Zwölf Persönlichkeiten erhielten den Bürgerbrief
Graz (stadt) - Zwölf Grazer Persönlichkeiten dürfen sich seit 10.05. „Bürger
und Bürgerin der Stadt Graz" nennen. Im Rahmen einer Festsitzung bekamen sie aus den Händen von
Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl diese hohe Auszeichnung verliehen.
Eine Verleihung des Bürgerbriefs ist immer ein besonderer Tag im Rathaus. Viele VertreterInnen aus Wirtschaft,
Politik und Verwaltung, darunter der Ehrenbürger der Stadt Graz, Bürgermeister a.D. DI DDr. Alexander
Götz, die Ehrenringträger Prof. Mag. Ernst Christian Gerhold und Konsul Prof. DI Dr. Helmuth List, Bundeskanzler
a.D. Dr. Wolfgang Schüssel mit Gattin, Landtagsabgeordneter Eduard Hamedl (i.V. für Landeshauptmann-Stv.
Hermann Schützenhöfer) und der 2. Präsident des Stmk. Landtags, Franz Majecen sowie Magistratsdirektor
Mag. Martin Haidvogl, hatten sich im Gemeinderatssitzungssaal versammelt, um zwölf besondere Menschen zu ehren
und mit dem „Bürgerbrief" auszuzeichnen. Damit halten nun insgesamt 115 Persönlichkeiten von 268.000
GrazerInnen einen solchen in Händen.
Großes bürgerschaftliches Engagement
Nachdem die Grazer Festfanfare von Waldemar Bloch verklungen war, eröffnete Bürgermeister Mag.
Siegfried Nagl die Festsitzung: „Die Generation vor uns, für welche wir stellvertretend ganz besondere Menschen
heute auszeichnen dürfen, hat uns einen großartigen Staat aufgebaut und übergeben. Wir haben die
Aufgabe, dieses Erbe behutsam weiterzuentwickeln, damit wir die Chancen, die wir erhalten haben, auch unseren NachfolgerInnen
weitergeben können", so das Stadtoberhaupt. In einer Stadt wie Graz bedeute das, dass man die Stadttore
offen halte, um das Neue einzulassen und es dem Alten hinzuzufügen. Wie in kaum einer anderen Kommune gebe
es hier eine Besonderheit, nämlich ein großes ehrenamtliches, bürgerschaftliches Engagement. „Sie,
meine Damen und Herren, sind der lebendig Beweis dafür, dass sich Einsatz, Zivilcourage, ständiges Lernen
und die Arbeit mit und für Menschen auszahlt. Sie sind Vorbilder in unserer Stadt", freute sich Nagl,
folgenden Persönlichkeiten den Bürgerbrief überreichen zu dürfen:
- Dr. iur. Horst Bogner, Magistratsdirektor a.D.
- Emilie Deutsch, Widerstandskämpferin
- Johann Frühstück, Prokurist a.D.
- Univ.-Prof. Dr. phil. Stefan Karner, Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung
- DI Jörg Koßdorff, Intendant der Vereinigten Bühnen i.R.
- Univ.-Prof. Dr. phil. Elisabeth List
- Kathryn List, Präsidentin von AIMS Graz
- Pater Prior Matthias Meczywor, Ordensprior
- Melitta Ranner, Fremdenführerin
- o. Univ.-Prof. Arch. DI Karla Szyszkowitz-Kowalski
- Mag. iur. Margit (Maxie) Uray-Frick, Stadträtin a.D.
- DI Heinrich W. Weyringer, Gründer des Richard-Wagner-Forums
Hohe Ehrung
Stellvertretend für alle neuen BürgerInnen bedankte sich Historiker Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner bei
der Stadt für die „erwiesene hohe Ehrung". Zwar seien das Wirken und die Tätigkeiten der zwölf
sehr unterschiedlich, dennoch haben sie alle eines gemeinsam: Der Stadt Graz zu dienen, ihren Menschen und Einrichtungen.
Graz bietet für Karner dafür sehr viele und gute Voraussetzungen: eine weltoffene Atmosphäre und
ein reges, geistiges Klima. Der „grazer herbst", der Brückenschlag zu den südlichen und östlichen
Nachbarn über den „Eisernen Vorhang", die weithin gelungene Integration von über hundert Nationalitäten
in der Stadt und schließlich die Überwindung jener Wunden, die Krieg und NS-Regime geschlagen habe,
seien nur einige Beispiele dafür.
„Dass die Arbeiten von uns allen einmal von der Stadt so hoch bedacht würden, erfüllt uns mit großer
Dankbarkeit. Wir werden natürlich weiterarbeiten, um auch jene Ansprüche zu erfüllen, die bereits
vor 220 Jahren, 1792, von den „Bürgern der Stadt Graz" berichtet wurden: ‚Der Buerger in Graz ist willig,
lenksam und ein guter Patriot. Verschlagenheit, feiner Betrug, niedrige Gewinnsucht, Geldgierde, Filzigkeit, mißtrauische
Kaelte gegen Fremde, Hochmuth, Eigendaenkel und Schmaehsucht, sind weit von ihm entfernt. Er ist im Handel und
Wandel billig und gewissenhaft, vertraeglich gegen seinen Nachbarn, gegen den Fremden freundlich und gutmuethig.
Der Bürger denkt sowohl ueber religioese als politische Materien ziemlich richtig und hell", schmunzelte
der Historiker, dessen Rede zur Heiterkeit aller Anwesenden beitrug.
|