Bundesminister Mitterlehner unterzeichnete Charta für familienfreundliche Arbeitswelt mit
Sozialpartner-Präsidenten Leitl, Tumpel und Foglar sowie IV-Generalsekretär Neumayer
Wien (bmwfj) - Mit dem Zukunftsforum "Familie und Wirtschaft" traf Wirtschafts- und Familienminister
Reinhold Mitterlehner seit September 2011 rund 850 Wirtschaftstreibende in den Bundesländern und informierte
sich vor Ort über Erfolgsmodelle. Bei der Abschlussveranstaltung am Abend des 20.05. in Wien unterzeichnete
Mitterlehner gemeinsam mit führenden Vertretern der Sozialpartner und der Industriellenvereinigung eine neue
Charta zur "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", um diesen Prozess weiter zu beschleunigen. "Mit
unserem Schulterschluss wollen wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Österreich weiter erleichtern.
Dafür braucht es neben dem Ausbau von bedarfsgerechten Kinderbetreuungsplätzen gerade für Unter-Dreijährige
vor allem auch einen Bewusstseinswandel in der Arbeitswelt. Hier sind alle Beteiligten gefordert", sagte Mitterlehner.
"Wir wollen Familienfreundlichkeit als Markenzeichen der heimischen Wirtschaft etablieren. Der demographische
Wandel und der Fachkräftebedarf erhöhen den Handlungsdruck", so Mitterlehner weiter.
Die neue Charta ist ein öffentliches Bekenntnis zur Notwendigkeit familienfreundlicher Maßnahmen und
benennt die Schlüsselrolle, die Unternehmen, Organisationen, Institutionen, Führungskräften und
der Kollegenschaft im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zukommt. Alle Verantwortungsträger
werden aufgefordert, in ihrem Verantwortungsbereich familienbewusste Maßnahmen anzubieten bzw. auszubauen.
Laut Charta sollen beispielsweise familiäre Verpflichtungen (insbesondere Betreuungspflichten) zu keinen beruflichen
Nachteilen führen und etwa bei Arbeitsorganisation und Sitzungskultur berücksichtigt werden. Rechtliche
Möglichkeiten für flexible Arbeitszeitmodelle sollen genutzt und wenn notwendig ausgebaut werden. Die
Möglichkeit familienbedingter Teilzeitarbeit soll auch für Führungskräfte ausgebaut werden.
Im Zusammenwirken mit der Politik sollen bedarfsgerechte und verlässliche Kinderbetreuungseinrichtungen zur
Verfügung stehen.
Präsidenten von WKÖ, AK und ÖGB sowie Industrie tragen Charta mit
Alle Unterzeichner begrüßen die Charta als positiven Anstoß für einen Umdenkprozess hin zu
mehr und besserer Vereinbarkeit.
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl betonte: "Mit familienfreundlichen Arbeitsbedingungen können
sich Unternehmen im Wettbewerb um Arbeitnehmer aller Qualifikationsstufen als attraktive Arbeitgeber positionieren.
Initiativen wie diese sind ein wichtiges Instrument, um das Bewusstsein weiter zu schärfen und geben gute
Impulse, wie das Thema Vereinbarkeit noch besser innerbetrieblich verankert werden kann."
Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel sagte: "Beruf und Familie sind nur dann für beide, Frauen
und Männer, optimal vereinbar, wenn der Wiedereinstieg nach der Geburt ohne berufliche Nachteile erfolgen
kann. Dafür braucht es genügend qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsplätze und Väter sollen
sich verstärkt an der Kinderbetreuung beteiligen können."
Gewerkschaftspräsident Erich Foglar lobte die Charta als wichtigen ersten Schritt, "um die Wahrnehmung
auch dahin gehend zu schärfen, dass Veränderungen für eine familienfreundliche Arbeitswelt eine
Zukunftsinvestition sind, die sich nachhaltig lohnt."
IV-Generalsekretär Christoph Neumayer betonte: "Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und
der Verschärfung des Fachkräftemangels ist es aus Sicht der Industrie notwendig, das heimische Arbeitskräftepotenzial
optimal zu nutzen. Aus diesem Grund unterstützt die Industriellenvereinigung Initiativen, die zur Verbesserung
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen. Bereits heute wird diese Vereinbarkeit in zahlreichen österreichischen
Unternehmen gelebt und stellt einen fixen Bestandteil in der Unternehmenskultur dar."
Die am Montagabend unterzeichnete Charta wurde auf Initiative von Wirtschafts- und Familienminister Mitterlehner
von einem Experten-Gremium erarbeitet, in dem auch WKÖ, AK, ÖGB und IV vertreten waren. Künftig
wird das BMWFJ alle drei Jahre evaluieren, inwieweit sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert hat.
Neuer berufundfamilie-Index unterstützt Ausbau der Familienfreundlichkeit
Mitterlehner präsentierte zum Abschluss des Zukunftsforums auch ein neues Selbstdiagnose-Instrument für
Betriebe, das auf der Webseite www.berufundfamilie-index.at nutzbar ist. Jedes Unternehmen kann damit in nur wenigen
Minuten sein Familienbewusstsein mittels Fragebogen messen und in Relation zu vergleichbaren Firmen sehen. Zudem
erfolgt eine Analyse, in der Verbesserungsmöglichkeiten und weitere Maßnahmen wie das Audit "berufundfamilie"
aufgezeigt werden. Dabei handelt es sich um ein Management-Instrument zur internen Erhebung und Verbesserung der
Familienfreundlichkeit. Erfolgreich teilnehmende Betriebe erhalten ein staatliches Gütezeichen. "Wer
familienfreundlich agiert, erarbeitet sich betriebswirtschaftliche Wettbewerbsvorteile und wird attraktiver für
qualifizierte Fachkräfte", verweist Mitterlehner auf eine neue Erhebung im Auftrag des BMWFJ. |