Mitterlehner: Neuer berufundfamilie-Index unterstützt Ausbau der Familienfreundlichkeit    

erstellt am
21. 05. 12

Familienfreundlichkeit bringt Unternehmen klare betriebswirtschaftliche Vorteile und hilft beim Anwerben von Fachkräften
Wien (bmwfj) - Wirtschafts- und Familienminister Reinhold Mitterlehner hat am 21.05. in einer Pressekonferenz den erstmals für Österreich erstellten berufundfamilie-Index präsentiert - eine repräsentative und wissenschaftlich fundierte Befragung zum betrieblichen Familienbewusstsein. "Eine familienbewusste Personalpolitik zahlt sich auch betriebswirtschaftlich nachhaltig aus. Familienfreundliche Unternehmen haben weniger Krankenstände und eine geringere Fluktuationsrate. Die Beschäftigten sind dort produktiver und motivierter als im Durchschnitt aller Unternehmen und kehren früher aus der Elternkarenz zurück", sagte Mitterlehner zu den Ergebnissen. "Österreichs Wirtschaft braucht 50.000 zusätzliche Fachkräfte. Neben Migration und Qualifizierung ist der Ausbau der Familienfreundlichkeit eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Fachkräftebedarf zu sichern. Durch eine leichtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf steigt die Erwerbsquote von Frauen mit Kindern", so Mitterlehner.

Österreichs Unternehmen haben die enorme Bedeutung des Themas erkannt: Im Schnitt erreichen sie auf dem berufundfamilie-Index einen Wert von 66,7 von 100 Punkten. Zum Vergleich: Deutschland erreichte bei der Untersuchung 2008 einen Wert von 63 Punkten, die Schweiz 2009 knapp 65 Punkte. Hierzulande gibt es aber in beide Richtungen "Ausreißer": 12,8 Prozent der Unternehmen zählen bei der Vereinbarkeit zu "Musterschülern", während 17,4 Prozent der Unternehmen hier unterdurchschnittlich sind. "Das zeigt den Handlungsbedarf und das Potenzial", so Mitterlehner.

Auf Basis der Erhebung wird daher künftig auf der Webseite www.berufundfamilie-index.at ein neues Selbstdiagnose-Instrument für Betriebe angeboten, dass vom Studienautor Helmut Schneider, Wissenschaftlicher Leiter am Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster und Berlin, erarbeitet wurde. Jedes Unternehmen kann damit in nur wenigen Minuten sein Familienbewusstsein mittels Fragebogen messen und in Relation zu vergleichbaren Firmen sehen, wie es hier "aufgestellt" ist. Zum Schluss erfolgt eine Analyse, in der Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt und weitere mögliche Maßnahmen empfohlen werden.
Vorteile durch Audit "berufundfamilie" und Ausbau bedarfsgerechter Kinderbetreuungsplätze

"Entscheidend ist eine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema. Darauf aufbauend kann jedes Unternehmen mit seinen Beschäftigten die passenden individuellen Maßnahmen erarbeiten", betont Mitterlehner, der darüber bereits beim Zukunftsforum "Familie & Wirtschaft" mit insgesamt rund 850 Wirtschaftstreibenden in den Bundesländern diskutiert hat. Daher unterstützt das Familienministerium vor allem die Teilnahme am Audit "berufundfamilie", einem Management-Instrument zur internen Erhebung und Verbesserung der Familienfreundlichkeit. Erfolgreiche Betriebe erhalten ein staatliches Gütezeichen. "Unser Ziel ist es, dass Familienfreundlichkeit in möglichst vielen Unternehmen als Unternehmensstrategie und Markenzeichen etabliert wird", so Mitterlehner.

Die aktuelle Untersuchung für den berufundfamilie-Index zeigt darüber hinaus, dass das Angebot an Betreuungsplätzen quantitativ und qualitativ forciert werden muss: Je besser ein Unternehmen das Kinderbetreuungsangebot in der Gemeinde des Standorts einschätzt, desto höher sind die erreichten Indexwerte. Im Rahmen der aktuellen Kinderbetreuungsoffensive des Bundes und der für Kinderbetreuung zuständigen Länder werden bis 2014 rund 20.000 zusätzliche Plätze mit adäquaten Öffnungszeiten entstehen. "Der Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige. Gleichzeitig unterstützen wir erstmals die flexible Ausweitung der Jahresöffnungszeiten", so Mitterlehner.

Die Erhebung für den berufundfamilie-Index im Detail
Der berufundfamilie-Index ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Messung des Familienbewusstseins. Für die repräsentative Erhebung wurden im Auftrag des Familienministeriums und der Familie & Beruf Management GmbH 411 Personalverantwortliche befragt. Sehr familienbewusste Unternehmen erreichen laut der Erhebung bei 15 verschiedenen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen signifikant bessere Werte als wenig familienbewusste Unternehmen. So sind zum Beispiel die krankheitsbedingten Fehltage von wenig familienbewussten Unternehmen um 19 Prozent höher als die durchschnittlichen krankheitsbedingten Fehltage aller Unternehmen. Sehr familienbewusste Unternehmen weisen hier eine um 23 Prozent niedrigere Quote auf. Ein ähnliches Ausmaß hat die Fluktuationsrate (plus 21 Prozent bzw. minus 10 Prozent). Weitere positive Wirkungen von Familienfreundlichkeit: eine um 12 Prozent höhere Mitarbeiterproduktivität, eine um elf Prozent höhere Mitarbeitermotivation und eine um neun Prozent geringere Elternkarenzdauer sowie ein um 17 Prozent höheres familienbewusstes Image als der Durchschnitt aller Unternehmen.
     
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