Innsbruck (universität) - Der Mikro- und Molekularbiologe Michael Blatzer erhielt den Preis der Prof.
Ernst Brandl-Stiftung, der besonders innovative Leistungen würdigt. Blatzer ist in einer Forschungsgruppe
am Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck tätig und wurde für seine wegweisenden Arbeiten
zum Virulenzfaktor eines krankheitserregenden Gießkannenschimmels geehrt. Die Entschlüsselung der Wirkungsweise
von Virulenzfaktoren ist für die Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten
von großer Bedeutung.
Der mit 4.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung, benannt nach dem Mitentdecker des
säurestabilen Penicillins, geht dieses Jahr an Mag.Mag.rer.nat. Michael Blatzer PhD. Die Verleihung fand am
15.05. in festlichem Rahmen im Rathaus Schwaz statt. Ausgezeichnet wurde Blatzer für seine wegweisenden Arbeiten
zur Entschlüsselung der Funktionen des Virulenzfaktors SrbA des krankheitserregenden Gießkannenschimmels
Aspergillus fumigatus. Besonders bei immungeschwächten PatientInnen stellt eine durch den Pilz ausgelöste
invasive Aspergillose eine gefährliche Infektion mit hoher Sterblichkeitsrate dar. Virulenzfaktoren werden
jene Eigenschaften eines Mikroorganismus genannt, die seine krankmachende Wirkung (Virulenz) bestimmen. Ihre Entschlüsselung
dient der Entwicklung neuer Strategien zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Die Erkenntnisse des Mikro-
und Molekularbiologen, der am Institut für Molekularbiologie des Biozentrums der Medizinischen Universität
Innsbruck forscht, helfen in Zukunft, das therapeutische Potential von SrbA und der durch SrbA kontrollierten Stoffwechselwegen
zu bestimmen.
Auszeichnung für Forschung zu Virulenzfaktor
Der humanpathogene Aspergillus fumigatus, ein Schimmelpilz aus der Familie der Gießkannenschimmel, gehört
zu den global verbreitetesten Spezies, findet sich vor allem auf verwesenden Pflanzenteilen und kann durch seine
in der Luft verbreiteten Sporen Allergien bewirken oder zu einem Aspergillom führen, wobei sich der Schimmel
z. B. in den Nasennebenhöhlen oder auch der Lunge einnistet. Zudem besteht für immungeschwächte
PatientInnen die Gefahr einer invasiven Aspergillose, bei der die Sporen in der Lunge auskeimen und zu einer Infektion
mit einer Letalität, also Sterblichkeitsrate von über 50 Prozent führen. Zu den Virulenzfaktoren
des Schimmelpilzes gehört der zentrale Genregulator SrbA, der einerseits eine effiziente Infektion der Wirtsorganismen
ermöglicht, andererseits aber auch die Empfindlichkeit des Pilzes für Therapien mit Triazol-Verbindungen
gewährleistet. Letztere werden häufig als Antimykotika (Arzneimittel zur Behandlung von Pilzinfektionen)
und Fungizide (Wirkstoffe zur Abtötung von Pilzen und deren Sporen) eingesetzt. Die Arbeit von Michael Blatzer
stellt eine molekulare Verbindung zwischen der Virulenz, der Triazol-Empfindlichkeit und der Anpassung an Eisen-
bzw. Sauerstoffmangel von Aspergillus fumigatus her.
Mitarbeiter der Sektion für Molekularbiologie
Michael Blatzer wurde 1981 in Saalfelden, Salzburg, geboren und begann 2000 sein Biologiestudium an der Leopold
Franzens Universität Innsbruck, wobei er sich schon früh auf den Bereich der Mikro- und Molekularbiologie
spezialisierte. 2007 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema „Charakterisierung putativer Siderophorbiosynthesegene
in ''Aspergillus fumigatus“ ab. Es folgte das Doktoratsstudium an der Sektion für Molekularbiologie am Biozentrum
der Medizinischen Universität Innsbruck in der Arbeitsgruppe um ao.Univ.-Prof. Mag.Dr.rer.nat. Hubertus Haas
an der Sektion für Molekularbiologie des Biozentrums Innsbruck. In dieser Zeit untersuchte er in Kooperation
mit KollegInnen der Montana State University (USA) mit einem methodisch breit angelegten Ansatz die molekularen
Wirkungsmechanismen von SrbA, die möglicherweise klinisch hochrelevant sind. 2011 erlangte er den PhD mit
seiner Dissertation „Charakterisierung der Rolle von FreB, SidL und SrbA im Eisenstoffwechsel von Aspergillus fumigatus“.
Die Studien wurden durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert.
Prof. Ernst-Brandl-Stiftung
Der Preis der Prof. Ernst Brandl-Stiftung wird jährlich alternierend für Arbeiten aus dem Bereich der
Medizinischen Universität Innsbruck sowie den Nachfolgefakultäten der Naturwissenschaftlichen Fakultät
der Leopold-Franzens Universität Innsbruck vergeben und besteht aus zwei Teilen: Der erste, wissenschaftliche
Teil richtet sich vor allem an Arbeiten im Bereich der Life Sciences, die das Wohlergehen der Menschheit zum Ziel
haben, einen umweltschonenden Umgang mit Ressourcen ermöglichen, die Ernährung für Menschen und
Tiere sicherstellen oder die Lösung von Umweltproblemen beinhalten. Der zweite Teil des Preises wird für
soziale Einrichtungen vergeben. In diesem Jahr wurden dabei das SOS Kinderdorf in Imst, die Lebenshilfe Tirol,
Sektion Schwaz, der Sozialfonds der Stadt Schwaz, der Franziskaner-Ordens-Konvent, die Dekanatskirche Maria Himmelfahrt
und die Pfarrkirche St. Barbara, alle in Schwaz, bedacht. Die Stiftung geht zurück auf den 1997 verstorbenen
Prof. Ernst Brandl, der im Jahre 1952 gemeinsam mit Dr. Hans Margreiter säurestabiles Penicillin entwickelt
hat, was die Verabreichung des Antibiotikums in Form von Tabletten oder Sirup ermöglichte. |