Entwicklung der Kundenzinssätze der Banken in Österreich und im Euroraum im 1.Quartal
2012
Wien (oenb) - Bei unverändertem EZB-Leitzinssatz und sinkenden Zwischenbankzinssätzen waren
im ersten Quartal 2012 in Österreich die neu vereinbarten Kreditzinssätze mit Unternehmen weiter rückläufig.
Starke Rückgänge gab es sowohl bei Großkrediten (über eine Million Euro) als auch bei Krediten
bis eine Million Euro, wobei vor allem in letzterer Kategorie österreichische Unternehmen im Vergleich mit
dem Euroraum-Durchschnitt deutlich bessere Konditionen vorfanden.
Bei neu vereinbarten Einlagenzinssätzen mussten private Haushalte im ersten Quartal 2012 in Österreich
deutlich sinkende Zinssätze hinnehmen, wobei in allen Laufzeitkategorien die Vergleichswerte des Euroraums
unterschritten wurden.
Die im Dezember 2011 und Februar 2012 von der Europäischen Zentralbank (EZB) aufgelegten Dreijahrestender,
welche europäischen Banken Liquidität in Höhe von insgesamt einer Billion Euro zur Verfügung
stellten, zeigten bei den Geldmarktsätzen im 1. Quartal ihre Wirkung. So reduzierte sich der durchschnittliche
3-Monats-EURIBOR um 57 Basispunkte und erreichte im März mit 0,86% den geringsten Wert seit Juli 2010. Der
Rückgang der Geldmarktsätze wurde zum Teil von den Banken an ihre Kunden weitergegeben und führte
zu sinkenden Zinssätzen bei Einlagen und Krediten.
Im Kreditgeschäft konnten Unternehmen insbesondere bei Großkrediten (über 1 Million Euro) von einem
deutlichen Rückgang der Zinssätze profitieren. Im ersten Quartal ließ sich bei Großkrediten
im Neugeschäft ein Rückgang um 0,55 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal verzeichnen, bei Volumen
von bis eine Million Euro waren es immerhin 0,32 Prozentpunkte. In beiden Kategorien lagen die Durchschnittszinssätze
mit 2,70% (bis eine Million Euro) bzw. 2,16% (über eine Million Euro) unter dem Euroraum-Schnitt von 4,24%
bzw. 2,57%. Gleichzeitig entwickelte sich auch das Kreditwachstum inländischer Unternehmen im ersten Quartal
besser als im Euroraum. So stieg die Jahreswachstumsrate des Kreditvolumens von Unternehmen in Österreich
auf 2,7%, während sich jene des Euroraums weiterhin in Richtung Nulllinie bewegte.
Private Haushalte konnten vor allem bei neuen Wohnbaukrediten von günstigeren Konditionen (–0,24 Prozentpunkte)
profitieren, während Konsumkredite entgegen dem allgemeinen Trend um 0,28 Prozentpunkte teurer wurden. Beide
Kategorien befanden sich jedoch auch mit 5,15% bei Konsum- und 2,83% bei Wohnbaukrediten unter dem Durchschnitt
des Euroraums (6,75% bzw. 3,61%). Auch bei Privaten konnte in Österreich mit 1,4% ein höheres Kreditwachstum
als im Euroraum (0,6%) festgestellt werden.
Bei neuen Einlagen von privaten Haushalten mussten die Kunden in allen Kategorien Rückgänge der Zinssätze
hinnehmen. Vor allem bei Einlagen zwischen ein und zwei Jahren lag die durchschnittliche Verzinsung mit 2,08 Prozent
um 0,47 Prozentpunkte deutlich unter dem Vorquartal. Im Euroraum war der Rückgang mit 0,16 Prozentpunkten
geringer ausgeprägt. Auch bei anderen Laufzeiten erhöhte sich die Differenz zum Euroraum. Der Durchschnitt
des Euroraumes wurde jedoch insbesondere von einigen Ländern im Süden Europas nach oben beeinflusst.
Die Entwicklung der Realzinssätze zeigte, dass diese bei längerfristigen Einlagen (über 2 Jahre)
im ersten Quartal sogar kurzfristig im positiven Bereich lagen. Im März war mit –0,17 Prozentpunkten (Nominalzinssatz:
2,53%, HVPI: 2,70%) aber wieder ein negativer Realzinssatz zu verzeichnen. |