FH St. Pölten erweckt prähistorischen Stamm mittels modernster Medientechnik digital
zu neuem Leben
St. Pölten / Mailand (fhstp) - Prähistorische Felskunst digital reanimieren - das ist das
Ziel einer Ausstellung in Mailand, deren Highlights auf einer heutigen Pressekonferenz vorgestellt wurden. Zentraler
Aspekt der Ausstellung wird eine Film-Installation der Fachhochschule St. Pölten sein, die einen italienischen
Stamm nach 7.000 Jahren digital zu neuem Leben erweckt. Zusätzliche Sound-Installationen und ein großer
Multi-Touch-Table laden ein, die weltberühmte Felskunst aus Norditalien spielerisch zu erleben und zu entdecken.
Das bekannte Triennale Design Museum Mailand wird im Oktober seine Pforten für die Ausstellung "PITOTI
- Digital Rock-Art from Ancient Europe" öffnen - und damit erstmals modernste Medientechnologie mit wissenschaftlichen
Ergebnissen archäologischer Forschung verknüpfen. Einen Vorab-Einblick in diesen kreativ-wissenschaftlichen
Ansatz gaben VertreterInnen des Museums gemeinsam mit dem Centro Camuno di Studi Preistorici und der FH St. Pölten
heute auf einer Pressekonferenz in Mailand. Dabei wurden auch die Inhalte des Films "Ambient Cinema"
der FH St. Pölten vorgestellt, der den Auftakt zur Ausstellung bilden wird. Dieser lässt einen Stamm,
die Camuni, aus Norditalien nach 7.000 Jahren wieder auferstehen - zumindest digital. Denn der Film bietet erstmals
einem breiten Publikum, was bisher nur ausgesuchte ArchäologInnen erleben durften: die als UNESCO Weltkulturerbe
geschützte Felskunst der Camuni an den steilen Felswänden des norditalienischen Tals Camonica.
"Diese als Pitoti bezeichneten Felsgravierungen können zwar nicht transportiert werden, kreative Ideen
im Wechselspiel mit modernster Medientechnik ermöglichen es, sie dennoch hautnah zu erleben", erklärt
FH-Prof. Dr. Frederick Baker, Dozent am Institut Creative\Media/Technologies der FH St. Pölten und Mitarbeiter
des Museum of Archaeology & Anthropology der University of Cambridge, GB. Diese Erfahrung bietet Dr. Baker
den BesucherInnen mit seiner Film-Installation "Ambient Cinema", in der er klassische Reportage-Filmsequenzen
mit Animationen und hochauflösenden Fotografien zu einem 360-Grad Gesamtkunstwerk zusammenfügt.
Pitoti Movies
Mit Projektionen an allen vier Wänden, Boden und Decke wird der Film die BesucherInnen auf die weitere
Ausstellung einstimmen. "Szenen aus den Felsgravierungen lösen sich darin von ihrer steinigen Umgebung
und entwickeln ein Eigenleben", erläutert Dr. Baker. Möglich wird dies z. B. durch eigens an der
FH St. Pölten entwickelte Animationen. Diese basieren auf den scheinbaren Bewegungsmustern der in Fels gravierten
Figuren. Actionreiche Jagd-, Kampf- und Tanzszenen sind, wie die Forschungsergebnisse von Dr. Baker und Dr. Christopher
Chippindale (University of Cambridge) zeigen, zentrale Inhalte der Felszeichnungen. Die Dynamik dieser Szenen zeigt
das Camonica-Tal als eine Art prähistorisches Open-Air Kino, das größte seiner Art in Europa: "State-of-the-Art
Animations- und Filmtechnik erlaubt es uns, die Szenen dieses prähistorischen Films zu einem cineastischen
Erlebnis für Augen und Ohren zu machen", so Dr. Baker.
Surround Sound
Schon vor 7.000 Jahren platzierten die Camuni ihre Felszeichnungen strategisch geschickt an bestimmten Orten des
Camonica-Tals. Die Soundqualität der Umgebung der Felsgravuren war für die audiovisuelle Umsetzung der
Forschungsergebnisse von großer Bedeutung: "Die Platzierung der Felskunst an Orten mit spezieller Akustik
wie z. B. Echos zeigt, dass die Camuni schon vor 7.000 Jahren neben dem optischen Erlebnis auch den akustischen
Kick suchten", so Dr. Baker. Dieser wird nun auch BesucherInnen geboten: MusikerInnen haben mit Nachbauten
prähistorischer Instrumente die einzigartige Soundqualität des Camonica-Tals nachempfunden. Recording
ExpertInnen der FH St. Pölten entwickelten daraus sogar einen Soundtrack zu den Felszeichnungen.
Ein zusätzliches Erlebnis wird ein preisgekrönter Multi-Touch-Tabletop Computer* mit hochauflösenden
Pitoti-Grafiken den BesucherInnen bieten. Hier können sie gravierte Felsabschnitte in Handarbeit selber zusammenfügen:
"Einzelne Szenen großflächiger Gravuren können so in Zusammenhang gestellt werden. So kann
die Felskunst der Camuni nach 7.000 Jahren wieder als Story-in-Action begriffen werden", ergänzt Dr.
Baker.
*Der Multi-Touch-Tabletop Computer wurde mit FH-Prof. DI Markus Seidl und FH-Doz. DI Dr. Peter Judmaier und StudentInnen
von der FH St. Pölten entwickelt und mit dem Innovationspreis 2011 der APA-IT-Challenge ausgezeichnet.
Über die Fachhochschule St. Pölten
Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung
in den Themengebieten Medien, Informatik, Verkehr, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 16 Studiengängen
werden rund 2.000 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung.
Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt innerhalb der Kompetenzfelder Medientechnik, Medienwirtschaft, IT-Sicherheit,
Simulation, Schienenverkehr, Gesundheit und Soziales. Es erfolgt ein stetiger Austausch zwischen Studiengängen
und Instituten, in denen laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickelt und umgesetzt
werden. |