Bozen (lpa) - Südtirol sei bereit, erneut zu einer Entlastung des Staatshaushalts beizutragen, wenn
im Gegenzug dem Land weitere Kompetenzen übertragen werden. Dies hat Landeshauptmann Luis Durnwalder am 24.05.
in Rom Regionenminister Piero Gnudi vorgeschlagen. Schon in den kommenden Tagen werden Verhandlungen auf Beamtenebene
aufgenommen, um einen gangbaren Weg zu finden.
Gemeinsam mit seinem Trentiner Amtskollegen Lorenzo Dellai war Landeshauptmann Durnwalder heute bei Regionenminister
Gnudi geladen. Gnudi war Mitte Februar von Ministerpräsident Mario Monti zum Ansprechpartner Südtirols
in allen Fragen der Autonomie- und Finanzentwicklung ernannt worden, weshalb der Minister und die Vertreter des
Finanzministeriums heute in erster Linie wissen wollten, welche Vorstellungen die beiden Länder in Sachen
Finanzen, Steuern und Stabilitätspakt hätten. "Wir haben noch einmal deutlich gemacht, dass wir
bereits zur Sanierung des Staatshaushalts beigetragen haben, indem wir im Mailänder Abkommen auf eine halbe
Milliarde Euro jährlich verzichtet haben", so der Landeshauptmann.
Für eine weitere Beteiligung an einer Haushalts-Entlastung formulierten die beiden Landeshauptleute daher
gleich mehrere Bedingungen. Zum einen müsse eine solche Beteiligung im Einvernehmen zwischen Staat und Ländern
erfolgen. "Das schreibt das Autonomiestatut vor und daran muss sich auch diese Regierung halten", so
Durnwalder. Zum anderen müsse das Prinzip des "do ut des" gelten: "Wenn wir dem Staat Kosten
abnehmen, die er in unserem Land zu bestreiten hat, dann wollen wir dafür auch weitere Kompetenzen übernehmen",
erklärt dazu der Landeshauptmann.
Konkret sieht der Vorschlag, den die beiden Länder bereits im Februar Ministerpräsident Monti vorgelegt
hatten, vor, dass sie die Kosten des Staates in Südtirol und im Trentino übernehmen, wenn - wie erwähnt
- dafür auch die Zuständigkeiten wechseln und der Staat zudem darauf verzichtet, die Erträge aus
den Sondersteuern zur Gänze selbst zu einzufordern. "Auch diese Regelung widerspricht dem Autonomiestatut
und wir haben sie bereits vor dem Verfassungsgericht angefochten", so Durnwalder, der ergänzt: "Nur
sind wir nicht der Meinung, dass es zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen Staat und Ländern beiträgt,
wenn man sich nur mehr vor Gericht sieht."
Aus diesem Grund hat man sich heute darauf geeinigt, den Verhandlungsweg zu beschreiten. Schon in den nächsten
Tagen werden die Finanzexperten der beiden Länder - für die Landesregierung wird Chefkämmerer Eros
Magnago die Verhandlungen führen - und der beiden involvierten Ministerien Gespräche aufnehmen. "Das
Ziel ist ein Vorschlag, der das Statut respektiert, unsere Autonomie ausbaut und gleichzeitig den Staat entlastet",
so Durnwalder, der Gnudi gegenüber zudem klar gemacht hat, dass auch eine Technikerregierung politische Fragen
nicht gänzlich außer Acht lassen dürfe: "Wir haben deshalb erneut darauf gepocht, dass die
aufliegenden Durchführungsbestimmungen - etwa jene zum Mailändder Abkommen oder jene zum Nationalpark
Stilfser Joch - vorangebracht werden", so der Landeshauptmann. |