Jürgen Habermas im Wiener Rathaus ausgezeichnet   

erstellt am
24. 05. 12

Wissenschaftsstadtrat Mailath-Pokorny und Uni-Wien Rektor Hein Engl bei der Überreichung der Preise an Jürgen Habermas
Wien (rk) - Der international renommierte Philosoph und Soziologe Univ.-Prof. Dr. Jürgen Habermas wurde am 23.05. im Wiener Rathaus der Ehrenpreis des Viktor Frankl-Fonds für sinnorientierte humanistische Psychotherapie und der "Erwin-Chargaff-Preis für Ethik und Wissenschaft im Dialog" überreicht. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte Habermas als "innovativsten, produktivsten und nachhaltig wirksamsten Denker unserer Zeit. Habermas hat zu den Themen der Zeit immer Stellung bezogen. Ganz gleich ob es sich um den Historikerstreit, den Kosovo, die EU oder Positionen zur Gentechnologie handelt."

In seinen Begrüßungsworten erinnerte sich Wiens Kulturstadtrat auch an den Einfluss, den Habermas in seiner Studentenzeit ausübte: "Wir wollten damals nichts weniger als die uns umgebende Welt zu verstehen. Dabei halfen uns die Werke Habermas'. Meine Generation verdankt ihm die Grundlagen für ein kritisches Weltbild. Dadurch hat er uns kritikfähiger und die Gesellschaft lernfähiger gemacht", so Mailath.

Univ.-Prof. Hubert Christian Ehalt bezeichnete Habermas in seiner Laudatio, als "umfassend gebildeten, originellen Gesellschaftsdenker, dessen Werke eine gleichermaßen große Wirkung in der akademischen Welt und in die Öffentlichkeit haben". Ehalt unterstrich vor allem Habermas' Einsatz für eine kritische europäische Öffentlichkeit. Seit den 70er Jahren sei Jürgen Habermas für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften "eine unabdingbare Sozialisierungsinstanz".

Habermas zeigte sich über die Auszeichnungen sichtlich bewegt: "Es bedarf eines starken Ichs, um bei so viel Lobrede einen kühlen Kopf zu bewahren. Es macht mich beklommen, im Namen von Viktor Frankl, der ein Todeslager überlebt hat, und im Namen von Erwin Chargraff, der 1933 als Jude Berlin verlassen musste und dessen Mutter in Treblinka ermordet wurde, Auszeichnungen entgegenzunehmen". Wien tue gut daran, das Andenken an diese prägenden Wissenschafter zu bewahren.
     
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