Hans Schabus. Vertikale Anstrengung   

erstellt am
01. 06. 12

21er Haus, 1. Juni bis 9. September 2012
Wien (belvedere) - Für die erste einzelausstellung im neuen 21er haus konzipierte hans schabus unter dem titel Vertikale Anstrengung eine raumgreifende installation, die sich filigran der geometrischen Architektur Karl Schwanzers entgegensetzt. Die Installation stellt ein Spannungsverhältnis zwischen dem Innen und dem Außen des Museums her und wirft viele Fragestellungen auf - vom Thema der skulpturalen Bewältigung des Raumes, über die Hinterfragung des Museumsbegriffs bis hin zur rolle der institution "Museum".

Der Arbeit für das neue 21er Haus ging ein langer Annäherungsprozess voraus, der die Geschichte des Hauses und seines Umfeldes dezidiert offenlegte, über die Kunst zur Entstehungszeit des Hauses und der Moderne allgemein reflektierte und ebenso die weltpolitischen gesellschaftlichen Dimensionen von den 1950er-Jahren bis heute berücksichtigte. Dieser universelle Themenkomplex realisiert sich in einer zeichnerisch anmutenden Installation, die es versteht, differente Themen aufzugreifen und im Raum zu diskutieren.

In seiner Arbeit Vertikale Anstrengung stellt Hans Schabus scheinbar willkürlich arrangierte Baumstämme, die die Unkontrollierbarkeit der Natur suggerieren, der architektonischen Ordnung des Museums gegenüber. Erst von einem erhöhten Blickwinkel aus wird erkennbar, dass die Baumstämme einer Ordnung folgen und das Wort "Museum" bilden. Während im Erdgeschoss Chaos und Entgrenzung herrschen, scheint die Welt vom ersten Stock aus gesehen wieder in Ordnung zu sein. Die Baumstämme wirken wie Keile, die von unten in die Museumssammlung eingreifen, das System aufspalten und hinterfragen. So treffen die Möglichkeitsräume des neuen Museums auf eine klar definierte Museumsordnung. Hans Schabus' bildhauerische Arbeiten basieren auf dem Prinzip der Collage oder der Montage, wobei es primär nicht um Innovation und Originalität geht, sondern um Differenz und Widerspruch. Seine Entmystifizierung von etablierten und zur Norm gewordenen bildhauerischen Vorstellungen macht dabei nicht halt vor Marcel Duchamp, Fritz Wotruba, Walter de Maria oder Joseph Beuys. Schabus bricht mit den herkömmlichen Codes der Kunst und regt ein Nachdenken darüber an, welche Funktionen die Kunst überhaupt noch wahrnehmen kann und an wen sie sich heute wendet.

hans schabus wurde 1970 in Watschig, Österreich, geboren und studierte von 1991 bis 1996 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Internationale Anerkennung finden die Arbeiten des Künstlers spätestens seit seiner Gestaltung des österreichischen Pavillons für die 40. Biennale di Venezia im Jahr 2005. Dort löste er die Architektur des von Josef Hoffmann erbauten Pavillons auf und übersetzte sie in eine neue Funktion. Seine Installationen, skulpturalen Arbeiten und Fotos sind oftmals Dokumentationen und Resultate seiner Auseinandersetzung mit der eigenen Tätigkeit als Künstler. Hans Schabus lebt und arbeitet in Wien.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
     
Informationen: http://www.21erhaus.at    
     
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