bei Salzburg im Mittelpunkt. Die Gemeinden und
Regionen können und müssen bei der Umstellung von fossilen Brennstoffen und Atomstrom auf erneuerbare
Energien einen wichtigen Beitrag leisten, stellte Landrat Georg Grabner, Präsident der EuRegio Salzburg -
Berchtesgadener Land - Traunstein, fest.
"Energie einsparen ist der erste wichtige Schritt, wird aber alleine zu wenig sein. Wir müssen uns auch
Beispiele und modellhafte Vorgehensweisen aus der eigenen EuRegio sowie aus anderen Regionen ansehen, wenn es um
die Nutzung erneuerbarer Energieträger, um die intelligente Verknüpfung von Stromproduktion und individuellem
Verbrauch und um die Energieberatung für den Bürger geht", so Grabner vor etwa 50 Vertreterinnen
und Vertretern aus den Mitgliedsgemeinden und Ehrengästen.
Rolle und Aufgaben einer regionalen Energieagentur
Dr. Thorsten Böhm vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu eza aus Kempten beleuchtete die Rolle und Aufgaben
einer regionalen Energieagentur. Die eza wurde 1998 gegründet und hat derzeit 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Neben der Hauptaufgabe der Energieberatung für Privatpersonen zur Sanierung von Altbauten, zum Neubau oder
zur effizienten Energienutzung werden Bildungskurse zu unterschiedlichen Themen für Energieberater, Planer
oder Hausmeister ebenso angeboten wie etwa ein Energiemanagement, um den Energieverbrauch in Liegenschaften zu
reduzieren. Darüber hinaus werden Landkreise, Städte und Gemeinden bei der Erstellung und Umsetzung von
Klimaschutzkonzepten unterstützt und begleitet. Mittlerweile benötigt die eza nur noch fünf Prozent
ihres Kapitalbedarfs von den Anteilseignern, der Rest wird über Eigenbudget bestritten. Mit mehreren Partnern
in Vorarlberg wird zusätzlich an grenzüberschreitenden Projekten gearbeitet, wie etwa im Servicepaket
"Nachhaltig Bauen und Sanieren".
Angebot und Nachfrage bei Strom zusammenführen
Dipl.-Ing. Mag. Michael Strebl, Leiter des Bereiches Netze bei der Salzburg AG, informierte über ein Modellvorhaben
in der EuRegio-Gemeinde Köstendorf. Ausgehend von einem Zehn-Punkte-Programm der Salzburg AG zur Energiewende
in Salzburg werden dort gemeinsam mit der Bevölkerung "smart grids" aufgebaut. Smart grids sind
intelligente Netze, um das fluktuierende Stromangebot aus der Produktion bei erneuerbaren Energien mit der individuellen
Stromnachfrage zusammen zu führen. Ziel ist es, auf jedem zweiten Dach eine Fotovoltaikanlage und in jeder
zweiten Garage ein Elektroauto zu haben und ohne Komfortverlust für die Kunden Stromangebot und -nachfrage
in Einklang zu bringen. Eine Förderung erfolgt durch den Klima- und Energiefonds, das Land Salzburg und Electrodrive
Salzburg. Der Eigenanteil pro Teilnehmer/in beträgt 3.000 bis 5.000 Euro. Trotzdem ist das Interesse der Bevölkerung
sehr groß, alle verfügbaren Anlagen sind bereits vergeben.
Innovative Lösungen für Nutzung der Unteren Salzach
Dipl.-Ing. Herfried Harreiter von der Österreichisch-Bayerische Kraftwerke AG (ÖBK) stellte die aktuellen
Überlegungen seines Unternehmens zur Sanierung und energetischen Nutzung der Unteren Salzach mit innovativen
Lösungen vor. Die ÖBK, 1950 gegründet und je zur Hälfte im Besitz von E.ON und der österreichischen
Verbund AG, verfolgt das Ziel der energetischen Nutzung der Wasserkraft an den Grenzflüssen Inn, Salzach und
Saalach. Nachdem die Regulierung der Salzach zu massiven Eintiefungen mit drohendem und teilweise bereits erfolgtem
Sohldurchschlag führte, schlägt die ÖBK für das Tittmoninger und das Freilassinger Becken Maßnahmen
vor, die die Sanierung des Flusses und die Energienutzung kombinieren. Ein Querbauwerk mit beweglichen Erzeugungsmodulen
ist im Freilassinger Becken geplant. Neben einer sehr guten Umweltverträglichkeit ohne Stauhaltung ist auch
eine Radwegvernetzung zwischen bayerischer und Salzburger Seite integriert. Im Tittmoninger Becken könnte
ein Fließgewässerkraftwerk als Teil der wasserwirtschaftlichen Sanierung an bis zu drei Standorten realisiert
werden. Sowohl die Maßnahme im Freilassinger als auch die im Tittmoninger Becken würde den jährlichen
Strombedarf von jeweils zirka 25.000 Haushalten abdecken.
Grenzübergreifende Energieberatung in der EuRegio
In der anschließenden Diskussion zeigte sich große Zustimmung zu den vorgeschlagenen Möglichkeiten
der Energienutzung an der Salzach, ebenso wie zur Idee einer grenzübergreifenden Energieagentur und -beratung
in der EuRegio. Die Ergebnisse aus dem Modellprojekt in Köstendorf sollen bei einer nächsten EuRegio-Ratssitzung
im Frühjahr 2013 besprochen werden.
Bei der Vorstellung der Stadt Oberndorf betonte Oberndorfs Bürgermeister Peter Schröder insbesondere
die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der bayerischen Stadt Laufen als beispielgebend für
die EuRegio. Dies zeige sich in vielen Projekten wie etwa dem von der EU geförderten Europasteg. Bürgermeister
Hans-Jörg Birner lud die Versammlung des EuRegio-Rates zur Herbstsitzung 2012 in seine Gemeinde Kirchanschöring
im Landkreis Traunstein ein.
Aktives Jahr 2011 in der EuRegio
EuRegio-Geschäftsführer Steffen Rubach blickte auf ein aktives EuRegio-Geschäftsjahr 2011, in dem
es eine Fülle von Veranstaltungen gab, zurück - wie etwa die Berufs-Informations-Messe BIM, den Girls'
Day, den EuRegio-Dialog mit sechs Firmenbesuchen, den Mundartleseabend "bald hinum - bald herum", die
Fachtagung für Natur- und Umweltentwickelung oder die EuRegio-Chronistenseminare. Inhaltlich bildeten sich
etwa die Schwerpunkte Sicherheit mit der EuRegio-Kindersicherheitsolympiade und dem 2. EuRegio-Sicherheitssymposium
oder Bürgerschaftliches Engagement mit einer Fachveranstaltung in Traunstein und Exkursionen in drei EuRegio-Gemeinden
heraus. Ferner wurden zwei wichtige EuRegio-Projekte, nämlich die Machbarkeitsstudie EuRegio-Bahnen und der
Premiumwanderweg SalzAlpenSteig Chiemsee-Königssee-Hallstätter See erfolgreich zur EU-Förderung
über Interreg IV A Bayern/Österreich beantragt, so dass allein für diese beiden Projekte in den
kommenden Jahren etwa eine Million Euro an EU-Förderungen in die Region fließen werden.
Weiters beschloss der EuRegio-Rat einstimmig den vorgelegten Jahresabschluss für das Jahr 2011 mit Ausgaben
von rund 374.000 Euro. Diese Ausgaben werden im Wesentlichen über EU-Förderungen aus Interreg IV A, über
Kofinanzierungen der beiden Länder Salzburg und Bayern sowie über die Mitgliedsbeiträge der Gemeinden
finanziert. Bürgermeister Peter Schröder aus Oberndorf wurde zum neuen Rechnungsprüfer von Salzburger
Seite gewählt, da Bürgermeister Matthäus Maislinger aus Mattsee in den Ruhestand gegangen war. |